Dienstag, 21. Mai 2024

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Jubiläum der Fachhochschule des Bundes

Olaf Koglin ist ein guter Staatsdiener. Und deshalb greift er Entscheidungen seines Dienstherrn, der Bundesrepublik Deutschland, nicht vor. Olaf Koglin ist Präsident der Fachhochschule des Bundes, und wenn man ihn nach der Zukunft seiner Einrichtung fragt, hat er eine sibyllinische Antwort parat.

14.09.2004
    Wir müssen einfach sehen, dass wir in einer Welt leben, die sich permanent verändert, und gerade im Bereich des öffentlichen Dienstes weiß kein Mensch, ob wir morgen noch Beamte haben. Denken sie an die Bundesagentur für Arbeit - das kann manchmal alles sehr schnell gehen, und insofern freuen wir uns, dass wir mit diesem Thema 25 Jahre überlebt haben, und ich denke mal, wir werden mit diesem Thema wahrscheinlich auch über die nächsten Jahre rüberkommen.

    Diese Zuversicht kennzeichnet auch den gesamten heutigen Festakt. Schließlich hat die FH Bund, wie die Hochschule im Beamtenjargon kurz genannt wird, schon schwierige Zeiten überstanden: Als in den 90er Jahren Eisenbahn, Post und Telekom privatisiert wurden, sank die Zahl der Studenten von 11.000 auf knapp 5000. Mittlerweile hat sie sich bei 6000 studierenden Beamten wieder stabilisiert, und Präsident Olaf Koglin sieht sich für den Wettbewerb mit öffentlichen Hochschulen gut gerüstet, etwa bei der Studiendauer.

    Gegenwärtig haben wir einen großen Vorteil: Nach drei Kalenderjahren sind unsere Nachwuchskolleginnen fertig. Das schafft der freie Hochschulmarkt nicht. Diese hohe Ausbildungsdichte hat aber wiederum Nachteile, die hohe Ausbildungsdichte ist sehr stromlinienförmig angelegt, und das Lernen durch Irrtümer, Lernen durch Umwege wird durch unser System weitgehend ausgeschlossen.

    Effizienz werde an der FH Bund eben wichtiger genommen als eine umfassende Persönlichkeitsbildung. Auch andere Aspekte der internen FH-Ausbildung seien vorbildlich, ergänzt Karl Wagner, Rektor FH für Verwaltung und Dienstleistung in Schleswig Holstein.

    Gerade in der Frage der Bachelor-Master-Diskussion, da sind die internen Hochschulen hervorragend aufgestellt. Denn wir sind ja dabei, wirklich berufsfeld-bezogen auszubilden, und ich glaube, dass also gerade die Universitäten, aber auch die Fachhochschulen diesen Weg der berufsfeldbezogenen Ausbildung, der Berufsqualifizierung erst noch mal gehen müssen. Da seh ich also einen eindeutigen Vorteil für die internen Hochschulen.

    Dass die internen Hochschulen mit ihren Studienangeboten für Polizeikommissare und Justizbeamte, für die Sozialversicherung und für den Wetterdienst ein Auslaufmodell sind, glaubt auch ein direkter Konkurrent nicht. Walther Zimmerli ist Präsident der Auto-Universität von Volkswagen - ebenfalls einer internen Hochschule, nur dass die von einem Unternehmen und nicht vom Staat getragen wird.

    Wir werden weiter interne Hochschulen haben, sei es staatliche interne Hochschulen, ministerielle, sei es wirtschaftlich interne Hochschule, wir werden weiterhin offenen Hochschulen haben. Wir werden viele neue private Hochschulen sehen, vor allen dingen werden wir eine hohe Dynamik sehen. Das ist jetzt schon der Fall: Von den rund 50 existierenden Privathochschulen in Deutschland waren vor zehn Jahren die Hälfte noch nicht da, und werden in zehn Jahren die Hälfte auch nicht mehr da sein, dafür werden andere da sein. Das wird ein reges Gründen und Sterben geben.

    Ums Sterben geht es bei der heutigen Geburtstagsfeier in Brühl aber nicht. Beate Müller arbeitet eigentlich im Verbraucherschutzministerium in Bonn, noch bis Ende des Monats absolviert sie in Brühl ihr Studium zur Diplom-Verwaltungswirtin. Und sie ist mit dem verschulten, gut organisierten Durchlauf sehr zufrieden.

    Das Studium hier an der FH ist ein sehr spezifisches Studium, ausgerichtet auf die Tätigkeit der Verwaltungsbeamten ganz konkret. Es werden alle Bereiche abgedeckt, die für eine Verwaltungstätigkeit erforderlich sind. Und Beamte sind ja auch nicht mehr das, was sie noch vor vielen Jahren waren, so mit Stulpen und Schirmmütze, sondern die Tätigkeit der Beamten hat sich auch verändert, Stichwort: Qualitätsmanagement, Change Management, Kosten-Leistungs-Rechnung, und das wird hier an dieser Fachhochschule sehr spezifisch vermittelt.

    Rundum zufriedene Gesichter also - zumindest so lange, bis irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft mal wieder über die Abschaffung des Berufsbeamtentums oder über Einsparungen bei der internen Ausbildung der Verwaltungsmitarbeiter nachgedacht wird.