Archiv


Käfer in der Duftfalle

In diesen Tagen schlüpft der Gartenlaubkäfer und beginnt auszuschwärmen - sehr zum Missfallen der Obstbauern. Das Insekt kann nämlich während seiner vier- bis sechswöchigen Flugphase erhebliche Schäden an Blättern, Blüten und Früchten anrichten. Berliner Wissenschaftler haben nun eine Lockstofffalle entwickelt, mit deren Hilfe die Käferplage bekämpft werden kann.

Von Nadine Querfurth |
    Der Biologe Dr. Hans Dautel von der Firma "Insect Services" packt die Einzelteile der Fallen aus einem Karton aus. Dann steckt er zwei gelbe Kunststoffflächen kreuzförmig zusammen und setzt sie auf einen grünen Trichter. Als letzten Schritt schraubt er den roten Deckel eines Duftstofffläschchens ab und befestigt das kleine Gefäß oberhalb der gelben Flächen:

    " Und so ist das Funktionsprinzip: Hier oben kommt der Duftstoff raus, der wird dann mit dem Wind verweht. Die Käfer, die in die Duftfahne reinkommen, fliegen dann auf die Falle zu, prallen hier dagegen, fallen durch den Trichter nach unten durch und sind dann da unten gefangen. "

    Auf Obstplantagen können die Käfer, wenn sie massenhaft auftreten, einen erheblichen Teil der Ernte beschädigen. Die Übeltäter fressen Löcher in die Früchte, durch die wiederum Pilze und andere Krankheitserreger eindringen können. Die Folge: Die Äpfel fallen frühzeitig ab. Bis jetzt scheiterten Maßnahmen gegen den Käfer schlichtweg an einem einfachen Grund, sagt Dr. Joachim Ruther, der an der Freien Universität den Lockstoff für die Fallen entwickelt hat:

    " Es gibt kein zugelassenes Pflanzenschutzmittel gegen den Gartenlaubkäfer, außer Fadenwürmer, die sind zugelassen, aber die werden auch nur gegen die Larven eingesetzt. "

    Die Larven des Gartenlaubkäfers, so genannte Engerlinge, richten ebenfalls große Schäden an, zwar nicht an Früchten, sondern auf Rasenflächen. Aus den Eiern geschlüpft, ernähren sich die Engerlinge nämlich von feinen Graswurzeln, die daraufhin absterben. Der sonst saftig grüne Rasen bekommt große braune Flecken. So ist der Einsatz der Lockstofffallen an zwei Standorten sinnvoll: In Obstplantagen und dort, wo die Käfer bevorzugt Eier ablegen: in gepflegten Rasenflächen wie Golfplätzen und Parkanlagen. Die Pflanzenduftstoffe, die Joachim Ruther für die Fallen kombiniert hat – Blüten- und Blattduftstoffe - zeigen große Wirkung und sind zum Patent angemeldet. Die ersten Erfolge der Lockstofffallen sind viel versprechend. Ein Großteil der Ernteeinbußen konnte verhindert werden, sagt der Wissenschaftler:

    " Was den Schaden angeht, der durch die adulten, also erwachsenen Käfer ausgelöst wird, also der Fraßschaden der Käfer, dort haben wir den Schaden um 40 Prozent reduzieren können. Was den Schaden durch die Engerlinge angeht, ist auf jeden Fall die Falle einsetzbar, um die Ausbreitung dieser Population zu verfolgen. "

    Letztlich ist das Ziel, dass die Obstbauern rechtzeitig erkennen, wenn eine Massenvermehrung der Käfer bevorsteht. So ist die zentrale Frage: Bei welcher Käferdichte in den Lockstofffallen sind Vorsichtsmaßnahmen zu treffen? Hierfür fehlen den Wissenschaftlern jedoch noch aussagekräftige Daten. Für Joachim Ruther steht jedoch fest, wenn die Käfer bereits massenhaft auf den Plantagen oder Grünflächen vorkommen, wird es schwierig, alle Schädlinge auf der befallenen Fläche mit Hilfe der Fallen zu vernichten.

    Joachim Ruther will in Zukunft untersuchen, inwieweit andere, verwandte Arten des Gartenlaubkäfers auf seine Lockstoffkombination reagieren. Zunächst aber kümmert er sich um akute Probleme:

    " Zum Beispiel im Himbeeranbau in Südtirol. Dort wissen wir, dass der Gartenlaubkäfer die Himbeerblüten ausfrisst - und eine ausgefressene Himbeerblüte, da kann natürlich keine Frucht mehr ansetzen - dort gibt es große Probleme, das wissen wir. Das ist sicherlich eine viel versprechende Option für die Zukunft. "