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John McEnroe wird 60
Tennisrüpel und Tennisgott

Einst war er der beste Tennisspieler der Welt - bekannt wurde John McEnroe aber nicht nur durch seine Künste auf dem Platz: Gefürchtet waren seine Wutausbrüche, seine Frau attestiert ihm sogar mangelnde Empathie. Nun feiert McEnroe seinen 60. Geburtstag.

Von Georg Schwarte | 16.02.2019
    John McEnroe bei seinem Wimbledon-Sieg 1981
    John McEnroe bei seinem Wimbledon-Sieg 1981 (dpa/picture alliance)
    Brüllen und Toben. Auch das war John McEnroe. Tennisgott und Tennisrüpel. Gefürchtet für seine Wutausbrüche. Heute sind die Haare grau, die Stimme ruhiger, der Adrenalinspiegel steigt selten so hoch, dass der Mann explodiert. Er arbeitet an sich. So wie ihn seine heutige Frau, die Rocksängerin Patty Smythe zitiert: Er sei eben "Work in Progress" - noch lange nicht fertig.
    McEnroe, der Vater von sechs Kindern, ist heute, an seinem 60. Geburtstag so viel mehr als nur der einst beste Tennisspieler der Welt. Er führt eine Kunstgalerie in Manhattan, unterstützt junge Künstler, verkauft aber auch Andy-Warhol-Bilder wie er bei einem Rundgang durch seine Galerie einer US-Journalistin erklärt: Warhol habe Totenschädel gemalt. "Und hier, der Schatten, sehe doch aus wie ein Baby" sagt McEnroe, der Kunstsachverständige.
    Kein Empathie-Gen
    McEnroe und die Kunst. Er selbst spielt übrigens Gitarre. Laut, nicht immer schön aber sehr gern. Und er kommentiert für TV-Sender auf seine ironische Art Tennisspiele und räumt öffentlich gern ein, dass er, das Großmaul von einst, noch immer austeilen kann: Seine Frau, sagt er glaube, ihm fehle das Empathie-Gen: "Glaube nur ich das?" fragt sie da zurück:
    "Alle meine sechs Kinder, meine Familie, meine Frau und alle Freunde glauben das."
    John McEnroe. Neulich erst hat er wieder zugeschlagen, vielleicht weil das Empathie-Gen fehlte. Es ging um Serena Williams. Und er wollte eigentlich was Nettes über die Ausnahmetennisspielerin sagen: Sie sei die beste weibliche Tennisspielerin aller Zeiten. "Warum nur die beste weibliche?", fragte die Moderatorin da spitz zurück. Und da passierte es wieder: Wenn sie bei den Männern spielen würde, läge sie auf dem Weltranglistenplatz 700. Riesengeschrei. McEnroe, der Macho.
    "Altwerden ist eine Schlampe"
    Er selbst winkt da altersmilde ab und muss lachen: "O my god." sagt er, der übrigens immer noch Tennis spielt. In der Seniorenliga rumtingelt. Und hin und wieder glaubt, er selbst könnte Serena Williams an einem guten Tag schlagen. Seine eigenen Kinder, vier Mädchen zwei Jungen, allerdings würden das nicht glauben, sagt der selbsterklärte Feminist.
    Egal: Jetzt wird der Mann, der in Wiesbaden geboren ist, 60 Jahre alt. "Altwerden ist eine Schlampe", hat er über das Alter gesagt. Manches bei McEnroe ändert sich offenbar nie.