Vielleicht liegt’s auch an der englischen Tradition des Dilettantismus: als bessere Kreise noch so taten, als hätten sie’s nicht nötig Geld zu verdienen und ihre Arbeit lieber zum Hobby deklarierten, für das man selbstverständlich nicht professisonell ausgebildet sein musste. Tatsache ist: britische Arbeitgeber tendieren zu der Meinung: Noten und Studienfach seien von sekundärer Bedeutung. Für sie zählen: die Persönlichkeit des Kandidaten, seine Motivation, seine Allgemeinbildung, und vor allem sein Potential. Besondere Zugkraft haben allerdings nach wie vor Eliteuniversitäten.
Richard Reynolds, Werbefachmann, verdiente schon mit 26 Jahren 65 tausend Pfund - 80.000 Euro im Jahr. Dabei hatte er eigentlich Geografie studiert. Allerdings in Oxford. Ein "Sesam Öffne Dich", immer noch, wenn es darum geht, in Großbritannien Karriere zu machen, auch wenn der Studiengang mit dem Beruf nichts zu tun hat. Aber auch gut ausgebildete französische Akademiker sind gefragt. Besonders in der City, dem Londoner Finanzviertel. Zum Beispiel Stephanie Seegmüller. Mitte 20, selbstsicher, klug, Investment Banker bei Merril Lynch.
Ursprünglich arbeitete Stephanie als Kundenberaterin in Straßburg. Vor drei Jahren kam sie nach London. Sie machte an der London Business School ihren MBA-Abschluss - und wurde auf der Stelle von Merrill Lynch angeheuert. Stephanie studierte weder Mathematik noch Finanzwesen. Sie hatte keinerlei Erfahrung im Banking. Aber der englische Arbeitsmarkt gehorche - so sagt Stephanie - anderen Prinzipien.
"Hier kommt’s nicht darauf an, was du gemacht hast. Sondern darauf, was du machen kannst."
Die Kehrseite der Flexibilität: weniger Arbeitsschutzbestimmungen. Stephanie weiß: Wenn sie ihre Sache nicht gut macht, wird sie schnell gefeuert. Aber solange der britische Arbeitsmarkt prosperiert, macht sich Stephanie keine Sorgen. Außerdem bringt sie eine Fähigkeit mit, die im fremdsprachenscheuen Großbritannien besonders geschätzt wird. Viele Franzosen sprechen mehrere Sprachen. Das kommt Firmen entgegen, die einen internationalen Kundestamm haben. Mit Klienten im Nahen Osten und Afrika spricht Stephanie fast immer Französisch.
Nur ein paar U-Bahnstationen weiter, ebenfalls in der Londoner City, ist Travco, eine internationale Reiseagentur. Dort arbeitet Samuel Remy, 25, ursprünglich aus Rouen. Seine Aufgabe: mit französischen Hotels günstige Preise auszuhandeln. Sam kam vor einem Jahr nach London. Er hatte einen Magister in Touristik, aber keinerlei Arbeitserfahrung. Gleich nach seiner Ankunft meldete er sich bei einer Jobagentur: die fand drei Stellen, er suchte sich die beste aus. Der Einstellungsprozess dauerte 4 Tage.
"Einfach erstaunlich. Das würde in Frankreich viel länger dauern. In England traut man jungen Leuten etwas zu. Man gibt ihnen Verantwortung. Und die Chance rasch aufzusteigen. Das ist eine ganz andere Arbeitskultur."
Dennoch ist der britische Arbeitsmarkt kein El Dorado. In London gibt es durchaus auch Graduierte, die keine passenden Jobs gefunden haben, und Taxi fahren, oder in irgendeiner Rezeption arbeiten. Sie waren oft an Universitäten, die in der Qualitätsliga ganz unten stehen und vor allem von ethnischen Minderheiten besucht werden. Graduierte wie Samuel Remy und Stephanie Seegmüller haben nicht nur eine gute Allgemeinbildung, sondern auch viel Ehrgeiz, Eigen-Initiative, und ein sicheres Auftreten. Wem solche Eigenschaften fehlen, kommt lange nicht so weit - es sei denn, er war an einer Eliteuni.
Richard Reynolds, Werbefachmann, verdiente schon mit 26 Jahren 65 tausend Pfund - 80.000 Euro im Jahr. Dabei hatte er eigentlich Geografie studiert. Allerdings in Oxford. Ein "Sesam Öffne Dich", immer noch, wenn es darum geht, in Großbritannien Karriere zu machen, auch wenn der Studiengang mit dem Beruf nichts zu tun hat. Aber auch gut ausgebildete französische Akademiker sind gefragt. Besonders in der City, dem Londoner Finanzviertel. Zum Beispiel Stephanie Seegmüller. Mitte 20, selbstsicher, klug, Investment Banker bei Merril Lynch.
Ursprünglich arbeitete Stephanie als Kundenberaterin in Straßburg. Vor drei Jahren kam sie nach London. Sie machte an der London Business School ihren MBA-Abschluss - und wurde auf der Stelle von Merrill Lynch angeheuert. Stephanie studierte weder Mathematik noch Finanzwesen. Sie hatte keinerlei Erfahrung im Banking. Aber der englische Arbeitsmarkt gehorche - so sagt Stephanie - anderen Prinzipien.
"Hier kommt’s nicht darauf an, was du gemacht hast. Sondern darauf, was du machen kannst."
Die Kehrseite der Flexibilität: weniger Arbeitsschutzbestimmungen. Stephanie weiß: Wenn sie ihre Sache nicht gut macht, wird sie schnell gefeuert. Aber solange der britische Arbeitsmarkt prosperiert, macht sich Stephanie keine Sorgen. Außerdem bringt sie eine Fähigkeit mit, die im fremdsprachenscheuen Großbritannien besonders geschätzt wird. Viele Franzosen sprechen mehrere Sprachen. Das kommt Firmen entgegen, die einen internationalen Kundestamm haben. Mit Klienten im Nahen Osten und Afrika spricht Stephanie fast immer Französisch.
Nur ein paar U-Bahnstationen weiter, ebenfalls in der Londoner City, ist Travco, eine internationale Reiseagentur. Dort arbeitet Samuel Remy, 25, ursprünglich aus Rouen. Seine Aufgabe: mit französischen Hotels günstige Preise auszuhandeln. Sam kam vor einem Jahr nach London. Er hatte einen Magister in Touristik, aber keinerlei Arbeitserfahrung. Gleich nach seiner Ankunft meldete er sich bei einer Jobagentur: die fand drei Stellen, er suchte sich die beste aus. Der Einstellungsprozess dauerte 4 Tage.
"Einfach erstaunlich. Das würde in Frankreich viel länger dauern. In England traut man jungen Leuten etwas zu. Man gibt ihnen Verantwortung. Und die Chance rasch aufzusteigen. Das ist eine ganz andere Arbeitskultur."
Dennoch ist der britische Arbeitsmarkt kein El Dorado. In London gibt es durchaus auch Graduierte, die keine passenden Jobs gefunden haben, und Taxi fahren, oder in irgendeiner Rezeption arbeiten. Sie waren oft an Universitäten, die in der Qualitätsliga ganz unten stehen und vor allem von ethnischen Minderheiten besucht werden. Graduierte wie Samuel Remy und Stephanie Seegmüller haben nicht nur eine gute Allgemeinbildung, sondern auch viel Ehrgeiz, Eigen-Initiative, und ein sicheres Auftreten. Wem solche Eigenschaften fehlen, kommt lange nicht so weit - es sei denn, er war an einer Eliteuni.