Freitag, 10. Mai 2024

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Jüdischer Podcast
"Ein elektronischer Stammtisch"

In ihrem neuen Podcast "Anti&Semitisch" unterhalten sich Juna Grossmann und Chajm Guski über Judentum im Alltag. Religion spielt nur eine Nebenrolle, Kultur und Politik sind wichtiger. Man hoffe auf "ein bisschen Empathie der Mehrheitsgesellschaft", sagte Guski im Deutschlandfunk.

Chajm Guski im Gespräch mit Gerald Beyrodt | 28.08.2019
Chajm Guski bloggt aus jüdischer Perspektive.
Chajm Guski bloggt aus jüdischer Perspektive (Chajm Guski )
Im englischsprachigen Raum sind sie schon länger zu hören, jetzt gibt es auch in Deutschland einen jüdischen Podcast. Der Podcast heißt "anti&semitisch". Die Publizistin Juna Grossmann und der Blogger Chajm Guski unterhalten sich - auf unterhaltsame Weise. Einen "elektronischen Stammtisch" wolle man bieten, so Guski. Auf die Frage, was einen Podcast zum jüdischen Podcast mache, antwortet er:
"Ein Podcast wird dann jüdisch, wenn sich zwei, drei Juden übers Judentum insgesamt austauschen, nicht nur über Religion, sondern über alle Aspekte jüdischen Lebens."
Anders als in den jüdischen Verkündigungssendungen der öffentlich-rechtlichen Sender - im DLF ist das "Shalom" -, spielt Religion im Podcast der beiden nicht die Hauptrolle. Guski und Grossmann sprechen über Kultur, Alltagsleben und Gesellschaftspolitik.
Religion spielt nicht die Hauptrolle
Jede Folge beginnt mit einer Klischee-Klezmer-Melodie, kommentiert mit dem Satz: "Mach das aus, bitte!". Man wolle Erwartungen der nicht-jüdischen Gesellschaft bewusst enttäuschen, die primäre Zielgruppe seien Juden, so Guski. Deshalb werden bestimmte Begriffe, wie etwa Kinot oder Tallit, nicht erklärt, sondern als bekannt vorausgesetzt.
Der Titel "anti&semistisch" legt es nahe: Antisemitismus beschäftigt Guski und Grossmann im Alltag wie in ihrem Gespräch. Man hoffe auf "ein bisschen Empathie" der Mehrheitsgesellschaft, so Guski. Alltäglicher Antisemitismus werde kleingeredet. Es sei wie in dem Kalauer vom Mann, der zum Psychologen und sagt: "Niemand nimmt mich ernst". Und der Psychologe sagt: "Das glaube ich Ihnen nicht."