Sonntag, 19. Mai 2024

Studie
Jugendliche in Deutschland werden immer unzufriedener - Klaus Hurrelmann spricht zudem von "deutlichem Rechtsruck"

Viele Jugendliche in Deutschland befinden sich in einem Stimmungstief.

05.05.2024
    Der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann im Porträt
    Der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann. (Archivbild) (imago / Reiner Zensen)
    Wie aus einer repräsentativen Befragung für die Studie "Jugend in Deutschland 2024" hervorgeht, wird die junge Generation im Vergleich zu den Befragungen der Vorjahre immer unzufriedener. Nach den Auswirkungen der Corona-Zeit stünden nun wirtschaftliche und politische Sorgen um die Zukunft im Vordergrund, etwa wegen der Inflation, hoher Mieten, der Kriege in der Ukraine und in Nahost oder wegen einer Spaltung der Gesellschaft. Es wirke so, als hätte die Corona-Pandemie eine Irritation im Vertrauen auf die Zukunftsbewältigung hinterlassen, die sich in einer anhaltend tiefen Verunsicherung niederschlage, schreiben die Autoren.
    Politisch wenden sich demnach immer stärker der AfD zu. 22 Prozent der 14- bis 29-Jährigen, die überhaupt eine Parteipräferenz haben und die wählen gehen wollen, würden für die AfD votieren, wenn jetzt Bundestagswahl wäre. Das sind mehr als doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren. "Wir können von einem deutlichen Rechtsruck in der jungen Bevölkerung sprechen", sagte der Soziologe Klaus Hurrelmann. Im Vergleich zur Shell-Jugendstudie von 2019 sank die Zustimmung zur Aufnahme vieler Flüchtlinge von damals 57 Prozent auf jetzt nur noch 26 Prozent.

    Grüne sacken in der Gunst der Jugendlichen von 27 auf 18 Prozent ab

    18 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die schon eine Parteipräferenz haben, würden demnach die Grünen wählen, 2022 waren es noch 27 Prozent gewesen. Die FDP sackte in der Umfrage ab von 19 auf 8, die SPD verlor von 14 auf 12 Prozent. Die Union verbesserte sich der Umfrage zufolge bei jungen Menschen von 16 auf 20 Prozent, das neue Bündnis Sahra Wagenknecht kommt auf 5 Prozent.
    Für die Studie der Jugendforscher Simon Schnetzer, Klaus Hurrelmann sowie des Politikwissenschaftlers Kilian Hampel wurden im Januar und Februar gut 2000 junge Leute von 14 bis 29 Jahren repräsentativ befragt.
    Diese Nachricht wurde am 05.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.