Samstag, 18. Mai 2024

Günter-Wallraff-Preis 2024
Hoffnung und Mut in schwierigsten Zeiten

Frieden ist möglich, auch zwischen Israelis und Palästinensern. Frauen wie die der beiden geehrten Organisationen gehen oft andere Wege, um Konflikte beizulegen. Das sind zwei zentrale Gedanken aus der Laudatio, die Marlene Nunnendorf für die "Initiative Nachrichtenaufklärung" gehalten hat.

Von Marlene Nunnendorf | 03.05.2024
    Eine Gruppe von Menschen steht nebeneinander und blickt lächelnd in die Kamera.
    Der Günter-Wallraff-Preis 2024 wurde im Kölner Funkhaus des Deutschlandfunks verliehen. (Thomas Kujawinski / Deutschlandfunk)
    In Zeiten von Krisen und Krieg ist es wichtig, dass wir die Vision von Frieden und Zusammenarbeit aufrechterhalten. Und wir müssen insbesondere diejenigen stärken, die sich - unter der tagtäglichen Bedrohung - weiter für die Menschlichkeit einsetzen. Denn genau darin besteht die Herausforderung: Die Hoffnung aufrechtzuerhalten und den Mut beizubehalten, um sich konstruktiv für Frieden einzusetzen, wenn die Fronten verhärtet sind und wenn man selbst von unfassbarem Leid und Zerstörung betroffen ist.

    Die israelische Frauenfriedensinitiative "Women Wage Peace“ und die palästinensische Frauenfriedensorganisation "Women oft he Sun“ setzen sich seit Jahren für die Verständigung und die Zusammenarbeit in Israel und Gaza ein. Es ist besonders hervorzuheben und zu würdigen, dass sie weitermachen - obwohl beide Organisationen große Verluste durch das Massaker des 7. Oktobers und durch den Krieg hinnehmen mussten.

    Frieden zwischen Israelis und Palästinensern ist möglich

    Diese Haltung möchte ich anhand des Beispiels von Vivian Silver nachzeichnen. Vivian Silver war Mitbegründerin von "Women Wage Peace“, sie war außerordentlich engagiert in der Friedensarbeit, sie verhalf Kindern in Gaza zu medizinischer Hilfe und war an zahlreichen Hilfsprojekten beteiligt. Sie wurde am 7. Oktober von der Hamas während des Massakers ermordet. Dieses Beispiel steht für die getöteten Frauen beider Organisationen, "Women oft he Sun“ und "Women Wage Peace“. Und es steht auch als Beispiel für all die getöteten unschuldigen Menschen in diesem Konflikt.

    Wir brauchen Frauen, die sich einmischen

    Es gelang den beiden Organisation tausende von Frauen zu mobilisieren und zu vereinen, auch gemeinsam friedlich auf die Straße zu gehen. Damit zeigten sie sehr deutlich, dass Zusammenhalt und Frieden zwischen Palästinensern und Israelis möglich ist. Wir brauchen diese Beispiele, die uns immer wieder aufzeigen, dass es einen Weg aus dem Gegeneinander gibt.

    Frauen gehen oft andere Wege als Männer – und diese anderen Herangehensweisen müssen wir als Chance begreifen. Die Geschichte kann verändert werden, wenn wir uns als Gesellschaft verändern. Meine Damen und Herren, daher brauchen wir Frauen. Frauen, die sich einmischen, Frauen, die ihre Lösungsstrategien in Konflikte einbringen. Denn Konflikte werden nicht in erster Linie durch Reden gelöst, sondern durch Zuhören - deswegen halte ich mich hier auch bewusst kurz, um den beiden Vertreterinnen der Friedensorganisationen den Raum für ihre Botschaften zu geben.
    Lassen Sie mich noch eines sagen – und das reiht sich ein in den Rahmen des Kölner Forums für Journalismuskritik. Journalisten und Medienvertreter haben da eine besondere Verantwortung, Unsere Verantwortung ist es, den Fokus der Berichterstattung auch immer wieder genau dahin zu lenken, wo sich Menschen für Lösungen einsetzen und sich konstruktiv engagieren Denn die Kraft geht immer dahin, wo wir unsere Aufmerksamkeit hinlenken.
    Wir dokumentieren die Würdigung der Verteterin der "Initiative Nachrichtenaufklärung" hier. Marlene Nunnendorf hat die vorbereitete Rede am 3.5.2024 aus zeitlichen Gründen nicht gehalten.