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Jeder vierte bricht sein Studium ab

Nach einer Studie der Hannoveraner Hochschul-Informationssystem GmbH (HIS) beendet jeder vierte Studierende sein Studium ohne einen Abschluss. Die Untersuchung war von Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn in Auftrag gegeben worden. Die Ministerin forderte denn auch umgehend die Universitäten zu einer Reform der Studiengänge und zu einer besseren Betreuung der Studierenden auf.

    Spitzenreiter bei den Studienabbrüchen sind nach den jetzt bekannt gegebenen Zahlen die Universitäten. Hier liegt die Zahl der Studienabbrecher bei 30 Prozent, während die Fachhochschulen nur von 22 Prozent ihrer Studierenden ohne Abschluss verlassen werden. Gegenüber früheren Jahrgängen ist die Zahl aber nicht gestiegen. Im Jahr 1992 berechnete die HIS eine Abbruchquote von gut 25 Prozent. Das Interesse der Öffentlichkeit an einer solchen Studie sei aber gestiegen, meint Dr. Klaus Schnitzer, Abteilungsleiter bei der Hochschul-Informationssystem GmbH: "Seit Pisa nimmt man solche Werte nicht mit einem Achselzucken hin sondern nimmt sie als Alarmzeichen. Ich denke, das Alarmzeichen muss man sehen hinsichtlich der Studierfähigkeit der Studierenden, das ist wie bei Pisa der Blick auf die Schüler. Aber was auch wichtig ist, ist dass man die Ausbildungsfähigkeit der Hochschulen etwas hinterfragt."

    Schlechte Studienbedingungen sind nach den Erkenntnissen Schnitzers nicht der Hauptgrund für den vorzeitigen Abschied von der Hochschule. Wichtigster Anlass sei vielmehr mangelnde Motivation oder Orientierungsfähigkeit der Studierenden. Etwa ein Drittel der Studienabbrüche können nach der HIS-Studie hierauf zurückgeführt werden. Für etwa 20 Prozent der Studienabbrüche sind hohe Leistungsanforderungen oder das Versagen in Prüfungen verantwortlich, für ein weiteres Drittel der Studienabbrüche können externe Gründe wie familiäre Umorientierungen oder Finanzprobleme verantwortlich gemacht werden.

    Dass sich die Erstsemester eine falsche Vorstellung vom Studium machen, ist für Klaus Schnitzer nicht naturgegeben: "Diese Abbrüche sind durchaus vermeidbar. Man müsste in der Schule ansetzen, man müsste bei der Bewerbung ansetzen: Es müssen Orientierungsgespräche geführt werden und es muss im Studium weiter nachgeschaut werden. In den USA würde ein Dekan, bei dem es Abbruchquoten in dieser Größenordnung gibt, zu seinem Präsidenten zitiert, um darzulegen, was er dagegen gemacht hat."

    Über die Gründe für einen Studienabbruch will man im Herbst noch besser Bescheid wissen. Dann sollen die Ergebnisse einer ausführlichen Befragung von Studienabbrechern vorliegen.

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    Information des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur HIS-Studie