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Julian Assange
"Ich vergebe und vergesse nichts"

Für Julian Assange gibt es wieder Aussichten auf ein Leben in Freiheit: Die schwedische Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen gegen den Wikileaks-Gründer eingestellt. In einer Rede vom Balkon der ecuadorianischen Botschaft äußert sich der Australier dennoch verbittert.

19.05.2017
    Assange trägt eine schwarze Jacke und hebt kämpferisch die Faust. Neben ihm die Fahne Ecuadors.
    Assange bei seiner Balkon-Rede. (dpa/picture alliance)
    Assange machte Schweden schwere Vorwürfe. Er sagte, wegen der Ermitttlungen habe er fast fünf Jahre ohne Sonnenlicht in der Botschaft verbracht. Währenddessen seien seine Kinder groß geworden und sein Name beschmutzt worden. Assange betonte, er vergebe und vergesse nichts. Das Vorgehen Schwedens sei nicht das eines zivilisierten Staats. Dennoch sei die EInstellung der Ermittlungen ein wichtiger Sieg für ihn und die Menschenrechte. Ähnlich hatte sich Asssange zuvor bereits in einer Twitter-Nachricht geäußert.
    Ny trägt eine rotgerandete Brille und spricht mit ernstem Blick in mehrere Mikrofone. 
    Die schwedische Staatsanwältin Marianne Ny. (DPA / EPA / Fredrik Sandberg)
    Ecuador fordert freies Geleit
    Die Regierung von Ecuador forderte von Großbritannien freies Geleit für Assange. Nach der Einstellung der schwedischen Ermittlungen gelte der europäische Haftbefehl nicht mehr, sagte Außenminister Long per Twitter. Er verlangte, die Briten müssten deshalb eine sichere Ausreise garantieren. Auch Long kritisierte das Vorgehen der schwedischen Behörden. Diese hätten vier Jahre gebraucht, um über das Angebot Ecuadors zu entscheiden, den Wiklileaks-Gründer in der Botschaft in London zu befragen.
    "Schuldfrage nicht geklärt"
    Die schwedische Staatsanwaltschaft hatte am Vormittag ihre jahrelangen Ermittlungen wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung eingestellt. Damit ist auch der europäische Haftbefehl gegen Assange hinfällig. Staatsanwältin Ny sagte in Stockholm, sie sehe keine Chance, Assange nach Schweden zu überstellen. Sie betonte, die Schuldfrage sei damit nicht geklärt.
    Long sitzt lächelnd an einem Tisch und blickt zur Seite. Hinter ihm sitzen zwei Frauen.
    Der ecuadorianische Außenminister Guillaume Long. (Alexey Vitvitsky / Sputnik / dpa)
    Die britischen Polizei erklärte allerdings, man werde Assange festnehmen, sollte dieser die ecuadorianische Botschaft in London verlassen. Grund sei der Haftbefehl eines Gerichts in Westminster vom Sommer 2012, an den man sich weiterhin gebunden fühle. Assange sagte dazu, seine Anwälte würden sich nun mit den britischen Behörden kurzschließen, um einen Ausweg zu finden.
    Siebenjährige Ermittlungen
    Gegen den Australier war rund sieben Jahre lang wegen Vergewaltigungs-Vorwürfen ermittelt worden. Assange hatte 2012 in der ecuadorianischen Botschaft in London Zuflucht gesucht. Damit wollte er eine Auslieferung an die schwedische Justiz verhindern, weil er befürchtete, weiter an die USA ausgeliefert zu werden.
    Wikileaks hatte 2010 mehr als 250.000 vertrauliche Dokumente von US-Botschaften veröffentlicht. Die Enthüllungen betrafen unter anderem das Vorgehen der US-Armee im Irak und in Afghanistan. Nach US-Medienberichten bereiten die USA inzwischen eine Klage gegen Assange vor.