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Just kick it

Der Ball ist rund, das Spiel hat 90 Minuten oder erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu – solche Kleinode deutscher Fussballweisheit beschäftigen nicht nur Kicker und Kommentatoren bei der EM in Portugal. Auch Studierende geben sich hierzulande ganz dem Fußball hin: Besonders am vergangenen Wochenende, da wurde in Göttingen die Deutsche Hochschulmeisterschaft ausgetragen.

Von Hans-Peter Fischer |
    Gestern Nachmittag, Uni-Stadion Göttingen: Mainz und Berlin treten im Finale der deutschen Hochschulmeisterschaften der Herren gegeneinander an. Die Mainzer beginnen offensiv, gehen gegen die Elf der Humboldt-Universität schnell in Führung. Dann wird ein Berliner im Mainzer Strafraum gefoult – Elfmeter.

    Schuss, "Ja!", "Super Jungs weiter so, und nicht überheblich werden!", "Weiter so, jetzt ma 'n bisschen Feuer hier!"

    Solche Anfeuerungen brauchen die beiden Teams jedoch gar nicht. Das Finale ist die Krönung eines fast EM-reifen Pensums: Zuerst Spiele gegen andere Hochschulen in der Region, dann Vorrunde, Halbfinale und Endspiel in Göttingen. Neben den Herren tragen hier auch die Frauen ihr Finale aus, München verteidigt den Titel gegen die Göttinger Gastgeberinnen. Die Münchenerinnen sind drückend überlegen, liegen schnell 1 zu 0 vorn.

    Männer- und Frauenfinale bei einem Wettbewerb - eine Premiere in Göttingen. Bislang liefen die Wettbewerbe separat. Teams und Publikum jedenfalls gefallen die gemeinsamen Endspiele. Arne Göring, stellvertretender Leiter des Göttinger Uni-Sports.

    Es ist schon so, dass es bei den Herren auf einem hohen nationalen Niveau ist, bei den Frauen ist das Niveau sogar noch ein Stück höher, die Nationaltrainerin der Unimannschaften sozusagen ist heute hier, um zu kucken, wo sie ihre Talente rekrutieren kann.

    Allerdings: Die Talentscouts der Profimannschaften stehen bei den Hochschulmeisterschaften nicht am Spielfeldrand. Fürs Studium spielt die Finalrunde ebenfalls keine Rolle, Scheine gibt’s auch für sehenswerte Leistungen nicht. Darum geht es den Spielern jedoch gar nicht, meint der Mainzer Spielführer.

    Das ist mehr Spaß, wir haben’s net so ernst genommen, wir sind hierhergekommen, wollten unseren Spaß haben, wie gesagt, Riesennebeneffekt.

    Bei aller Freude über die eigene Leistung: Natürlich beobachten die studentischen Kicker das Abschneiden der Figos, Nedveds und van Nistelroys. Was den EM-Ausgang am kommenden Sonntag angeht, herrscht zwischen Spielern und Publikum Einstimmigkeit - fast.

    Ich denke auch, dass die Tschechen Europameister werden, weil die wirklich einen schönen Fußball spielen, ich wünsch mir, dass die Tschechen Europameister werden.

    Ich glaub die Tschechen, die spielen für mich überragend. Ich glaub, das ist die stärkste Mannschaft.

    Die Tschechen machen einen guten Eindruck, aber ich hoffe eher die Niederländer. Die spielen einen geilen Fussball, mal gucken.

    Doch zwischenzeitlich sind Portugal und die EM in Göttingen Nebensache. Hier haben die Münchnerinnen Göttingen klar mit 2 zu 0 besiegt, auch das Herrenfinale geht in die letzte Etappe: Inzwischen führt Mainz 2 zu 1 durch einen satten Linksschuss von der Strafraumgrenze. Da kommt der Abpfiff.

    Die eigentliche Siegerehrung nach zwei harten Turniertagen – die gerät fast zur Nebenfeier. Die richtig große Begeisterung, die hat die Mainzer Mannschaft gleich auf dem Feld rausgelassen, direkt nach Abpfiff.

    So sehen Sieger aus, so sehen Sieger aus, so seh’n, so seh’n…