Freitag, 19. April 2024

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Covid-19 im Leistungssport
"Die Lunge spielt eine relevante Rolle"

Aufgrund von leichten Infiltrationen in der Lunge wird Joshua Kimmich nach einer Corona-Infektion dem FC Bayern in den kommenden Wochen fehlen. Zwar gebe es keine leistungssporttypischen Symptome, sagte Sportmediziner Andreas Nieß im Dlf. Die Lunge habe jedoch Auswirkungen auf die Ausfallzeit.

Andreas Nieß im Gespräch mit Maximilian Rieger | 11.12.2021
Der Fußballer Joshua Kimmich (FC Bayern) in einem weißen Trikot, hat den Mund halb geöffnet und schaut mit gerunzelter Stirn in die Ferne
Joshua Kimmich, FC Bayern (picture alliance / Thorsten Wagner)
Mit 2:1 gewinnt der FC Bayern München am Samstagnachmittag sein Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 und baut damit seine Führung an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga weiter aus. Nicht mit dabei war Joshua Kimmich. Und der Mittelfeldspieler wird in diesem Jahr auch kein Spiel mehr für die Bayern bestreiten. Denn er muss erleben, dass Corona auch für Leistungssportler keine einfache Erkältung ist. Kimmich habe leichte Infiltrationen in der Lunge, schreibt der FC Bayern.

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„Man muss sich das so vorstellen, dass das Virus, wenn es dann in die Lunge gelangt, zu einer Immunreaktion führt. Und diese führt wiederum zu Entzündungsprozessen, die sich dann an verschiedenen Strukturen, sage ich mal, austoben können“, sagte der Sportmediziner Andreas Nieß im Dlf. „Ab einer gewissen Ausprägung führt, dass es auch zu einer Störung des Gasaustausches, dass der eingeatmete Sauerstoff nicht im normalen Maße in den Körper gelangt.“

Veränderungen bei "hohen Belastungen" spürbar

Nieß ist Professor an der Uni Tübingen und leitet eine groß angelegte Studie über Covid-19 im Leistungssport. Zwar gebe es keine Erkenntnisse, dass Leistungssportlerinnen und Sportler per se eher solche Veränderungen bekommen würden. „Aber wenn sie das dann bekommen, dann werden die sich eher bei hohen Belastungen bemerkbar machen, die ein Normalbürger ja gar nicht eingeht.“ Dabei könne bereits eine geringe Veränderung des Gasaustausches in der Lunge „zu einer relevanten Leistungseinschränkung führen.“
Sport und Covid Interview mit Prof. Wilhelm Bloch
Ansonsten gebe es laut Nieß neben den bereits bekannten Risiken für das Herz keine Corona-Symptome, die für den Leistungssport spezifisch seien. „Ich würde sagen, dass es keine Hinweise gibt, dass Sport in hohem Maße das verschlechtert. Inwiefern Sport protektiv ist - ich glaube, da sind die Studien auch noch nicht so weit, um ein abschließendes Statement abgeben zu können.“

Ausfallzeit individuell verschieden

Wie lange ein Leistungssportler wie Joshua Kimmich braucht, um wieder hundertprozentig fit zu sein, sei individuell verschieden, so Nieß. „Wir sehen Sportler, die werden positiv getestet, haben drei Tage Symptome und dann war es das. Es gibt aber auch einen relevanten Anteil an Athleten, die auch nach vier Wochen noch nicht wieder im Training sind.“
Laut einer britischen Studie seien das in hohen Maße auch Sportlerinnen und Sportler bei denen – wie bei Kimmich – die Lunge betroffen war. „Also die Lunge spielt wahrscheinlich eine ganz relevante Rolle, auch bei leichten Fällen“.
Wichtig sei nach einer Covid-Erkrankung, einen zu frühen Wiedereinstieg in den Leistungssport zu vermeiden, sagte Nieß. „Es gibt auch so Phänomene, dass die Kreislaufregulation nach einer Erkrankung noch gestört ist. Das kann zu einem Kollaps führen. Und man muss sich vorstellen, wenn man zu früh anfängt, trainiert man in eine abklingende Entzündung hinein und das hat wahrscheinlich auch das Risiko, dass sich dadurch die Rekonvaleszenz insgesamt noch deutlich verlängern kann.“