Archiv


Jetzt schon an die Rente denken?

An den Universitäten geht jetzt das offizielle Leben wieder los. Viele Erstsemester sind neben dem Beginn des Studiums auch damit konfrontiert, sich eine Wohnung zu suchen und sich darum zu kümmern, dass sie das Geld für das Leben in teuren Uni-Städten zusammenbekommen. Kaum einer denkt da schon an die Altersvorsorge.

Von Constanze Hacke |
    "Da fehlt mir leider das Geld zu."

    "Ich bin jetzt nach Köln gezogen und da bleibt einfach nichts mehr über, um vorzusorgen."

    "Ich setze auf Oma."

    "Ich bin froh, wenn ich jetzt über die Runden komme."

    "Dass es gesetzlich nicht reicht, das ist, glaube ich, jedem bewusst."

    "Ich habe mehrere Angebote zu Hause liegen, hab mich aber noch für keins entschieden - ich find's auch nicht so ganz übersichtlich, muss ich sagen."

    "Kein Geld über - und ich hab noch nicht drüber nachgedacht."

    "Ich habe so eine Art Versicherung abgeschlossen."

    "Meine Eltern zahlen alles, die zahlen alle Versicherungen, Bausparverträge, läuft alles über meine Eltern."

    Nicht jeder hat das Glück, dass andere für ihn vorsorgen. Sicher, die Rente ist für Studierende und junge Berufstätige noch Lichtjahre entfernt. Aber die anhaltende Diskussion über die Rentenversicherung zeigt es allemal: Wer seinen Lebensstandard im Ruhestand beibehalten will, muss privates Vermögen aufbauen. Dazu kommt: Ab 2009 werden Studienjahre nicht mehr als Beitragsjahre bei der Berechnung der späteren Rente anerkannt. Dass die "Gesetzliche" im Alter nicht reicht, wissen auch viele Studenten, wie aktuelle Untersuchungen zeigen: Einer Studie von tns-infratest zufolge gehen knapp 62 Prozent der Befragten davon aus, dass mindestens zwei Drittel ihrer Bezüge im Ruhestand aus privater Vorsorge kommen werden. Etwa jeder dritte Student meint, dass es notwendig ist, monatlich 100 bis 200 Euro zurückzulegen. Nur - wovon? Die finanzielle Situation der meisten Studierenden sieht nicht gerade rosig aus, wie der Generalsekretär des deutschen Studentenwerks, Achim Meyer auf der Heide, bestätigt:

    " Die Studierenden haben im Durchschnitt Ausgaben von 750 Euro im Monat, sie haben im Durchschnitt rund 767 Euro Einnahmen . Da decken sich quasi Einnahmen und Ausgaben durchschnittlich und da haben sie, glaube ich, wenig übrig eben für die Altersvorsorge. Da wird dann vielleicht für bestimmte Aufwendungen gespart, die man für den alltäglichen Bedarf braucht, und ansonsten ist man, glaube ich, eher mit der Studienorganisation beschäftigt."

    Wer mit jedem Cent rechnen muss, kann sich nur wenig Gedanken darüber machen, dass die gesetzliche Rentenversicherung ihn später nicht versorgen kann. Zumal, wenn die Beratung der Banken und Finanzdienstleister zu wünschen übrig lässt: Stefanie Wahl vom Institut für Wirtschaft und Gesellschaft in Bonn bemängelt, dass Studenten nicht gut über die passenden Anlageprodukte aufgeklärt werden:

    " Allen Untersuchungen zufolge ist die Beratung noch suboptimal, zumindest bekunden die Studenten nach der Beratung, dass sie nicht besonders zufrieden waren, dass auch sie das Gefühl haben, dass die Beratung zu wenig auf ihre Bedürfnisse eingestellt wird, dass das so eine Pauschalberatung ist - und keine Beratung, die jetzt auf jemand abstellt, der gerade erst mit seiner Eigenvorsorge anfängt, der vor wahrscheinlich einer immer unregelmäßigen Erwerbsbiografie steht, der improvisieren muss, der flexibel sein muss während seines künftigen Berufslebens. Und ich glaube, darauf sind die Produkte noch viel zu wenig eingestellt."

    Natürlich gibt es auch für Studierende nicht die richtige Anlageform - aber einige Anlagemöglichkeiten rechnen sich für sie schlicht und ergreifend nicht. Zum Beispiel Lebens- und Rentenversicherungen: Die Verträge sind unflexibel und binden langfristig, die Garantieverzinsung bröckelt und die Überschussbeteiligungen sinken. Und steuerfrei sind die Erträge aus Kapitallebensversicherungen seit Jahresbeginn auch nicht mehr. Aktienfonds lohnen sich da schon eher - insbesondere auf lange Sicht und auch bei kleinen monatlichen Raten. Der Kölner Rentenberater Dirk van Fürden empfiehlt, bei einer solchen Investition trotzdem nicht zu hoch zu pokern:

    " Man sollte in jungen Jahren einen Aktienfonds wählen, der halt weltweit oder europaweit investiert, weil da die Risikostreuung auch am breitesten ist und die Renditen auch am höchsten liegen."

    Dabei sollte man darauf achten, dass die Fonds beständig sind - und dass die Nebenkosten für die Verwaltung des Fonds nicht allzu hoch sind. 50 Euro monatlich reichen bereits, um in einen Aktienfonds zu investieren. Wenn es aber gar nicht geht, kann man zwischenzeitlich auch aussetzen, van Fürden:

    " Man kann sagen, ich zahle im Monat so und soviel ein, kann aber auch sagen, Mensch mir geht's im Moment schlecht, ich lass das jetzt mal ruhen und fang erst zwei Jahre später wieder an oder aber ich kann Teile dieser Aktienwerte verkaufen - muss ja nicht das ganze Depot dabei auflösen - sondern, sagen wir mal, 50 Prozent, die brauche ich jetzt mal, weil irgendwas zu bezahlen ist und danach wieder, wenn es einem besser geht finanziell, einzahlen. Man ist da sehr flexibel."

    Bausparverträge oder die Riester-Rente lohnen sich dagegen erst dann, wenn der Staat auch Zuschüsse gewährt: Das wiederum macht er nur bei Arbeitnehmern, weil die in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Wenn also kein Geld für die private Vorsorge übrig ist, hilft nur noch zügig zu studieren - und möglichst schnell einen Job zu finden.