Grundsätzlich unterscheiden sich einzelne Gesichter oft nicht sehr stark - Augen, Nase, Mund, Kinn und Wangen bilden ein konstantes Grundmuster. Dennoch ist es wichtig, dass wir uns Gesichter mehr als andere Merkmale einprägen, sie beschreiben und wiedererkennen können. Wie das Gehirn zum Experten für Gesichter wird und die nötigen Informationen verarbeitet und ob möglicherweise auch andere komplexe Objekte nach einem stets gleichen Schema erkannt werden, untersucht David Leopold, Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik in Tübingen.
"Würden wir jedes Gesicht einzeln abspeichern, müssten jedes mal die Positionen der einzelnen Merkmale wie Augen Mund und Nase neu abgelegt werden. Überdies müssten wir uns auch Blickwinkel, verschiedene Beleuchtungsverhältnisse und Gesichtsausdrücke ebenfalls merken", resümiert Leopold. Schon einfacher wäre es, wenn, wie eine alte Hypothese vermutet, wir bereits über ein Grundmuster verfügten, anhand dessen wir nur noch die Abweichungen im Gesicht unseres Gegenübers ermittelten und diese dauerhaft abspeicherten. Der Speicherraum dafür wäre um ein Vielfaches geringer, als ein komplettes Archiv aller unterschiedlichen Aspekte zu jedem einzelnen Gesicht.
Doch den Beweis für diese einleuchtende Annahme eines Norm-Gesichtes zu führen, ist nicht einfach. Mit einem ausgefuchsten Trick gelang es dem US-Forscher allerdings doch: Dazu beförderte David Leopold die Gesichter von 200 Testpersonen in einen Computer und berechnete durch Überlagerung der Bilder und einem komplexen Algorithmus quasi ein Durchschnittsgesicht. Anhand dieses Kerngesichts konnten die Tübinger Forscher alle individuellen Bilder in ihren Merkmalsausprägungen so verändern, dass etwa aus männlichen Konterfei ein weibliches anmutendes Gesicht wird.
Neben diesen Antigesichtern setzte Leopold auf die leichte Trägheit in unserer Anpassungsfähigkeit, die uns beispielsweise auf einen neutralen Stein am Fluss noch nach einiger Zeit Bewegung vorgaukelt, wenn nachdem wir zuvor länger einen Wasserfall beobachteten. "Dabei entspricht das Antigesicht dem Wasserfall und das Originalgesicht dem Stein. Wir ließen die Probanden zum Beispiel länger auf ein männliches Antigesicht schauen und boten ihnen dann zehn Kandidaten, aus denen das erkannte, ursprüngliche Gesicht ausgewählt werden sollte", so Leopold. Das Ergebnis: Die Testpersonen erkannten unter den Möglichkeiten zielsicher das weibliche Original. Gäbe es in unserem Gehirn keinen Prototypen, hätten die Probanden die beiden Gesichter nicht in Beziehung zueinander setzen können.
[Quelle: Grit Kienzlen]
"Würden wir jedes Gesicht einzeln abspeichern, müssten jedes mal die Positionen der einzelnen Merkmale wie Augen Mund und Nase neu abgelegt werden. Überdies müssten wir uns auch Blickwinkel, verschiedene Beleuchtungsverhältnisse und Gesichtsausdrücke ebenfalls merken", resümiert Leopold. Schon einfacher wäre es, wenn, wie eine alte Hypothese vermutet, wir bereits über ein Grundmuster verfügten, anhand dessen wir nur noch die Abweichungen im Gesicht unseres Gegenübers ermittelten und diese dauerhaft abspeicherten. Der Speicherraum dafür wäre um ein Vielfaches geringer, als ein komplettes Archiv aller unterschiedlichen Aspekte zu jedem einzelnen Gesicht.
Doch den Beweis für diese einleuchtende Annahme eines Norm-Gesichtes zu führen, ist nicht einfach. Mit einem ausgefuchsten Trick gelang es dem US-Forscher allerdings doch: Dazu beförderte David Leopold die Gesichter von 200 Testpersonen in einen Computer und berechnete durch Überlagerung der Bilder und einem komplexen Algorithmus quasi ein Durchschnittsgesicht. Anhand dieses Kerngesichts konnten die Tübinger Forscher alle individuellen Bilder in ihren Merkmalsausprägungen so verändern, dass etwa aus männlichen Konterfei ein weibliches anmutendes Gesicht wird.
Neben diesen Antigesichtern setzte Leopold auf die leichte Trägheit in unserer Anpassungsfähigkeit, die uns beispielsweise auf einen neutralen Stein am Fluss noch nach einiger Zeit Bewegung vorgaukelt, wenn nachdem wir zuvor länger einen Wasserfall beobachteten. "Dabei entspricht das Antigesicht dem Wasserfall und das Originalgesicht dem Stein. Wir ließen die Probanden zum Beispiel länger auf ein männliches Antigesicht schauen und boten ihnen dann zehn Kandidaten, aus denen das erkannte, ursprüngliche Gesicht ausgewählt werden sollte", so Leopold. Das Ergebnis: Die Testpersonen erkannten unter den Möglichkeiten zielsicher das weibliche Original. Gäbe es in unserem Gehirn keinen Prototypen, hätten die Probanden die beiden Gesichter nicht in Beziehung zueinander setzen können.
[Quelle: Grit Kienzlen]