" Ich muss mitten unter den Menschen leben, mit ihnen essen oder mit ihnen hungern. Ich möchte Teil der Welt werden, die ich beschreibe, ich muss tief eintauchen und andere Realitäten vergessen. Wenn ich in Afrika bin, schreibe ich keine Briefe oder telefoniere nach Hause. Die andere Welt verschwindet. "
Wohl kaum ein Journalist hat sich je stärker auf den Gegenstand seiner Berichterstattung eingelassen als Ryszard Kapuscinski. Und das, obwohl der Reporter aus der polnischen Provinz wie kein anderer rastlos die Welt bereiste. Er berichtete aus vier Kontinenten, fuhr von Krisenherd zu Krisenherd - jedoch nie auf der Suche nach der nächsten Story, sondern immer auf der Suche nach der tieferen Wahrheit. Als zunächst quasi mittelloser Auslandskorrespondent einer polnischen Nachrichtenagentur machte er aus der Not eine Tugend. Da das Geld nie reichte, weder für Transport noch gar für teure Hotels, reiste er oft per Anhalter und quartierte sich in billigsten Unterkünften ein.
" Um den Staatsstreich in Nigeria 1964 zu beschreiben, hatte ich genau 100 Dollar zur Verfügung. Ein Telex kostete 50 Cent pro Wort. Mir standen also 200 Worte - das sind eine Seite - zur Verfügung, um ein derart kompliziertes Ereignis zu beschreiben. "
Kapuscinski lernte, auf unnötige Ausschmückungen zu verzichten und trotzdem ein ungeheueres Wissen über Land und Leute zu vermitteln. Seine großen Reportagen und Bücher machten ihn sogar zum Kandidaten für den Literaturnobelpreis. Mehr als 30 Revolutionen, Kriege und Staatsstreiche hat er aus nächster Nähe miterlebt. Für ihn war Journalismus durchaus mehr als nur Nachrichtenübermittlung. Für ihn war er Geschichtsschreibung. Sein literarischer Stil prägt die polnische Reportage bis heute und weltweit versuchten und versuchen ihm junge Journalisten nachzueifern. Erreicht hat ihn bislang keiner. 1975 erschien das Buch, das ihn über Nacht berühmt bekannt machte: "König der Könige", eine Reportage über das Äthiopien des Diktators Haile Selassi, von der westlichen Welt gelesen als Parabel auf die Verhältnisse im kommunistischen Polen. Weitere Bücher folgten, über die letzten Wochen des Schahs von Persien beispielsweise oder über den Bürgerkrieg in Angola, auch er erzählt aus der Ich-Perspektive :
" Ich schrieb jeden Tag, aus ganz egoistischen Gründen, überwand meine innere Teilnahmslosigkeit und Depression, um zumindest einen kurzen Text zu verfassen und die Verbindung mit Warschau aufrechtzuerhalten, weil mich das vor der Einsamkeit und dem Gefühl der Verlassenheit bewahrte. Wenn genug Zeit war, lauerte ich schon lange vor neun vor dem Fernschreiber. Das aufleuchtende Lämpchen weckte in mir eine ähnliche Begeisterung, wie sie ein Mensch empfindet, der durch die Wüste irrt und plötzlich auf ein Quelle stößt. Ich versuchte mit allen Mitteln, diese Sitzungen zu verlängern. Ich beschrieb alle Schlachten bis ins kleinste Detail. Ich fragte, wie das Wetter zu Hause war, und klagte, dass es nicht genug zu essen gab. Doch schließlich kam der Augenblick, da Warschau schrieb:
EMPFANG GUT MELDEN UNS MORGEN 20 UHR GMT BYE BYE
Das Lämpchen erlosch und ich war wieder allein. "
Wohl kaum ein Journalist hat sich je stärker auf den Gegenstand seiner Berichterstattung eingelassen als Ryszard Kapuscinski. Und das, obwohl der Reporter aus der polnischen Provinz wie kein anderer rastlos die Welt bereiste. Er berichtete aus vier Kontinenten, fuhr von Krisenherd zu Krisenherd - jedoch nie auf der Suche nach der nächsten Story, sondern immer auf der Suche nach der tieferen Wahrheit. Als zunächst quasi mittelloser Auslandskorrespondent einer polnischen Nachrichtenagentur machte er aus der Not eine Tugend. Da das Geld nie reichte, weder für Transport noch gar für teure Hotels, reiste er oft per Anhalter und quartierte sich in billigsten Unterkünften ein.
" Um den Staatsstreich in Nigeria 1964 zu beschreiben, hatte ich genau 100 Dollar zur Verfügung. Ein Telex kostete 50 Cent pro Wort. Mir standen also 200 Worte - das sind eine Seite - zur Verfügung, um ein derart kompliziertes Ereignis zu beschreiben. "
Kapuscinski lernte, auf unnötige Ausschmückungen zu verzichten und trotzdem ein ungeheueres Wissen über Land und Leute zu vermitteln. Seine großen Reportagen und Bücher machten ihn sogar zum Kandidaten für den Literaturnobelpreis. Mehr als 30 Revolutionen, Kriege und Staatsstreiche hat er aus nächster Nähe miterlebt. Für ihn war Journalismus durchaus mehr als nur Nachrichtenübermittlung. Für ihn war er Geschichtsschreibung. Sein literarischer Stil prägt die polnische Reportage bis heute und weltweit versuchten und versuchen ihm junge Journalisten nachzueifern. Erreicht hat ihn bislang keiner. 1975 erschien das Buch, das ihn über Nacht berühmt bekannt machte: "König der Könige", eine Reportage über das Äthiopien des Diktators Haile Selassi, von der westlichen Welt gelesen als Parabel auf die Verhältnisse im kommunistischen Polen. Weitere Bücher folgten, über die letzten Wochen des Schahs von Persien beispielsweise oder über den Bürgerkrieg in Angola, auch er erzählt aus der Ich-Perspektive :
" Ich schrieb jeden Tag, aus ganz egoistischen Gründen, überwand meine innere Teilnahmslosigkeit und Depression, um zumindest einen kurzen Text zu verfassen und die Verbindung mit Warschau aufrechtzuerhalten, weil mich das vor der Einsamkeit und dem Gefühl der Verlassenheit bewahrte. Wenn genug Zeit war, lauerte ich schon lange vor neun vor dem Fernschreiber. Das aufleuchtende Lämpchen weckte in mir eine ähnliche Begeisterung, wie sie ein Mensch empfindet, der durch die Wüste irrt und plötzlich auf ein Quelle stößt. Ich versuchte mit allen Mitteln, diese Sitzungen zu verlängern. Ich beschrieb alle Schlachten bis ins kleinste Detail. Ich fragte, wie das Wetter zu Hause war, und klagte, dass es nicht genug zu essen gab. Doch schließlich kam der Augenblick, da Warschau schrieb:
EMPFANG GUT MELDEN UNS MORGEN 20 UHR GMT BYE BYE
Das Lämpchen erlosch und ich war wieder allein. "