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Jeff Bezos kauft sich eine Zeitung

Die Berichtssaison ist so gut wie vorbei, nun fehlen den US-Börsen kursmachende Impulse. Die Anleger hielten sich größtenteils zurück – nur bei der Washington Post griffen sie richtig zu.

Von Beatrice Uerlings |
    Mit der Gründung des Internetkaufhauses Amazon hat Jeff Bezos die Art und Weise verändert, wie die Menschen einkaufen. Jetzt macht der Onlinepionier eine Zeitrolle rückwärts. Während viele die traditionellen Printmedien abschreiben, gibt Bezos 250 Millionen Dollar seines Privatvermögens aus, um die berühmte US-Tageszeitung Washington Post zu kaufen. Wie passt das zusammen? "Es geht um den Markennamen und sonst nichts", mutmaßt Cristina Alesci. Die New Yorker Volkswirtin verweist darauf, dass die Washington Post zwar 35% weniger Gewinn macht als vor fünf Jahren, aber doch immer noch jeden Tag eine halbe Million Zeitungen verkauft und also ein sehr einflussreicher Meinungsmacher bleibt.

    Alle großen Indizes geben nach
    Für die Washington Post Aktie ging es an der Wall Street steil nach oben. Der Impuls reichte jedoch nicht aus, um auch den breiten Markt zu beflügeln. Alle großen Indizes gaben nach. Der Dow Jones fiel um 0,6% auf 15.518 Punkte ab; Nasdaq schloss 0,7% tiefer.

    Die Verluste zogen sich quer durch alle Industrien und Branchen hindurch. Besonders arg erwischte es das Papier von American Eagle Outfitters. Nach der Gewinnwarnung vom Vortag hagelt es Analystentadel für die auf Teenager spezialisierte US-Bekleidungskette.

    Von Altlasten der Finanzkrise eingeholt
    Auch die Bank of America stand klar auf der Verliererseite. Die Großbank wird erneut von den Altlasten der schweren Finanzkrise eingeholt. Das US-Justizministerium hat eine Klage eingereicht. Stein des Anstoßes sind unlautere Hypothekengeschäfte, die die Investoren 850 Millionen Dollar gekostet haben sollen.

    Bei den Technologieschwergewichten war IBM das Schlusslicht. Der weltweit führende IT-Dienstleister reagiert auf die schwache Nachfrage und schickt einen Teil seiner Belegschaft in Zwangsurlaub. Erfreuliche Daten zur US-Handelsbilanz verpufften. Das Defizit ist im Juni auf den tiefsten Stand seit fast vier Jahren zurückgefallen. Der amerikanischen Volkswirtschaft gelingt es offenbar immer besser, interessante Produkte für das Ausland herzustellen und dort auch zu verkaufen. Genau dieses Exportziel hatte Barack Obama ausgegeben. Gleichzeitig gehen auch von der Importseite positive Impulse aus: Die Vereinigten Staaten können dank ihrer wachsenden, eigenen Energiegewinnung auf einen Teil der bisherigen Ölimporte verzichten.

    Die anderen Märkte im Überblick. Im Rentenhandel rentieren die 10 jährigen US-Staatsanleihen bei 2,64%. Der Euro war im späten New Yorker Handel 1,3307 Dollar wert. Die US-Schlussnotierung für Gold betrug 1.283 Dollar 60 Cent.

    Yen drückt Nikkei
    Der stärkere Yen hat auch am Mittwoch Investoren an der Tokioer Aktienbörse die Laune verdorben. Der Nikkei-Index sank im Mittagshandel um 2,3 Prozent auf 14.072 Punkte. Der breiter augestellte Topix fiel um 1,8 Prozent auf 1172 Stellen. Der Yen war auf den höchsten Stand seit Ende Juni geklettert. Wird er teurer, wirken sich im Ausland erzielte Gewinne japanischer Konzerne weniger stark in den Bilanzen aus. Der Euro war 130,27 Yen wert.