In den 1970er-Jahren entwickelte sich die britische Fernsehserie "Das Haus am Eaton Place" zu einem Welterfolg und wurde unter anderem mit dem amerikanischen Emmy ausgezeichnet. In Deutschland kann man die Geschichte einer Oberklassenfamilie und ihres Personals in der Endzeit des British Empire nun erstmals auf DVD verfolgen.
"Sie wünschen?"
"Die Agentur Bratt schickt mich."
"Und?"
"Ich komme wegen der Stellung. Hier wird doch ein Stubenmädchen gesucht?"
"Ja sicher, ein zweites Stubenmädchen. Das erste Stubenmädchen hier bin ich."
Gleich beim Vorstellen wird Sarah klar gemacht, wie hier am Londoner Eaton Place Nr. 165 die Verhältnisse stehen: Die Hierarchie ist strikt zu beachten - das erfährt sie auch beim Bewerbungsgespräch mit der Hausherrin:
"Und wie heißen Sie?"
"Clemence Dumas."
"Sie sind Französin?"
"Halbfranzösin."
"Sie haben My Lady zu sagen, wenn Sie antworten."
"Ja, Verzeihung My Lady."
"Es ist ja wohl anzunehmen, dass die Agentur das Zeugnis nachgeprüft hat."
"Natürlich My Lady."
"Also gut, dann werden Sie bei uns Sarah heißen."
Die Hausherrin bestimmt sogar die Namen der Diener. Lady Bellamy wahrt ganz die Form ihrer adligen Oberklasse - das Personal hat sich den Regeln zu unterwerfen. Aber nicht weniger dünkelhaft denkt das Personal - wenn sich etwa der Butler zur Politik äußert:
"Was denken Sie, Mr. Hudson, was ist Ihre Meinung dazu?"
"Es ist sehr vernünftig, dass Sie mich fragen, Mrs. Roberts, die anderen sind recht unwissend auf diesem Gebiet. Politik wird von Gentlemen gemacht, nicht von Leuten wie uns."
"Oh, Mr. Hudson, so was sollten Sie doch nicht sagen."
"Ich habe meine Erfahrung, Rose. Ich weiß nicht, was passieren würde, wenn gewöhnliche Leute Politik machen."
"Aber das ist falsch, finden Sie nicht, Mr. Hudson?"
"Hören Sie auf mich, Rose. Kümmern Sie sich um Ihre Sachen und nicht um Politik."
Mr. Hudson sorgt dafür, dass im Haushalt alles seinen geordneten Gang geht. "Das Haus am Eaton Place" entwirft auf den ersten Blick das Bild einer Welt, die wie ein geöltes Uhrwerk funktioniert. Oben, im elegant ausgestatteten Salon, trinkt man Sherry, während unten in den düsteren Kellerräumen geschuftet wird. Jeder kennt seinen Platz, niemand stellt die Schranken zwischen Diener und Herren infrage. Als James, der verwöhnte Sohn des Hauses, sich in Sarah verliebt und sie von ihm schwanger wird, reagiert die Familie pragmatisch standesgemäß.
"Sie sollten sich vor allem klar machen, dass eine Ehe mit dem Vater Ihres Kindes absolut unmöglich ist. Ich denke, dass Sie lange genug im Dienst gewesen sind, um das zu begreifen."
"Warum sagst Du nicht auch mal was, Jimmy? Ich habe ja nicht erwartet, dass Du mich heiratest, aber … sag, dass Du mich mal besuchst, mich und das Baby."
"Captain Bellamy hat seinen Eltern fest versprochen, Sie nicht wiederzusehen, noch irgendwann mit Ihnen in Verbindung zu treten."
Der Sohn hält sich daran, und seine Familie arrangiert die Trennung. Und gelegentliche Auflehnungsversuche von jüngeren Familienangehörigen bleiben stets halbherzig. Neben den Klassenunterschieden thematisiert die Serie weitere Zwänge der viktorianischen Epoche, etwa unterdrückte sexuelle Neigungen. Aber das geschieht den Konventionen der Zeit gemäß sehr subtil und angemessen zweideutig - etwa wenn sich Lawrence, der Schwiegersohn der Bellamys, vom Kammerdiener den Rücken schrubben lässt.
"Übrigens gebe ich eine Soiree am nächsten Samstag, für ein paar Poeten und Jünger der schönen Künste."
"Sehr wohl, Sir."
"Bürsten Sie ein bisschen kräftiger, Thomas, ich bin nicht aus Porzellan."
"Na, dann los, Sir."
"Ja, das ist besser, hm."
"Diese Soiree, Sir …"
"Wir reichen Champagner, Thomas, aber Rosechampagner."
"Sehr wohl, Sir."
"Hm, warum hören Sie denn jetzt schon auf?"
"Entschuldigen Sie, aber es wird zu spät für Sie, Sir."
Diese Subtilität unterscheidet "Das Haus am Eaton Place" von seinen heutigen Nachahmungen, in denen sich die Figuren oft wie Besucher unserer Zeit durch historische Kulissen bewegen. Das Original zeigt glaubhaft Menschen in den Zwängen eines Zeitalters zwischen rasantem Wandel und überkommenen Konventionen. Auch der reaktionäre Nationalismus des untergegangenen Empires wurde so dem britischen Publikum der 70er-Jahre deutlich vor Augen geführt. Am deutlichsten wieder einmal in der Figur des Butlers Mr. Hudson.
"Ich sehe nicht ein, warum wir uns in so einen verdammten Krieg einmischen sollen, bloß weil Deutschland und Frankreich sich nicht vertragen können."
"Es ist unsere Pflicht, Rose, wir sind die Einzigen, die Deutschland eins draufgeben können. Wir brauchen wieder die alte Disziplin. All diese schlimmen Dinge, die in Irland geschehen und in der Industrie. Neulich hat sogar jemand den König bedroht. Die unteren Klassen sind inzwischen viel zu verweichlicht und verwöhnt, ein bisschen Blut zu lassen, wird diesem Land bestimmt mehr als gut tun."
"Sie wünschen?"
"Die Agentur Bratt schickt mich."
"Und?"
"Ich komme wegen der Stellung. Hier wird doch ein Stubenmädchen gesucht?"
"Ja sicher, ein zweites Stubenmädchen. Das erste Stubenmädchen hier bin ich."
Gleich beim Vorstellen wird Sarah klar gemacht, wie hier am Londoner Eaton Place Nr. 165 die Verhältnisse stehen: Die Hierarchie ist strikt zu beachten - das erfährt sie auch beim Bewerbungsgespräch mit der Hausherrin:
"Und wie heißen Sie?"
"Clemence Dumas."
"Sie sind Französin?"
"Halbfranzösin."
"Sie haben My Lady zu sagen, wenn Sie antworten."
"Ja, Verzeihung My Lady."
"Es ist ja wohl anzunehmen, dass die Agentur das Zeugnis nachgeprüft hat."
"Natürlich My Lady."
"Also gut, dann werden Sie bei uns Sarah heißen."
Die Hausherrin bestimmt sogar die Namen der Diener. Lady Bellamy wahrt ganz die Form ihrer adligen Oberklasse - das Personal hat sich den Regeln zu unterwerfen. Aber nicht weniger dünkelhaft denkt das Personal - wenn sich etwa der Butler zur Politik äußert:
"Was denken Sie, Mr. Hudson, was ist Ihre Meinung dazu?"
"Es ist sehr vernünftig, dass Sie mich fragen, Mrs. Roberts, die anderen sind recht unwissend auf diesem Gebiet. Politik wird von Gentlemen gemacht, nicht von Leuten wie uns."
"Oh, Mr. Hudson, so was sollten Sie doch nicht sagen."
"Ich habe meine Erfahrung, Rose. Ich weiß nicht, was passieren würde, wenn gewöhnliche Leute Politik machen."
"Aber das ist falsch, finden Sie nicht, Mr. Hudson?"
"Hören Sie auf mich, Rose. Kümmern Sie sich um Ihre Sachen und nicht um Politik."
Mr. Hudson sorgt dafür, dass im Haushalt alles seinen geordneten Gang geht. "Das Haus am Eaton Place" entwirft auf den ersten Blick das Bild einer Welt, die wie ein geöltes Uhrwerk funktioniert. Oben, im elegant ausgestatteten Salon, trinkt man Sherry, während unten in den düsteren Kellerräumen geschuftet wird. Jeder kennt seinen Platz, niemand stellt die Schranken zwischen Diener und Herren infrage. Als James, der verwöhnte Sohn des Hauses, sich in Sarah verliebt und sie von ihm schwanger wird, reagiert die Familie pragmatisch standesgemäß.
"Sie sollten sich vor allem klar machen, dass eine Ehe mit dem Vater Ihres Kindes absolut unmöglich ist. Ich denke, dass Sie lange genug im Dienst gewesen sind, um das zu begreifen."
"Warum sagst Du nicht auch mal was, Jimmy? Ich habe ja nicht erwartet, dass Du mich heiratest, aber … sag, dass Du mich mal besuchst, mich und das Baby."
"Captain Bellamy hat seinen Eltern fest versprochen, Sie nicht wiederzusehen, noch irgendwann mit Ihnen in Verbindung zu treten."
Der Sohn hält sich daran, und seine Familie arrangiert die Trennung. Und gelegentliche Auflehnungsversuche von jüngeren Familienangehörigen bleiben stets halbherzig. Neben den Klassenunterschieden thematisiert die Serie weitere Zwänge der viktorianischen Epoche, etwa unterdrückte sexuelle Neigungen. Aber das geschieht den Konventionen der Zeit gemäß sehr subtil und angemessen zweideutig - etwa wenn sich Lawrence, der Schwiegersohn der Bellamys, vom Kammerdiener den Rücken schrubben lässt.
"Übrigens gebe ich eine Soiree am nächsten Samstag, für ein paar Poeten und Jünger der schönen Künste."
"Sehr wohl, Sir."
"Bürsten Sie ein bisschen kräftiger, Thomas, ich bin nicht aus Porzellan."
"Na, dann los, Sir."
"Ja, das ist besser, hm."
"Diese Soiree, Sir …"
"Wir reichen Champagner, Thomas, aber Rosechampagner."
"Sehr wohl, Sir."
"Hm, warum hören Sie denn jetzt schon auf?"
"Entschuldigen Sie, aber es wird zu spät für Sie, Sir."
Diese Subtilität unterscheidet "Das Haus am Eaton Place" von seinen heutigen Nachahmungen, in denen sich die Figuren oft wie Besucher unserer Zeit durch historische Kulissen bewegen. Das Original zeigt glaubhaft Menschen in den Zwängen eines Zeitalters zwischen rasantem Wandel und überkommenen Konventionen. Auch der reaktionäre Nationalismus des untergegangenen Empires wurde so dem britischen Publikum der 70er-Jahre deutlich vor Augen geführt. Am deutlichsten wieder einmal in der Figur des Butlers Mr. Hudson.
"Ich sehe nicht ein, warum wir uns in so einen verdammten Krieg einmischen sollen, bloß weil Deutschland und Frankreich sich nicht vertragen können."
"Es ist unsere Pflicht, Rose, wir sind die Einzigen, die Deutschland eins draufgeben können. Wir brauchen wieder die alte Disziplin. All diese schlimmen Dinge, die in Irland geschehen und in der Industrie. Neulich hat sogar jemand den König bedroht. Die unteren Klassen sind inzwischen viel zu verweichlicht und verwöhnt, ein bisschen Blut zu lassen, wird diesem Land bestimmt mehr als gut tun."