Kabarettist Ursus Wehrli „Die Banalitäten des Alltags gefallen mir ganz besonders“
Er hat abstrakte Kunst aufgeräumt, die Welt sortiert und international Preise eingeheimst: Ursus Wehrli, Komiker, Autor und eine Hälfte des Kabarett-Duos Ursus und Nadeschkin. Für sein aktuell erschienenes "Tagebuch" biegt er "die Erlebnisse zurecht", wie er im Deutschlandfunk bekennt.
Ursus Wehrli im Corsogespräch mit Ulrich Biermann | 10.03.2020
Das Themen-Alphabet reicht von Architektur, Bytes und Comics über Film und Mode bis Zukunftsmusik. Ohne Etiketten wie "U", "E", "Post" oder "Proto" analysiert und diskutiert das tagesaktuelle Magazin Phänomene der Gegenwartskultur. Corso ist alles andere als reine Nacherzählungsberichterstattung oder Terminjournalismus, der nur die Chronistenpflicht erfüllt. Das Popkulturmagazin dreht die Themen weiter, um Mehrwert und Neuigkeitswert zu bieten. Kulturschaffende sind regelmäßig zu Gast im Studio und stehen im Corsogespräch Rede und Antwort. "Corso - Kunst & Pop" spielt musikjournalistisch ausgewählte Songs, die aktuell sind und nationale sowie globale Trends abbilden. Denn Musik ist Information - und Popkultur ist ohne Popmusik nicht denkbar.
Er habe ein sehr abwechslungsreiches Leben, gibt der Schweizer im Deutschlandfunk zu, "und wenn es mal langweilig ist, dann erfinde ich halt mal was".
Dienstag: Heute hatte ich kein Glück. Gegen Abend kam auch noch Pech dazu.
Wer jetzt erwartet, ein reales Tagebuch zu lesen, der wird enttäuscht, aber, so Wehrli: "Man muss sich den Autor als glücklich-müßigen Menschen vorstellen." Auf den 144 Seiten fänden sich aber auch Notizen zu den Enttäuschungen des Alltags. Dazu gäbe noch Banalitäten, Absurdes und überraschende Verknüpfungen. Wehrli finde es fazinierend, Dinge zusammenzubringen, die offensichtlich nicht zusammenpassen, sagt er im Dlf.
Mittwoch: Heute habe ich den ganzen Tag etwas gemacht. Ich stelle fest: Etwas machen ist eigentlich immer eine gute Idee.
Heutzutage werde zu viel über sich selber gesprochen, kritisiert der Komiker: "Wir nehmen uns oftmals viel zu ernst, jeder will sich im besseren Licht zeigen." Ein reales Tagebuch zu führen sei dagegen schon ein adäquates Mittel, sich selbst zu überprüfen. Ein Tagebuch sei auch für das 21. Jahrhundert ein sehr geeignetes Reflektionsmedium.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Ursus Wehrli: "Heute habe ich beinahe was erlebt - Ein Tagebuch" Kein-und-Aber-Verlag Zürich, 2020. 144 Seiten, 16 Euro.