Das Menuhin Festival Piano Quartett wurde im Jahre 1989 als internationales Ensemble hochbegabter Nachwuchsmusiker aus vier Ländern gegründet: Dem aus Deutschland stammenden Pianisten Friedemann Rieger, der amerikanischen Geigerin Nora Chastain, dem schottischen Bratschisten Paul Coletti und dem aus Frankreich stammenden Cellisten Francis Gouton. Zum ersten Mal probten und konzertierten die vier Musiker im Rahmen der Akademien und Konzerte des Menuhin-Musikfestivals in Gstaad. In Yehudi Menuhin fanden die Musiker von Anfang an auch ihren wichtigste Förderer und Mentor. Auf die enge künstlerischen Verbindung zu Menuhin will auch der Name des Ensembles hinweisen. Das Menuhin Festival Piano Quartett ist eines der wenigen Klavierquartette, das als feste Formation existiert, denn zumeist rekrutieren sich Klavierquartette aus Solisten oder Kammermusikern, die nur gelegentlich zusammen musizieren. Hören sie das Ensemble nun mit dem Scherzo aus dem Klavierquartett c-Moll op.60. 1855 hatte Brahms mit den ersten Entwürfen begonnen und dann, mit Unterbrechungen, fast 20 Jahre mit diesem Werk gerungen. Auf die erste Fassung, die noch in cis-Moll stand, folgten mehrere Umarbeitungen. Legenden ranken sich um den autobiographischen Hintergrund des Werkes, in dem sich Brahms seine unerfüllte Leidenschaft für Clara Schumann von der Seele geschrieben haben soll. Die Uraufführung der definitiven Fassung mit Brahms und Mitgliedern des Hellmesberger-Quartetts als Interpreten, fand schließlich im November 1875 in Wien statt. * Musikbeispiel: Brahms, Klavierquartett Nr. 3, 2.Satz, Scherzo Das Scherzo aus dem Klavierquartett Nr.3 cis-Moll op. 60 von Johannes Brahms, musiziert vom Menuhin Festival Piano Quartett. Das Menuhin Festival Piano Quartett profiliert sich als ein sehr spontanes und beherzt aufspielendes Ensemble. Die vier Musiker begreifen Brahms ganz als romantischen Komponisten, ohne dabei in Sentimentalität abzugleiten. Der große, rauschende Klang prägt ihre Interpretation maßgeblich. Die quasi orchestrale Dimension der Musik wird so besonders hervorgehoben. Auch die tendenziell raschen Tempi sind typisch für diese jugendlich frische und temperamentvolle, zuweilen geradezu stürmische Brahmsdarstellung. So sind die Interpreten auch im ersten Klavierquartett op.25 ganz in ihrem Element. Es ist das populärste und am weitaus häufigsten aufgeführte Klavierquartett von Brahms, nicht zuletzt wegen des zündenden "Rondo alla zingarese", das mit seinem zigeunerhaften Einschlag nie seine Wirkung verfehlt. * Musikbeispiel: Brahms, Klavierquartett Nr. 1, 4.Satz Die Neue Platte. Wir brachten Ausschnitte aus einer neuen Gesamtaufnahme der Klavierquartette von Johannes Brahms, musiziert vom Menuhin Festival Piano Quartett. Die beiden CDs sind auf dem Schweizer Label Claves erschienen. Zum Schluß erklang der vierte Satz, das "Rondo alla zingarese" aus dem Klavierquartett Nr.1 g-Moll op.25.
Noch einen schönen Sonntag wünscht Ihnen Norbert Hornig.