Mit Joachim Nagel kehrt ein alter Bekannter in die Bundesbank zurück. Der 55 Jahre alte Ökonom hat insgesamt 17 Jahre bis 2016 für die Notenbank gearbeitet, davon sechs Jahre im Vorstand. Damals war er für die Bereiche Märkte und Informationstechnologie zuständig. In dieser Funktion war er eng mit den Folgen der Finanzkrise befasst. Eine Bilanz dieser Zeit zog er 2014 in einem Interview zum Tag der offenen Tür bei der Bundesbank.
„Für mich wäre jetzt das Fatalste, wenn wir aus diesen Fehlern nicht lernen würden. Manchmal weiß man ja von den Finanzmärkten, dass sie in alte Fehlermuster wieder zurück verfallen und wieder eben das ausblenden, was passiert ist. Aber genau an der Stelle ist eben dann die Rolle der nationalen Notenbanken so wichtig. Wir müssen immer wieder zurückerinnern, was war, was falsch gelaufen ist und müssen auch dann entsprechend regulatorisch durchgreifen.“
Die Luft der Bundesbank geatmet
Eine zu lockere Haltung ist seine Sache also nicht, und das dürfte auch seine Einstellung zur Geldpolitik prägen. Nagel verließ Ende 2016 die Bundesbank und wechselte zu KfW, wo er für das internationale Geschäft zuständig war. Im November 2020 ging er dann zur Bank für Internationalen Zahlungsausgleich nach Basel. Die BIZ ist die Zentralbank der Zentralbanken. Auch die hat sich immer wieder kritisch dazu geäußert, dass die Notenbanken die Finanzmärkte mit Geld fluten. Es würde ihn überraschend, wenn Nagel nicht die Linie der Bundesbank und von Jens Weidmann weiter vertreten werde, meint etwa Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland.
„Ich denke - aufgewachsen, groß geworden innerhalb der Bundesbank - das heißt, dass man die Luft geatmet hat, in der man eher so ein bisschen die orthodoxe Geldpolitik unterstützt, verfolgt und auch nach außen hin präsentiert. Es bleibt zu hoffen, dass Joachim Nagel auch mit einem Neustart jetzt vielleicht ein bisschen konstruktiver auch innerhalb der EZB empfangen wird. Denn Jens Weidmann war leider Gottes trotz extrem guter Beiträge in den letzten ein, zwei Jahren noch immer wieder eigentlich mehr an den Rand des Spielfeldes geschoben und wann nicht mittendrin.“
Joachim Nagel - auch von der FDP willkommen
Die SPD hatte zwar das Vorschlagsrecht für die Nachfolge von Jens Weidmann an der Spitze der Bundesbank. Doch auch die FDP kann mit Joachim Nagel gut leben. Deren Vorsitzender, Bundesfinanzminister Christian Lindner, nannte ihn heute schon eine „erfahrene Persönlichkeit, die die Kontinuität der Bundesbank sichere“.
Und auch aus der Kreditwirtschaft kommen erste Reaktionen wie etwa vom Deutschen Sparkassen und Giroverband, der Nagels Nominierung ebenfalls begrüßt, auch in der Hoffnung auf eine stabilitätsorientierte Geldpolitik - vor allem in Zeiten hoher Inflation: Soll also heißen bitte möglichst bald raus aus der lockeren Geldpolitik und Abschied von den Negativzinsen.
Eine erste Frau an der Spitze der Bundesbank wird es damit vorerst nicht geben. Im Gespräch dafür war etwa Isabel Schnabel gewesen, Mitglied des EZB-Direktoriums, die aber offener gegenüber einer lockeren Geldpolitik ist und damit für die FDP eher nicht tragbar.