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Jemen
Saudi-Arabien dementiert Einsatz von Bodentruppen

Die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition gegen die Huthi-Rebellen im Jemen hat Berichten widersprochen, im größeren Maßstab Bodentruppen eingesetzt zu haben. Lediglich 20 Soldaten seien in Aden abgesetzt worden. Derweil sehen Menschenrechtler Indizien für den Einsatz von Streubomben im Jemen.

Von Björn Blaschke | 03.05.2015
    Ein saudi-arabischer Soldat an der saudisch-jemenitischen Grenze.
    Ein saudi-arabischer Soldat an der saudisch-jemenitischen Grenze. (AFP / FAYEZ NURELDINE)
    Von Bodentruppen - also hunderten Soldaten zu sprechen - wäre wohl übertrieben. Bodentrupp trifft es besser: Rund 20 Soldaten wurden in der umkämpften jemenitischen Hafenstadt Aden abgesetzt - von der durch Saudi-Arabien geführten Koalition gegen die schiitischen Huthi-Rebellen. So jemenitische Militärbeamte. Und weiter: Die schwarz gekleideten und maskierten Soldaten seien zu einer Aufklärungsmission gelandet. Zuvor hatte es geheißen, dass vereinte Bodentruppen der arabischen Koalition um Saudi-Arabien in den Jemen einmarschiert sind. Das allerdings dementierte umgehend Ahmed Assieri, der Militärsprecher Saudi-Arabiens:
    "Wir haben weder Marineeinheiten noch Bodentruppen der Koalition nach Aden oder in das Gebiet um Aden geschickt. Wenn wir Bodentruppen der Koalition einsetzen, dann werden wir das auf unserer täglichen Pressekonferenz bekannt geben!"
    Mehrfache Ankündigung einer Bodenoffensive
    Die schiitischen Huthi-Rebellen hatten ihren Vormarsch vergangenen September begonnen und in der Zwischenzeit die Hauptstadt Sanaa sowie mehrere Provinzen des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Um mehr Einfluss im Jemen zu bekommen, haben sie sich mit dem ehemaligen Präsidenten Ali Abdullah Salih und dessen Getreuen in Armee und Polizei verbündet. Im März dann rückten die Huthis auf die Hafenstadt Aden vor und der amtierende Staatspräsident Abed Rabbo Mansur Hadi floh außer Landes. Zur Seite sprangen ihm Saudi-Arabien und neun weitere arabische Staaten; sie starteten Luftangriffe auf die Huthis, um die - wie es heißt - an den Verhandlungstisch zu bringen. Mehrfach erklärten Vertreter dieser arabischen Koalition, dass den Luftschlägen eine "arabische" Bodenoffensive folgen wird, sobald die militärische Kapazität der Huthis geschmälert ist.
    Möglicherweise stellen die gut 20 Soldaten, die da eine Aufklärungsmission in Aden haben, die Vorhut dar. Saad bin Omar, der Leiter eines strategischen Forschungszentrums in der saudi-arabischen Hauptstadt Riyadh sagte beim Nachrichtensender al-Arabiya:
    "Der Trupp, der abgesetzt wurde, ist sehr gut trainiert und mit modernen Kommunikationsgeräten ausgestattet. Es ist ein rein jemenitischer Trupp (der im Ausland trainiert wurde und dem amtierenden Präsidenten zur Seite steht). Ich glaube, dass dieser Einsatz nur ein erster Schritt ist, dem weitere Schritte folgen. Nach meinen Informationen ist die Zahl dieser Einheit insgesamt weniger als ein Hundert Kämpfer."
    Berichte über Einsatz von Streubomben durch Saudi-Arabien
    Derweil hat die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" erklärt, es gebe "glaubhafte Belege" dafür, dass Saudi-Arabien im Kampf gegen die Huthis Streubomben eingesetzt hat; Streubomben, die möglicherweise von den USA geliefert wurden. Diese Waffen gelten als besonders grausam: Sie bestehen aus einer Vielzahl kleinerer Bomben, die über einem größeren Gebiet abgeworfen werden, aber nicht sofort explodieren. Sie bleiben sozusagen als Minen am Boden und stellen bisweilen über Jahre eine Gefahr für die Bevölkerung dar. 116 Länder haben Streubomben geächtet – allerdings zählen weder die USA noch Saudi-Arabien dazu.