Beatrix Novy: Was sind denn die neuen Erfordernisse, denen man die alte Gedenkstätte angepasst hat?
Sebastian Engelbrecht: Dazu muss man vielleicht ein bisschen in die Geschichte gehen. Das Museum Yad Vashem stammt aus dem Jahr 1957, damals wurde es eröffnet und zu dieser Zeit war es etwas ganz etwas Exklusives. Die Schoah war kein großes Thema in den Museen der Welt und heute gibt es aber 250 Holocaustmuseen weltweit, jüngst wurden welche in den letzten Jahren in Paris, Budapest, Warschau, in der Ukraine, in London, auch in Mardhausen eröffnet. Und das größte und bekannteste neben Yad Vashem ist das in Washington D.C. und das neue Museum in Yad Vashem ist nun der Versuch, mit dieser in den letzten Jahren gewachsenen Konkurrenz der Erinnerung mitzuhalten und ich denke, da schwingt auch die Sorge mit hier in Israel und unter Juden, dass Nichtjuden diese Erinnerung an dieses größte Menschheitsverbrechen okkupieren könnten und dass diese spezifisch jüdische Sicht auf dieses historische Ereignis verloren gehen könnte. So ähnlich hat sich jetzt Professor Israel Gutman geäußert, ein früherer Chefhistoriker von Yad Vashem und Auschwitzüberlebender. Er hat die Sorge geäußert, dass der Holocaust eben in diesen anderen Museen gleichgestellt werden könnte mit anderen Genoziden und Verbrechen und in Israel legt man eben großen Wert auf die Einzigartigkeit dieses Holocaust gegen die Juden.
Beatrix Novy: Wie drückt sich die spezifisch jüdische Sicht konkret in der Gestaltung aus? Wir haben alle eine Vorstellung davon, wie Yad Vashem bisher ausgesehen hat, was ist das konkret Neue?
Sebastian Engelbrecht: Das ist Neue ist wohl weniger die spezifisch jüdische Sicht, denn die hat es ja bisher auch gegeben. Neu ist, dass die Ausstellung vier Mal so groß ist wie bisher. Sie umfaßt 4200 Quadratmeter, ist also konkurrenzlos groß und neu ist, dass zur Darstellung des Leidens der Opfer zum Beispiel Kunstwerke von KZ-Häftlingen gezeigt werden, Die Opfer werden also als Subjekte dargestellt und nicht als ohnmächtige Objekte des Geschehens, wie das sonst oft so der Fall ist in diesen Gedenkstätten. Und das selbe Motiv, diese Subjektperspektive der Opfer, steht nun hinter der Idee, auch Zeugnisse der Opfer in den Mittelpunkt zu rücken, also etwa schriftliche Zeugnisse des Geschehens, Tagebücher, Briefe oder auch Literatur, die nach der Schoah entstanden sind. Betont wird besonders auch die Sicht des einzelnen Subjekts, seines Erlebens und Leidens und gerade dieser Zugang zum Holocaust ist natürlich besonders schwierig in einem Museum darzustellen, da davon am wenigsten vorhanden ist, von solchen Zeugnissen.
Beatrix Novy: Yad Vashem ist eine staatliche Einrichtung. Was bedeutet das eigentlich für das Geschichtsbild, das da gezeigt wird? Spiegeln sich die Konflikte innerhalb der israelischen Gesellschaft wider in so einem Museum, oder der Museums- oder Erinnerungspolitik?
Sebastian Engelbrecht: Ich denke, die außenpolitische Situation spiegelt sich darin weniger wider als vielmehr die Konkurrenz zwischen zwei Geschichtssichten, die es eben auch in Israel gelegentlich zu spüren gibt, das ist gewissermaßen ein Streit innerhalb des Judentums, nämlich auf der einen Seite die zionistische Geschichtssicht und eine andere Geschichtssicht, die neben dem Zionismus auch das Recht der jüdischen Existenz in der Diaspora stärker in den Mittelpunkt rückt. Bisher zeigte diese Dauerausstellung das Geschichtsverständnis des Staates Israel und danach sind eben der Zionismus und der zionistische Staat die einzig mögliche Antworten auf diesen systematischen Mord am europäischen Judentum und nach der Ansicht von Museumsdirektor Avner Shalev ist dies nicht mehr unbedingt der Fall, sondern es gibt noch andere Antworten auf die Schoah. Er sagte kürzlich, eine jüdische Existenz in New York nach 1945 sei ebenso legitim und ein Grund dafür, dass jetzt hier eine andere Geschichtssicht auch in diese Ausstellung und in die Leitungspositionen von Yad Vashem hineinkommen liegt darin, dass die Finanzierung eine andere ist. Bisher war Yad Vashem im wesentlichen staatsfinanziert und von staatlichen Geldern abhängig und für den Bau dieses neuen Museums haben die Verantwortlichen nun private Geldgeber, vor allem aus dem Ausland, aufgetan.
Sebastian Engelbrecht: Dazu muss man vielleicht ein bisschen in die Geschichte gehen. Das Museum Yad Vashem stammt aus dem Jahr 1957, damals wurde es eröffnet und zu dieser Zeit war es etwas ganz etwas Exklusives. Die Schoah war kein großes Thema in den Museen der Welt und heute gibt es aber 250 Holocaustmuseen weltweit, jüngst wurden welche in den letzten Jahren in Paris, Budapest, Warschau, in der Ukraine, in London, auch in Mardhausen eröffnet. Und das größte und bekannteste neben Yad Vashem ist das in Washington D.C. und das neue Museum in Yad Vashem ist nun der Versuch, mit dieser in den letzten Jahren gewachsenen Konkurrenz der Erinnerung mitzuhalten und ich denke, da schwingt auch die Sorge mit hier in Israel und unter Juden, dass Nichtjuden diese Erinnerung an dieses größte Menschheitsverbrechen okkupieren könnten und dass diese spezifisch jüdische Sicht auf dieses historische Ereignis verloren gehen könnte. So ähnlich hat sich jetzt Professor Israel Gutman geäußert, ein früherer Chefhistoriker von Yad Vashem und Auschwitzüberlebender. Er hat die Sorge geäußert, dass der Holocaust eben in diesen anderen Museen gleichgestellt werden könnte mit anderen Genoziden und Verbrechen und in Israel legt man eben großen Wert auf die Einzigartigkeit dieses Holocaust gegen die Juden.
Beatrix Novy: Wie drückt sich die spezifisch jüdische Sicht konkret in der Gestaltung aus? Wir haben alle eine Vorstellung davon, wie Yad Vashem bisher ausgesehen hat, was ist das konkret Neue?
Sebastian Engelbrecht: Das ist Neue ist wohl weniger die spezifisch jüdische Sicht, denn die hat es ja bisher auch gegeben. Neu ist, dass die Ausstellung vier Mal so groß ist wie bisher. Sie umfaßt 4200 Quadratmeter, ist also konkurrenzlos groß und neu ist, dass zur Darstellung des Leidens der Opfer zum Beispiel Kunstwerke von KZ-Häftlingen gezeigt werden, Die Opfer werden also als Subjekte dargestellt und nicht als ohnmächtige Objekte des Geschehens, wie das sonst oft so der Fall ist in diesen Gedenkstätten. Und das selbe Motiv, diese Subjektperspektive der Opfer, steht nun hinter der Idee, auch Zeugnisse der Opfer in den Mittelpunkt zu rücken, also etwa schriftliche Zeugnisse des Geschehens, Tagebücher, Briefe oder auch Literatur, die nach der Schoah entstanden sind. Betont wird besonders auch die Sicht des einzelnen Subjekts, seines Erlebens und Leidens und gerade dieser Zugang zum Holocaust ist natürlich besonders schwierig in einem Museum darzustellen, da davon am wenigsten vorhanden ist, von solchen Zeugnissen.
Beatrix Novy: Yad Vashem ist eine staatliche Einrichtung. Was bedeutet das eigentlich für das Geschichtsbild, das da gezeigt wird? Spiegeln sich die Konflikte innerhalb der israelischen Gesellschaft wider in so einem Museum, oder der Museums- oder Erinnerungspolitik?
Sebastian Engelbrecht: Ich denke, die außenpolitische Situation spiegelt sich darin weniger wider als vielmehr die Konkurrenz zwischen zwei Geschichtssichten, die es eben auch in Israel gelegentlich zu spüren gibt, das ist gewissermaßen ein Streit innerhalb des Judentums, nämlich auf der einen Seite die zionistische Geschichtssicht und eine andere Geschichtssicht, die neben dem Zionismus auch das Recht der jüdischen Existenz in der Diaspora stärker in den Mittelpunkt rückt. Bisher zeigte diese Dauerausstellung das Geschichtsverständnis des Staates Israel und danach sind eben der Zionismus und der zionistische Staat die einzig mögliche Antworten auf diesen systematischen Mord am europäischen Judentum und nach der Ansicht von Museumsdirektor Avner Shalev ist dies nicht mehr unbedingt der Fall, sondern es gibt noch andere Antworten auf die Schoah. Er sagte kürzlich, eine jüdische Existenz in New York nach 1945 sei ebenso legitim und ein Grund dafür, dass jetzt hier eine andere Geschichtssicht auch in diese Ausstellung und in die Leitungspositionen von Yad Vashem hineinkommen liegt darin, dass die Finanzierung eine andere ist. Bisher war Yad Vashem im wesentlichen staatsfinanziert und von staatlichen Geldern abhängig und für den Bau dieses neuen Museums haben die Verantwortlichen nun private Geldgeber, vor allem aus dem Ausland, aufgetan.