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Jobbörse für Akademiker

Selten sieht man so viele dunkle Anzüge und Kostüme wie auf dem Absolventenkongress in Köln. Rund 12.000 Nachwuchskräfte werden in diesem Jahr wieder erwartet, auf der Jagd nach Jobs, aber auch nach Praktika und Möglichkeiten, die Diplomarbeit im Unternehmen zu schreiben. Rund 250 Unternehmen sind hier, um nach den Besten Ausschau zu halten - für einige ist der Kongress zu einem wichtigen Teil ihres Recruiting geworden. Neben der Hoffnung auf eine gute Stelle gibt es aber auch handfeste Service-Angebote. Man kann zum Beispiel seine Bewerbungsunterlagen prüfen lassen, bevor man sie für einen Job in den Ring wirft.

Von Andrea Lueg |
    Miriam Stock, BWL Studentin aus Köln hat eine halbe Stunde angestanden, damit Carina Turbon von der Unternehmensberatung Kienbaum mal drüberschaut, über ihre Bewerbungsmappe.

    Sie beginnen jetzt mit der akademischen Ausbildung, klassischerweise raten wir dazu, dass Sie, wenn Sie noch nicht in einem Beruf stehen, ganz chronologisch vorgehen.

    Mit etwa 30 Absolventen hatte es Carina Turbon am Morgen schon zu tun, eine sehr heterogene Gruppe sagt sie.

    Zehn Prozent von denen, würde ich sagen, kann ich mir vorstellen, dass das Elite ist. Woran mache ich das fest? Einmal an den Leistungen, aber auch an dem, was ich sehe, was geleistet worden ist an Vorbereitungen für den Lebenslauf.

    Vorbereitung ist alles, das weiß auch Miriam Stock und ist froh über den Service.

    Man betreibt einen relativ großen Aufwand und hier wird einem doch noch mal so gezeigt, was vielleicht wirklich echt schlecht ist, ohne dass es einem vorher so bewusst war. Wie beispielsweise das Foto bei mir.

    Ihr Foto hatte sie nämlich eingescannt - gar nicht gut für eine Bewerbung per Post. Die Unternehmen sind angetan von der Resonanz und auch von der Vorbereitung vieler Besucher. Sehnaz Özden von der Wirtschaftsprüfung Ernst and Young etwa meint:

    Wir erleben heute auf dem Stand, dass die Bewerber, die auf uns zukommen, sehr gut vorbereitet sind, ihre Bewerbungsunterlagen auch dabeihaben. Ich denke aber auch, dass viele vorher schon Kontakt mit uns gehabt haben und daher wissen, dass sie mit einer vorbereiteten Mappe schon zu uns kommen können, um ein direktes Gespräch führen zu dürfen.

    700 Absolventen sollen hier im nächsten Jahr eingestellt werden, erzählt ihr Kollege Klaus-Hermann Dyck:

    Für mich ist auch die Message hier auf dem Absolventenkongress, aber auch im Bewerbermarkt: Wir stellen ein, wir wachsen, das Geschäft läuft insgesamt bei uns in den letzten fünf Monaten eigentlich wirklich sehr gut. Das beflügelt natürlich auch die Einstellungszahlen eindeutig.

    Die Erfahrung aus den guten Zeiten, in denen Unternehmen zu viele Nachwuchskräfte eingestellt haben, die sie dann in der Krise rasch wieder entlassen mussten, hat allerdings zu Vorsicht geführt. Man ist zurückhaltender, auch wenn das Geschäft gut läuft. Und das heißt: Nur die Besten haben wirklich gute Chancen. Die Anforderungen sind hoch, auch bei der Dresdner Bank, die nach einer Zeit schmerzhafter Umstrukturierungen 2005 bundesweit wieder 100 Absolventen einstellen will. Michael Kästner, Leiter Personal Deutschland, erklärt:

    Die liebsten Standbesucher sind uns die jungen Persönlichkeiten, unser Motto ist ja Persönlichkeit trifft Perspektive, das ist die Überschrift, das heißt also junge Leute mit Ausstrahlung, die sich was zutrauen in der beruflichen Laufbahn.

    Fachwissen, Führungskompetenz, gutes Auftreten sind Pflicht. Und solche Kandidaten hatte Michael Kästner auch schon am Stand.

    Die letzten zwei konnte ich mir sehr gut und sehr konkret vorstellen für einen Einstieg im Haus der Dresdner Bank.

    Soweit ist Gregor Busshoff, Student der Wirtschaftswissenschaften in Paderborn noch nicht. Nächstes Jahr endet sein Studium und er will auf dem Kongreß seine Marktchancen testen. Die sind, so hat er festgestellt

    Nicht gut. Ich suche etwas im Finanzbereich. Das Problem ist, dass ich noch keine Praktika gemacht habe, und das ist quasi Voraussetzung, Standard. Ein Praktikum ist ganz wichtig.

    Er verlässt die Messe daher am ersten Tag nicht gerade euphorisch:

    Ist schon so ein kleiner Dämpfer. Es sind ja schon eine Menge Leute hier, die was drauf haben.

    Immerhin kennt Gregor Busshoff seine Schwachpunkte jetzt und kann bis zum Absolventenkongress im nächsten Jahr mit Praktika punkten. Auch dafür ist die Veranstaltung gut, meint sein Kommilitone Christian Teske:

    Es ist eine große Übungsfläche, die sollte man nutzen.