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Jenaer Studenten wehren sich gegen einen Rechtsaußen in der Philosophie

    An der Uni Jena fand am 8. Februar eine öffentliche Diskussionsveranstaltung mit dem umstrittenen Honorarprofessor Günther Zehm vom Philosophischen Institut der Hochschule statt, dem Verbindungen nach Rechtsaußen vorgeworfen werden. Für die Antifaschistische Hochschulgruppe ist Zehm ein geistiger Brandstifter, der den "rechtsextremen Diskurs mit pseudo-intellektuellem Hintergrund" unterfüttere. Zehm fungiert unter dem Pseudonym Pankraz als einer der Starautoren des neurechten Wochenblatts "Junge Freiheit", das Rechtsextremisten aus dem In- und Ausland eine publizistische Plattform bietet. Auch in einer Festschrift zum 60. Geburtstag des britischen Holocaust-Leugners und selbsternannten Historikers David Irving veröffentlichte Zehm einen Beitrag. Für den Jenaer Professor ist Irving ein interessanter Wissenschaftler und der Holocaust eine Glaubenssache. Früher sei man bestraft worden, wenn man nicht an Gott glaubte, heute, wenn man nicht an den Holocaust glaubt, so Zehm: "Ich gehöre zu denen, die das bedenklich finden." Für den Direktor des philosophischen Instituts Gottfried Gabriel ist der Honorarprofessor eine Bereicherung des Instituts: "Ich halte ihn deswegen für eine Bereicherung, gerade weil er völlig andere Positionen vertritt als ich." Die Universitätsleitung sieht sich im Fall Zehm in einer Zwickmühle. Der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität, Professor Karl-Ulrich Meyn, betonte im November, Zehm habe "aufgrund seines persönlichen Lebensschicksals gebührenden Respekt und faire Umgangsformen verdient." Der einstige Ernst-Bloch-Schüler Zehm wurde in den 50er Jahren in der DDR zu vier Jahren Gefängnis verurteilt und dann von der Bundesrepublik freigekauft. Die 1989 erfolgte Berufung zum Honorarprofessor versteht die Uni Jena als eine Art späte Wiedergutmachung. Nach der gestrigen Veranstaltung zeigten sich viele Studierende enttäuscht vom Auftritt Günther Zehms. Einige forderten eine erneute Überprüfung seines Vertrages.

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    In einer Pressemitteilung reagiert die Jenaer Unileitung "mit Unverständnis auf die Kampagne gegen Honorarprofessor Dr. Günther Zehm."