" Zu Hause erlebte ich meinen Vater, der in den Kneipen und Bars sang, und sein Wissen an die nächste Generation weitergab. Einige der Habichuelas haben zur Gitarre gegriffen, andere sangen, wieder andere tanzten, und so war in unserem Haus die Musik das Wichtigste."
Pepe Habichuela, einer der bedeutendsten derzeitigen Flamencogitarristen. Flamenco, das ist die authentische Kunst der gitanos, der spanischen Zigeuner - so heißt es jedenfalls, und so verkauft es sich auch als Image ganz gut. In Andalusien selbst wird der Flamenco aber längst auch als etwas ganz anderes gehandelt. Francisco López, Direktor des diese Woche zu Ende gegangenen Flamencofestivals von Jerez de la Frontera.
" Die Flamencoindustrie - der Flamenco ist ganz klar eine Industrie - ist in Andalusien ganz sicher zu einem Handelsfaktor geworden. Flamencofestivals tragen klar zum Haushalt der austragenden Städte bei. Das muss auch so sein, denn Andalusien ist längst nicht mehr für seine Werften, sondern seine Kultur bekannt. Unsere Industrie ist der Tourismus, und der Flamenco ist eine expandierende, aber auch sehr authentische Kunst."
Ihren Ursprung hat diese Kunst im 19. Jahrhundert. Und ihr Image verdankt sich ganz wesentlich den europäischen Romantikern des 19. Jahrhunderts, die in Spanien das ursprüngliche, echte, unverfälschte Europa suchten. Antonio Zoido, Autor mehrerer Bücher zur Sozialgeschichte der andalusischen Kultur.
" Während der Romantik kamen die europäischen Reisenden nach Andalusien und entdeckten die Region als von der industriellen Revolution noch unberührten Ort. Und die Andalusier wiederum bemerkten, dass ihnen dieses Image nützen konnte. So kam der erste Tourismus hierher, und so wurden auch die Semana Santa, der Flamenco und der Stierkampf neu inszeniert. Sie galten fortan nicht mehr als Folklore, sondern als bedeutende Einkunftsquelle."
Die Kommerzialisierung muss man nicht bedauern. Im Gegenteil: Für Cristina Cruzes Roldan, Autorin ebenfalls mehrerer Bücher zum Thema, konnte sich der Flamenco nur darum erhalten, weil sich Geld mit ihm verdienen ließ.
" Der Flamenco habe sich entwickelte, meint Cruzes, weil er sich in eine Ware verwandelt habe. Der offensichtlichste Beweis dafür sei, dass andere folkloristische musikalische Traditionen, die sich nicht hätten verkaufen können, längst untergegangen seien. Der Flamenco hingegen habe sich gehalten, weil er dem Publikum gefiel. Und darum habe auch die romantische Unterscheidung zwischen authentischem und inszeniertem Flamenco längst keinen Bestand mehr. Im Gegenteil: Sie habe sich als vollkommen falsch erwiesen."
Dennoch, der romantische Glauben ist so wirkmächtig, dass er der künstlerischen Entwicklung des Flamencos immer noch im Wege steht. Festivaldirektor Francisco López.
" Jerez und Andalusien halten die Tradition immer noch hoch. Das ist gut, denn aus ihr speist sich die Gegenwart. Doch vielen gilt die Tradition auch als Erbe, das auf keinen Fall verändert werden darf. Und diese Vorstellung ist sehr gefährlich - nicht nur für den Flamenco, sondern für jede Kunst."
Kunst und Kommerz - ein Widerspruch? Nicht unbedingt. Für Antonio Zoido kommt es vor allem auf eines an: die Kunst der angemessenen Interpretation.
" Wenn ein Phänomen sich in Kunst verwandelt, kommt es sehr darauf an, wer sie in seine Hände nimmt. Es kann künstlich, aber auch authentisch sein. Das ist das Problem jeder Kunst, der Malerei, des Kinos, des Theaters. Und eben auch des Flamencos."
Dem Kommerz also muss man dankbar sein. Erst durch ihn hat sich der Flamenco von Folklore in Kunst verwandelt.
Pepe Habichuela, einer der bedeutendsten derzeitigen Flamencogitarristen. Flamenco, das ist die authentische Kunst der gitanos, der spanischen Zigeuner - so heißt es jedenfalls, und so verkauft es sich auch als Image ganz gut. In Andalusien selbst wird der Flamenco aber längst auch als etwas ganz anderes gehandelt. Francisco López, Direktor des diese Woche zu Ende gegangenen Flamencofestivals von Jerez de la Frontera.
" Die Flamencoindustrie - der Flamenco ist ganz klar eine Industrie - ist in Andalusien ganz sicher zu einem Handelsfaktor geworden. Flamencofestivals tragen klar zum Haushalt der austragenden Städte bei. Das muss auch so sein, denn Andalusien ist längst nicht mehr für seine Werften, sondern seine Kultur bekannt. Unsere Industrie ist der Tourismus, und der Flamenco ist eine expandierende, aber auch sehr authentische Kunst."
Ihren Ursprung hat diese Kunst im 19. Jahrhundert. Und ihr Image verdankt sich ganz wesentlich den europäischen Romantikern des 19. Jahrhunderts, die in Spanien das ursprüngliche, echte, unverfälschte Europa suchten. Antonio Zoido, Autor mehrerer Bücher zur Sozialgeschichte der andalusischen Kultur.
" Während der Romantik kamen die europäischen Reisenden nach Andalusien und entdeckten die Region als von der industriellen Revolution noch unberührten Ort. Und die Andalusier wiederum bemerkten, dass ihnen dieses Image nützen konnte. So kam der erste Tourismus hierher, und so wurden auch die Semana Santa, der Flamenco und der Stierkampf neu inszeniert. Sie galten fortan nicht mehr als Folklore, sondern als bedeutende Einkunftsquelle."
Die Kommerzialisierung muss man nicht bedauern. Im Gegenteil: Für Cristina Cruzes Roldan, Autorin ebenfalls mehrerer Bücher zum Thema, konnte sich der Flamenco nur darum erhalten, weil sich Geld mit ihm verdienen ließ.
" Der Flamenco habe sich entwickelte, meint Cruzes, weil er sich in eine Ware verwandelt habe. Der offensichtlichste Beweis dafür sei, dass andere folkloristische musikalische Traditionen, die sich nicht hätten verkaufen können, längst untergegangen seien. Der Flamenco hingegen habe sich gehalten, weil er dem Publikum gefiel. Und darum habe auch die romantische Unterscheidung zwischen authentischem und inszeniertem Flamenco längst keinen Bestand mehr. Im Gegenteil: Sie habe sich als vollkommen falsch erwiesen."
Dennoch, der romantische Glauben ist so wirkmächtig, dass er der künstlerischen Entwicklung des Flamencos immer noch im Wege steht. Festivaldirektor Francisco López.
" Jerez und Andalusien halten die Tradition immer noch hoch. Das ist gut, denn aus ihr speist sich die Gegenwart. Doch vielen gilt die Tradition auch als Erbe, das auf keinen Fall verändert werden darf. Und diese Vorstellung ist sehr gefährlich - nicht nur für den Flamenco, sondern für jede Kunst."
Kunst und Kommerz - ein Widerspruch? Nicht unbedingt. Für Antonio Zoido kommt es vor allem auf eines an: die Kunst der angemessenen Interpretation.
" Wenn ein Phänomen sich in Kunst verwandelt, kommt es sehr darauf an, wer sie in seine Hände nimmt. Es kann künstlich, aber auch authentisch sein. Das ist das Problem jeder Kunst, der Malerei, des Kinos, des Theaters. Und eben auch des Flamencos."
Dem Kommerz also muss man dankbar sein. Erst durch ihn hat sich der Flamenco von Folklore in Kunst verwandelt.