
Es sind traumatische Monate für die Welt der Comedy. Erst geht der Gott des Late Night Talk, David Letterman, nach 33 Jahren.
Heute nun verabschiedet sich das linke Gewissen der Nation, Jon Stewart, nach mehr als 16 Jahren. Verkehrte Welt: Erst geht der Comedian, dann der Präsident.
Trauer. Verzweiflung. Nachrufe. Sicherheitshalber stellt Jon Stewart klar: Er stirbt doch gar nicht.
Nein, er stirbt nicht. Jon Stewart hört ‚nur' auf. Bereits im Februar hat er es in seiner "Daily Show" angekündigt. In Form einer Liebeserklärung.
"Ich werde nicht vermissen, im Fernsehen zu sein. Ich werde aber vermissen, nicht mehr hierher zu kommen. Ich liebe euch alle hier so sehr."
Eine Liebeserklärung, die hörbar erwidert wurde. Jon Stewart kann zwar liebevoll, vor allem aber anders. In Richtung Politik kennt er wenig Gnade. Eine Zeitung nennt ihn den Stand Up Comedian, der zu einem der meist gefeierten politischen Satiriker geworden ist.
Der Republikaner und Möchtegern-Präsident Donald Trump, der Mann, der an der Grenze zu Mexiko eine Mauer bauen will und für den die Einwanderer vor allem eine Verbrecherbande sind - das ist einer, auf dem auch Zielscheibe stehen könnte. Jon Stewart nennt den New Yorker ein reiches, verrücktes, selbstfälliges Monster.
Kurz: Leute wie Trump sollten die Kandidaten kaufen - nicht selber antreten. Anders gesagt: Trump, die lebende Verkörperung all dessen, was die Republikaner ihrer Partei austreiben wollten, ist gerade auf sie hernieder gegangen.
Für Häme und Spott, für scharfe Interviews und böse Parodien hat die "Daily Show" fast schon jährlich einen Emmy-Fernsehpreis bekommen. War Vorbild für die "Heute Show" des ZDF. An Jon Stewarts Seite ist Stephen Colbert groß geworden - der Mann, der nun David Letterman nachfolgt.
Im Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel der Comedy Shows übernimmt Trevor Noah die "Daily Show" - ein Südafrikaner mit Schweizer Vater. Deshalb spricht er auch Deutsch. Mit ganz besonderem Zungenschlag.
Ein Schwarzer mit eindeutig hitlerischem Deutsch - vielversprechend. Zunächst aber kommt das große Finale mit Jon Stewart. Politische Korrektheit kommt auch in dessen Wörterbuch nicht vor. US-Präsident Obama befragte er zum Nahostkonflikt kurz und knapp: In welchem Team spielen wir?
Von Montag bis Donnerstag jede Nacht eine Show. Künftig gestrichen. Ein neues Leben. Mit neuen Freunden.
"Ich werde Abendessen haben. Mitten in der Woche. Mit meiner Familie. Verschiedene Quellen sagen: Es sollen ganz entzückende Menschen sein."
Oder es kommt doch alles ganz anders. Letzte Hoffnung: Präsident Obama. Der könnte verfügen: Jon Stewart darf die Show nicht verlassen.