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Jubel und Skepsis

Genetik. - Unter Biologen sorgte das Bakterium aus dem Labor vor reichlich Diskussionsstoff, zum Beispiel auf der Welt-Tagung der Human-Genom-Organisation, die in dieser Woche in Montpellier stattfand.

Von Michael Lange | 23.05.2010
    Vor zehn Jahren lieferte sich die Human-Genom-Organisation HUGO ein erbittertes Rennen mit Craig Venter. Damals ging es um die Entzifferung des menschlichen Genoms. Craig Venter hatte mit seinem damaligen Unternehmen Celera Genomics den Human-Genom-Forschern Konkurrenz gemacht. Aber das ist vergessen. Venters Durchbruch trifft bei seinen Kollegen weitgehend auf Anerkennung. Manche sind regelrecht begeistert, wie der indische Genomforscher Samir Brahmachari aus Neu Delhi.

    "Das ist ein phantastischer Schritt auf dem Weg zum synthetischen Bakterium. Ein vollständiges Erbgut mit einer Million Informationsbausteinen, das chemisch hergestellt wurde. Das ist brillant und wird die gesamte chemische Industrie verändern. "

    Die neue Synthetische Biologie war ein Hauptthema auf der diesjährigen Genomkonferenz. Craig Venter fehlte zwar, aber es war gelungen, einige prominente Vertreter der Forschungsrichtung für die Tagung in Montpellier zu gewinnen, wie Christina Smolke, Bioingenieurin von der Stanford-Universität in Kalifornien.

    "Was wir jetzt beobachten, die Forschung im Labor von Craig Venter, beweist, dass die Bautechnik zur Konstruktion von Lebewesen bereit steht. Aber es gibt nach wie vor eine große Kluft zwischen dem Bauen und dem Gestalten von Lebewesen."

    Um ein Bakterien-Design selbst zu entwerfen, muss man genau wissen, was man in den Bauplan hineinschreibt. Einfaches Abschreiben ist zu wenig. Aber auch dieses Ziel wird die synthetische Biologie bald erreichen, ist Christina Smolke überzeugt.