Lars Hoffmann: "Ja, wir stehen jetzt hier direkt vor dem Röstreaktor, hier werden die Bohnen nicht wie herkömmlich in einer Trommel geröstet, sondern im Wirbelschichtröstverfahren, das speziell mit der Uni hier in Magdeburg entwickelt wurde, hier werden die Bohnen auf einem Luftpolster geröstet und kommen dadurch nicht mit den Verbrennungsrückständen in Berührung."
Lars Hoffmann ist seit fünf Jahren bei Röstfein, Kaffee ist seine Leidenschaft und er erklärt gerne das Besondere der Produktion in Magdeburg. 200 Kilo Rohware werden in fünf bis sechs Minuten in dem mächtigen Reaktor geröstet. Der Edelstahlzylinder geht über drei Stockwerke, ist zwölf Meter hoch und hat einen Durchmesser von gut zwei Metern. Vor dem Röstreaktor ist es warm und es riecht intensiv nach frisch gerösteten Kaffeebohnen.
Das Wirbelschichtröstverfahren ist das Markenzeichen der Magdeburger Kaffeeproduzenten. 1981 entwickelte Röstfein diese spezielle Art der Verarbeitung von Rohkaffee. Was damals aus der Not mit Tüftlergeist entstand, erweist sich heute als Segen, denn ohne diese Technologie würde das Unternehmen wahrscheinlich nicht in diesen Tagen sein einhundertjähriges Firmenjubiläum begehen.
Denn 1989, im Jahr der Wende in der DDR, war Röstfein mit dem Wirbelschichtröstverfahren und den entsprechenden Produktionsanlagen auf einem relativ modernen Stand der Technik, sagt Geschäftsführer Eike-Jens König. Und so gelang es, mit Tchibo einen großen westdeutschen Kaffeeröster als Partner an Bord zu holen,
"mit dem wir gemeinsam sowohl das Unternehmen weiterentwickeln konnten, der uns half, uns zurecht zu finden in dieser Zeit, der aber auch gerade Anfang der neunziger Jahre finanziellen Rückhalt gab. Letztendlich konnte Röstfein auf diese Art und Weise eine Zeit überbrücken, in der es nicht 'in' war, Produkte aus dem Osten zu kaufen, aus der DDR zu kaufen."
Die Durststrecke konnte auch deshalb überwunden werden, weil der im Wirbelschichtverfahren geröstete Kaffee sehr bekömmlich und beliebt ist. Das Magdeburger Unternehmen röstet ausschließlich auf diese besondere Art. Und in Deutschland ist Röstfein der einzige Hersteller, der die Kaffeebohnen in einem Arbeitsgang rösten und gleichzeitig kandieren kann, erklärt Lars Hoffmann:
"Das heißt, sie werden während des Röstvorgangs mit einer Zucker-Wasser-Lösung besprüht und dadurch erhalten sie einen besonders kräftigen und würzigen Geschmack."
Und der trifft besonders den der ostdeutschen Verbraucher, die sich seit Mitte der neunziger Jahre wieder auf Produkte zurück besinnen, die schon zu DDR-Zeiten bekannt, beliebt und begehrt waren. Die Geschäftsleitung hatte den richtigen Riecher, als sie sich die Markenrechte an den alten DDR-Kaffeesorten sicherte, meint Eike-Jens König:
"Wir haben dann als erstes das Produkt Rondo Melange wieder zum Leben erweckt, (...) das Produkt wurde ein durchschlagender Erfolg, wir schafften nicht, den Bedarf zu decken, es war wieder Bückware."
"Rondo Melange" wie die Ostdeutschen sagen, der Kaffee aus kandierten Bohnen, ist inzwischen die tragende Säule im Sortiment des Magdeburger Kaffeerösters .
Dann kamen nach und nach die anderen DDR-Kaffeemarken , angefangen vom Getreidekaffe "Im Nu", über den Espresso "Kosta", "Mokka fix" oder "Mona." - Und inzwischen stellen die Magdeburger auch einen Bio-Kaffee her, der aus kontrolliert ökologischem Anbau stammt und das Öko-Siegel der Europäischen Union trägt.
So kommt Rostfein in den neuen Bundesländern auf einen Marktanteil von etwa 12 Prozent, sagt Geschäftsführer Eike-Jens König:
"Wir rösten hier jährlich cirka 10-12.000 Tonnen Kaffee, bei einem Gesamtmarkt von runden 400.000 Tonnen. Es gibt wesentlich größere Röster in Deutschland, aber in den neuen Bundesländern, mal ausgeschlossen Berlin, sind wir die Größten."
Täglich verlassen zwischen 40 und 50 Tonnen Kaffee das Werk, vakuumverpackt in handelsüblichen Größen von 250 und 500 Gramm. Auch die runden Kaffeepads produziert das Unternehmen inzwischen in großer Zahl, und für Großverbraucher und Gastronomie gibt es Filterkaffee in speziellen Schlauchbeutelverpackungen.
Die Röstfein-Firmengeschichte beginnt am 19. Mai 1908. Auf dem heute noch genutzten Betriebsgelände an der Magdeburger Hafenstraße errichteten die "Kathreiners Malzkaffee-Fabriken" Anlagen zur Produktion von Malzkaffee. 1945 wurde der Betrieb in der sowjetischen Zone enteignet, 1948 den Konsumgenossenschaften der DDR übertragen und in den fünfziger Jahren in Röstfein umbenannt. - Heute gehört Röstfein zu einhundert Prozent dem Dachverband der Konsumgenossenschaften in den neuen Bundesländern.
Bis weit in die 1980er Jahre produzierte Röstfein überwiegend Malzkaffee, in Spitzenjahren mehr als 8.000 Tonnen jährlich. Daneben wurde zunehmend aber auch Röstkaffee hergestellt, der in der DDR heiß begehrt und teuer war, weil es die Rohware nur gegen Devisen gab. Um hier zu sparen, suchte die DDR nach Möglichkeiten, den Rohkaffee effektiver zu verarbeiten und mit Getreidekaffee zu strecken. Bei diesen Versuchen wurde 1981 auch die Wirbelschichtröstung entwickelt. Die Anlagen, die damals bei Röstfein aufgebaut wurden, laufen heute immer noch zuverlässig!
Der Umsatz von knapp 46 Millionen Euro, den Röstfein im vergangenen Jahr mit 130 Beschäftigten erzielte, wird ganz überwiegend in den neuen Ländern erzielt, sagt die Marketing- und Vertriebsleiterin Andrea Krause-Ingelbach:
"Punktuell sind wir in den alten Ländern bei einigen Handelsunternehmen gelistet, aber leider gibt es hier keine Flächendeckung. Die Nachfrage ist da, das wissen wir, wir sehen es anhand der Zuschriften, die wir direkt nach Magdeburg bekommen, wir sehen es an der Entwicklung unseres Internetshops, den wir sehr erfolgreich seit etlichen Jahren betreiben. Von daher ist es immer wichtig, dass man Seite an Seite gemeinsam für die Kunden auch etwas tut, aber hier ist auch der Handel in der Pflicht."
Röstfein hat die Hoffnung also noch nicht aufgegeben, im einhundertsten Jubiläumsjahr auch die Einkäufer der westdeutschen Handelsunternehmen für den Kaffee aus Magdeburg zu begeistern.
Lars Hoffmann ist seit fünf Jahren bei Röstfein, Kaffee ist seine Leidenschaft und er erklärt gerne das Besondere der Produktion in Magdeburg. 200 Kilo Rohware werden in fünf bis sechs Minuten in dem mächtigen Reaktor geröstet. Der Edelstahlzylinder geht über drei Stockwerke, ist zwölf Meter hoch und hat einen Durchmesser von gut zwei Metern. Vor dem Röstreaktor ist es warm und es riecht intensiv nach frisch gerösteten Kaffeebohnen.
Das Wirbelschichtröstverfahren ist das Markenzeichen der Magdeburger Kaffeeproduzenten. 1981 entwickelte Röstfein diese spezielle Art der Verarbeitung von Rohkaffee. Was damals aus der Not mit Tüftlergeist entstand, erweist sich heute als Segen, denn ohne diese Technologie würde das Unternehmen wahrscheinlich nicht in diesen Tagen sein einhundertjähriges Firmenjubiläum begehen.
Denn 1989, im Jahr der Wende in der DDR, war Röstfein mit dem Wirbelschichtröstverfahren und den entsprechenden Produktionsanlagen auf einem relativ modernen Stand der Technik, sagt Geschäftsführer Eike-Jens König. Und so gelang es, mit Tchibo einen großen westdeutschen Kaffeeröster als Partner an Bord zu holen,
"mit dem wir gemeinsam sowohl das Unternehmen weiterentwickeln konnten, der uns half, uns zurecht zu finden in dieser Zeit, der aber auch gerade Anfang der neunziger Jahre finanziellen Rückhalt gab. Letztendlich konnte Röstfein auf diese Art und Weise eine Zeit überbrücken, in der es nicht 'in' war, Produkte aus dem Osten zu kaufen, aus der DDR zu kaufen."
Die Durststrecke konnte auch deshalb überwunden werden, weil der im Wirbelschichtverfahren geröstete Kaffee sehr bekömmlich und beliebt ist. Das Magdeburger Unternehmen röstet ausschließlich auf diese besondere Art. Und in Deutschland ist Röstfein der einzige Hersteller, der die Kaffeebohnen in einem Arbeitsgang rösten und gleichzeitig kandieren kann, erklärt Lars Hoffmann:
"Das heißt, sie werden während des Röstvorgangs mit einer Zucker-Wasser-Lösung besprüht und dadurch erhalten sie einen besonders kräftigen und würzigen Geschmack."
Und der trifft besonders den der ostdeutschen Verbraucher, die sich seit Mitte der neunziger Jahre wieder auf Produkte zurück besinnen, die schon zu DDR-Zeiten bekannt, beliebt und begehrt waren. Die Geschäftsleitung hatte den richtigen Riecher, als sie sich die Markenrechte an den alten DDR-Kaffeesorten sicherte, meint Eike-Jens König:
"Wir haben dann als erstes das Produkt Rondo Melange wieder zum Leben erweckt, (...) das Produkt wurde ein durchschlagender Erfolg, wir schafften nicht, den Bedarf zu decken, es war wieder Bückware."
"Rondo Melange" wie die Ostdeutschen sagen, der Kaffee aus kandierten Bohnen, ist inzwischen die tragende Säule im Sortiment des Magdeburger Kaffeerösters .
Dann kamen nach und nach die anderen DDR-Kaffeemarken , angefangen vom Getreidekaffe "Im Nu", über den Espresso "Kosta", "Mokka fix" oder "Mona." - Und inzwischen stellen die Magdeburger auch einen Bio-Kaffee her, der aus kontrolliert ökologischem Anbau stammt und das Öko-Siegel der Europäischen Union trägt.
So kommt Rostfein in den neuen Bundesländern auf einen Marktanteil von etwa 12 Prozent, sagt Geschäftsführer Eike-Jens König:
"Wir rösten hier jährlich cirka 10-12.000 Tonnen Kaffee, bei einem Gesamtmarkt von runden 400.000 Tonnen. Es gibt wesentlich größere Röster in Deutschland, aber in den neuen Bundesländern, mal ausgeschlossen Berlin, sind wir die Größten."
Täglich verlassen zwischen 40 und 50 Tonnen Kaffee das Werk, vakuumverpackt in handelsüblichen Größen von 250 und 500 Gramm. Auch die runden Kaffeepads produziert das Unternehmen inzwischen in großer Zahl, und für Großverbraucher und Gastronomie gibt es Filterkaffee in speziellen Schlauchbeutelverpackungen.
Die Röstfein-Firmengeschichte beginnt am 19. Mai 1908. Auf dem heute noch genutzten Betriebsgelände an der Magdeburger Hafenstraße errichteten die "Kathreiners Malzkaffee-Fabriken" Anlagen zur Produktion von Malzkaffee. 1945 wurde der Betrieb in der sowjetischen Zone enteignet, 1948 den Konsumgenossenschaften der DDR übertragen und in den fünfziger Jahren in Röstfein umbenannt. - Heute gehört Röstfein zu einhundert Prozent dem Dachverband der Konsumgenossenschaften in den neuen Bundesländern.
Bis weit in die 1980er Jahre produzierte Röstfein überwiegend Malzkaffee, in Spitzenjahren mehr als 8.000 Tonnen jährlich. Daneben wurde zunehmend aber auch Röstkaffee hergestellt, der in der DDR heiß begehrt und teuer war, weil es die Rohware nur gegen Devisen gab. Um hier zu sparen, suchte die DDR nach Möglichkeiten, den Rohkaffee effektiver zu verarbeiten und mit Getreidekaffee zu strecken. Bei diesen Versuchen wurde 1981 auch die Wirbelschichtröstung entwickelt. Die Anlagen, die damals bei Röstfein aufgebaut wurden, laufen heute immer noch zuverlässig!
Der Umsatz von knapp 46 Millionen Euro, den Röstfein im vergangenen Jahr mit 130 Beschäftigten erzielte, wird ganz überwiegend in den neuen Ländern erzielt, sagt die Marketing- und Vertriebsleiterin Andrea Krause-Ingelbach:
"Punktuell sind wir in den alten Ländern bei einigen Handelsunternehmen gelistet, aber leider gibt es hier keine Flächendeckung. Die Nachfrage ist da, das wissen wir, wir sehen es anhand der Zuschriften, die wir direkt nach Magdeburg bekommen, wir sehen es an der Entwicklung unseres Internetshops, den wir sehr erfolgreich seit etlichen Jahren betreiben. Von daher ist es immer wichtig, dass man Seite an Seite gemeinsam für die Kunden auch etwas tut, aber hier ist auch der Handel in der Pflicht."
Röstfein hat die Hoffnung also noch nicht aufgegeben, im einhundertsten Jubiläumsjahr auch die Einkäufer der westdeutschen Handelsunternehmen für den Kaffee aus Magdeburg zu begeistern.