"Beim Füttern bin ich einmal von einer Schlange, einer "Jararaca", gebissen worden. Ich musste das spezielle Serum gegen die Gattung der Bothrops, der Grubenottern, nehmen. Zum Glück hatte ich kaum Vergiftungserscheinungen. Denn wir haben hier das Serum vorrätig, ich bekam es innerhalb von zehn Minuten gespritzt. Draußen in der Natur handhaben wir die Tiere vorsichtig mit langen Stangen. Wenn kein Krankenhaus in der Nähe ist, kann ein Schlangenbiss schlimm enden."
Der Biologe Marcelo Lucas arbeitet im Schlangenforschungsinstitut Butantan in São Paulo. Er führt Schulklassen durch das Museum und zu den Terrarien im Park.
"Ich habe nur selten bei Expeditionen hier im Staat São Paulo eine "Jararaca" getroffen; sie tarnt sich unglaublich gut. Meistens sahen wir sie, wenn sie gerade auf einem Sonnenfleck im Urwald ihre Temperatur regulierte, sich also aufheizte. Oder wir beobachteten sie abends, wenn sie auf der Jagd Straßen überquerte. Sie tötet ihre Beute durch Vergiftung. Nach dem Biss lässt sie die Beute frei, das Tier schleppt sich noch ein Stück, die Schlange gleitet hinterher. Sie riecht die Beute mithilfe ihrer Zunge. Wenn sie das tote Tier erreicht hat, schluckt sie es als Ganzes und beginnt dabei immer am Kopf der Beute."
90 Prozent der Schlangenunfälle passieren in Brasilien mit der "Jararaca", der Lanzenotter, sagt Marcelo Lucas. Denn dieses Tier wagt sich bis zu menschlichen Siedlungen vor, wenn da Mäuse und Ratten leben. Das Antiserum gegen Schlangenbisse wird im Butantan aus dem Blut von schwach vergifteten Pferden gewonnen – die Pferde müssen dafür nicht getötet werden. Alle Krankenhäuser in Brasilien halten Gegengifte bereit. Schlangenunfälle mit Jungtieren passieren selten, die Kleinen verstecken sich gut. Vögel sind ihre schlimmsten Fressfeinde, erzählt die Pharmazeutin Solange Maria de Toledo Serrano vom Schlangeninstitut Butantan.
"Vögel verfolgen gerne kleine Lebewesen wie junge Schlangen, sie halten sie für Regenwürmer. Wir fanden kürzlich heraus, dass das Gift von erwachsenen Tieren und von Jungtieren beim Angriff auf Meerschweinchen gleich tödlich ist. Für Vogelküken aber ist das Gift junger Schlangen viel tödlicher, als das Gift erwachsener Schlangen. Dabei ist die Dosis, die Jungschlangen einsetzen, niedriger als die der erwachsenen Tiere. Im Gift der Jungschlangen muss also irgendetwas sein, das gerade Vögel sehr effizient tötet."
Die Wissenschaftlerin Solange Maria de Toledo Serrano erforscht seit zwölf Jahren am Butantan die molekularbiologischen Komponenten im Schlangengift. Alle Lanzenottern, erwachsene wie junge, haben im Gift Stoffe, die den Blutdruck senken. Und sie verfügen über Substanzen, die die Blutgerinnungsfähigkeit im Körper des Opfers senkt. Nach einem Biss beginnt im Opfer zunächst eine sehr starke Blutgerinnung, der wichtigste Blutgerinnungsfaktor Fibrinogen wird massenhaft verbraucht. Außerdem zerstört das Gift das Fibrinogen, so dass schnell der Gegeneffekt eintritt: Die Blutgerinnung klappt nicht mehr. Wer von einer Jararaca gebissen wurde und keine Behandlung erhält, blutet aus allen möglichen Körperteilen. Das gilt für junge und alte Tier, sie haben dieselben Bestandteile im Gift, sagt die Forscherin.
"Es sind die beiden Enzymgruppen Metalloproteasen und Serinoproteasen, die im Schlangengift zur verminderten Blutgerinnung führen. Diese Enzyme gehen an das Molekül Fibrinogen, das im Blutplasma schwimmt, und schneiden es auseinander, sie zersetzen es gewissermaßen. Was den Unterschied zwischen jungen und ausgewachsenen Tieren angeht, es sind mehr Metalloproteasen im Jungtier vorhanden und sie wirken stärker, was den sofortigen Tod der Vögel bewirkt."
Auch bei Menschen wirken Jungtier-Bisse ein klein wenig anders, ist aus Berichten bekannt. Aber Menschen werden zum Glück selten von jungen Jararacas gebissen.
Der Biologe Marcelo Lucas arbeitet im Schlangenforschungsinstitut Butantan in São Paulo. Er führt Schulklassen durch das Museum und zu den Terrarien im Park.
"Ich habe nur selten bei Expeditionen hier im Staat São Paulo eine "Jararaca" getroffen; sie tarnt sich unglaublich gut. Meistens sahen wir sie, wenn sie gerade auf einem Sonnenfleck im Urwald ihre Temperatur regulierte, sich also aufheizte. Oder wir beobachteten sie abends, wenn sie auf der Jagd Straßen überquerte. Sie tötet ihre Beute durch Vergiftung. Nach dem Biss lässt sie die Beute frei, das Tier schleppt sich noch ein Stück, die Schlange gleitet hinterher. Sie riecht die Beute mithilfe ihrer Zunge. Wenn sie das tote Tier erreicht hat, schluckt sie es als Ganzes und beginnt dabei immer am Kopf der Beute."
90 Prozent der Schlangenunfälle passieren in Brasilien mit der "Jararaca", der Lanzenotter, sagt Marcelo Lucas. Denn dieses Tier wagt sich bis zu menschlichen Siedlungen vor, wenn da Mäuse und Ratten leben. Das Antiserum gegen Schlangenbisse wird im Butantan aus dem Blut von schwach vergifteten Pferden gewonnen – die Pferde müssen dafür nicht getötet werden. Alle Krankenhäuser in Brasilien halten Gegengifte bereit. Schlangenunfälle mit Jungtieren passieren selten, die Kleinen verstecken sich gut. Vögel sind ihre schlimmsten Fressfeinde, erzählt die Pharmazeutin Solange Maria de Toledo Serrano vom Schlangeninstitut Butantan.
"Vögel verfolgen gerne kleine Lebewesen wie junge Schlangen, sie halten sie für Regenwürmer. Wir fanden kürzlich heraus, dass das Gift von erwachsenen Tieren und von Jungtieren beim Angriff auf Meerschweinchen gleich tödlich ist. Für Vogelküken aber ist das Gift junger Schlangen viel tödlicher, als das Gift erwachsener Schlangen. Dabei ist die Dosis, die Jungschlangen einsetzen, niedriger als die der erwachsenen Tiere. Im Gift der Jungschlangen muss also irgendetwas sein, das gerade Vögel sehr effizient tötet."
Die Wissenschaftlerin Solange Maria de Toledo Serrano erforscht seit zwölf Jahren am Butantan die molekularbiologischen Komponenten im Schlangengift. Alle Lanzenottern, erwachsene wie junge, haben im Gift Stoffe, die den Blutdruck senken. Und sie verfügen über Substanzen, die die Blutgerinnungsfähigkeit im Körper des Opfers senkt. Nach einem Biss beginnt im Opfer zunächst eine sehr starke Blutgerinnung, der wichtigste Blutgerinnungsfaktor Fibrinogen wird massenhaft verbraucht. Außerdem zerstört das Gift das Fibrinogen, so dass schnell der Gegeneffekt eintritt: Die Blutgerinnung klappt nicht mehr. Wer von einer Jararaca gebissen wurde und keine Behandlung erhält, blutet aus allen möglichen Körperteilen. Das gilt für junge und alte Tier, sie haben dieselben Bestandteile im Gift, sagt die Forscherin.
"Es sind die beiden Enzymgruppen Metalloproteasen und Serinoproteasen, die im Schlangengift zur verminderten Blutgerinnung führen. Diese Enzyme gehen an das Molekül Fibrinogen, das im Blutplasma schwimmt, und schneiden es auseinander, sie zersetzen es gewissermaßen. Was den Unterschied zwischen jungen und ausgewachsenen Tieren angeht, es sind mehr Metalloproteasen im Jungtier vorhanden und sie wirken stärker, was den sofortigen Tod der Vögel bewirkt."
Auch bei Menschen wirken Jungtier-Bisse ein klein wenig anders, ist aus Berichten bekannt. Aber Menschen werden zum Glück selten von jungen Jararacas gebissen.