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Kabarett in Cottbus

Studentenkaberetts aus ganz Deutschland und der Schweiz treffen sich an diesem Wochenende in Cottbus. Dort geht das studentische Kabarett-Festival bereits in die neunte Runde. Ein vergleichbares Treffen gibt es in ganz Deutschland nicht.

Von Sascha Erler |
    22 Gruppen und Einzelkünstler stehen an den vier Tagen auf zwei Bühnen teilweise parallel. Mittlerweile kommen so viele Anfragen von Ensembles, dass die Organisatoren jedes Jahr Künstlern absagen müssen. Cottbus hat sich in der studentischen Kabarett-Szene einen guten Namen gemacht.

    Cottbus ist auf jeden Fall immer ein Highlight auch für unsere Kollegen vom >>Ro(hr)stock<<, da wird Monate vorher drüber gesprochen. Ja man trifft natürlich viele Künstler und kann die sehen in einem sehr kollegialen Umfeld und trifft sich danach, kann sich über Programme austauschen, durchaus auch mal kritisch. Es ist ein Publikum, dass auf jeden Fall erstmal immer da ist, sehr interessiert und auch begeisterungsfähig ist. Und deswegen ist das auch schon ein Highlight, einfach von der Publikumsreaktion und -Interaktion:

    Und die beherrscht Christopher Dietrich mit seinem Kollegen Erik Raab perfekt. Nicht umsonst haben "Dietrich und Raab" letztes Jahr den ostdeutschen Kabarett-Kleinstkunstpreis erhalten. Das Publikum wird eng eingebunden, auf der Suche nach einem Happy End und dem vermissten Bundeskanzler müssen am Schluss des Programms die Zuschauer einspringen. Dietrich und Raab verteilen Manuskript-Fetzen, das Publikum muss sortieren.

    Wir kommen jetzt also sozusagen zu Ihrer und Eurer persönlichen Kanzlerentführungsstory: Eigenheimzulage, Entführung auf den Mars, er ist im Spreewald gelandet, so lief er 24 Stunden... oh ist ja eine Sauklaue! Das nächste Mal teilen wir noch Schreibmaschinen aus!

    Auch Dirk Langer beginnt sein Programm unten im Publikum, spannt die Zuschauer beim Signalflaggenraten ein und verteilt zur Belohnung Ahoi-Brause. Er spielt den Seefahrer Nagelritz, der von seinen großen Abenteuern erzählt. Zwischendurch greift er zum Akkordeon und spielt selbstvertonte Gedichte von Joachim Ringelnatz...

    Gesungen: Sage mir doch, dass heut Sonntag sein soll, Margarethe. Sag Margarethe, mein schöner, Dein Freier - einzig freier Tag. Gesprochen: Ringelnatz selber ist mit großen Erwartungen zur See gefahren und wurde dann sehr enttäuscht da. Er hat große Abenteuer erwartet, und stattdessen hat er ein ganz bitterböses Seemannsleben erleben müssen. Seine Träume, die hat er dann in seiner Lyrik verarbeitet. Allerdings sehr selbstironisch - und um diese Selbstparodie geht's auch ein bisschen bei Nagelritz.

    Die Idee für Nagelritz kam Dirk bei seinem Germanistik-Studium. Das lässt er - zugunsten des Kabaretts - allerdings in letzter Zeit etwas schleifen...

    Es gibt natürlich Zeiten, da wird's einfach dann auch eng. Also je mehr man sich da reinhängt, umso mehr Möglichkeiten hat man natürlich aufzutreten und umso mehr Lust bekommt man natürlich auch, nichts anderes zu tun.

    Wann er seinen Abschluss machen will? Bald. Auch die anderen Akteure sind alle noch Studenten. Das heißt aber nicht, dass sich studentisches Kabarett ausschließlich mit dem Leben auf dem Campus beschäftigt. Die Themen sind breit gefächert. Politik, zwischenmenschliche Beziehungen und alltäglicher Irrwitz finden sich wieder. Viele Ensembles nutzen die Gelegenheit, in Cottbus ihr neues Programm vorzustellen. Unter den Machern hat sich in neun Jahren die goldene Regel etabliert: "Was in Cottbus nicht läuft, läuft nirgendwo."

    Cottbus hat sich in den letzten Jahren zu dem Podium für studentisches Kabarett entwickelt. Noch bis Sonntag läuft die neunte Auflage des Kabarett-Treffens. Weitere Informationen erhalten sie im Internet unter www.studentenkabarett.de