Archiv

Studie
Judenhass und Antiamerikanismus breiten sich im Alltag aus

Israelhass und Antiamerikanismus sind laut einer Studie zwei besonders sichtbare Varianten des Antisemitismus in Deutschland. Dieses Fazit zieht die Amadeu Antonio Stiftung.

    Ein Transparent mit einer durchgestrichenen Flagge der Vereinigten Staaten bei einer Demonstration 2016 in Berlin.
    Demonstranten mit einem Transparent gegen die USA auf einer Kundgebung 2016 in Berlin (Archivbild). (Imago Stock & People)
    Für Juden sei ein Alltag ohne antisemitische Verklärungen und Verzerrungen kaum mehr möglich, heißt es in einem "Zivilgesellschaftlichen Lagebild Antisemitismus" der Stiftung. So werde etwa durch einseitige Schuldzuweisungen auf pro-palästinensischen Demonstrationen Israel-Hass geschürt. Im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine würden auf Kundgebungen antisemitische Codes wie das Bild des Strippenziehers auf die USA übertragen.

    Stiftung: Mit AfD verbreitet sich Antisemitismus unter dekomraktischen Denkmantel

    Mit Gründung der AfD verbreite sich Antisemitismus seit zehn Jahren unter einem demokratischen Deckmantel, so die Stiftung. Abgeordnete der Partei würden wiederholt antisemitische Codes wie den der "Globalisten" verbreiten. Dies mache Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft aussprechbarer. Selbst die Klimabewegung "Fridays for Future" sieht die Stiftung nicht gefeit vor israelfeindlichen Positionen, hieß es mit Blick auf den internationalen Twitter-Account der Bewegung.
    Die Vorständin der Amadeu Antonio Stiftung, Ameer, sprach von einer "antisemitischen Landnahme". Je mehr Debatten antisemitisch aufgeladen würden, umso kleiner würden sichere Räume für Betroffene.
    Mit Blick auf zahlreiche für den 20. Mai angekündigte pro-palästinensiche Demonstrationen in deutschen Städten sagte Ameer, Judenhass sei nicht durch das Grundrecht auf Meinungsfreiheit geschützt.

    Antisemitismus-Beauftragter Klein: Qualitative Analysen "unabdingbar"

    Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Klein, betonte, qualitative Analysen wie das Lagebild der Amadeu Antonio Stiftung seien "unabdingbar, um Judenhass in seiner gesamten Grausamkeit bekämpfen zu können". Nur wer genau hinschaue, könne den Finger in die Wunde legen.
    Die 1998 gegründete Amadeu Antonio Stiftung ist nach einem der ersten Todesopfer rechter Gewalt seit der Wiedervereinigung benannt. Der aus Angola stammende Mann wurde 1990 von Neonazis zu Tode geprügelt. Die Stiftung engagiert sich gegen Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus.
    Diese Nachricht wurde am 12.05.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.