Die Vorbereitung: am Tag des Balls gehe ich um 16 Uhr zur renommierten Tanzschule Elmayer, um meine eingerosteten Tanzkenntnisse aufzupolieren. Unerbittlich wiederholt mein Lehrer die vertrackte Linksdrehung beim Wiener Walzer. An dieser Variante kommt beim Wiener Ball niemand vorbei.
Anschließend findet eine Schülertanzstunde statt. 55 Paare promenieren zum Aufwärmen durch den Saal: die Burschen, wie man in Wien sagt, in Schlips und Kragen mit den obligatorischen weißen Handschuhen, die Mädchen tragen Röcke und Schuhe mit Ledersohle.
Seit fast 100 Jahren besteht die Tanzschule, einen Steinwurf weit von der Wiener Hofburg. "Ohne Anstand bist Du nur ein Bettler, auch wenn Du gehst in goldglänzender Seide". Diese Weisheit des chinesischen Philosophen Konfuzius steht als Motto über dem Saaleingang. Gloria Tegrovsky erinnert sich an ihre Tanzstunden Ende der 50er Jahre bei Rittmeister Willy Elmayer:
"Der Edle von Elmayer Rittmeister hat sehr viel auf Benehmen Wert gelegt und hat verlangt, wenn die jungen Burschen die Mädchen zuhause abholen, dass der Bursch mit einer Visitkarte kommt und dem Diener gibt. Das war natürlich helles Gelächter im Raum, weil in unseren Kreisen hat niemand einen Diener zu Hause, und die jungen Burschen schon gar nicht eine Visitkarte. Wenn wir Pause gehabt haben, hat der Herr Rittmeister gesagt: 'Unterhaltung, Unterhaltung! Konversation, meine Herren!' Die mussten uns unterhalten. Und was haben diese jungen Burschen erzählt? Welche Mathe-Schularbeit sie gehabt haben und welche Englischprüfung sie gehabt haben."
"Ich darf Sie bitten, alle Herren fordern eine Dame auf und stellen sich auf im Saal verteilt zu einem Wiener Walzer. Tanzhaltung. Blick in Tanzrichtung. Vier, fünf und!"
Für das bevorstehende Tanzkränzchen muss die Generation 2011 noch einmal kräftig den Linkswalzer üben. Zuerst trocken ohne Musik. Noch ist das Tempo gemächlich, Feinschliff an Kopfhaltung, Schrittlänge, Fußstellung, dann nochmal etwas schneller.
"Wenn man tanzt, merkt man erst, wie schön das ist und wie sehr der Körper das braucht: diese Bewegung im Rhythmus zur Musik ist etwas, was in allen Naturvölkern drinnen steckt. Das ist etwas, was wir künstlich unterdrücken, indem wir uns das vorenthalten, weil wir Männer glauben, das ist nicht so richtig männlich."
Die Wienerin Elfie Krystinus erinnert sich an ihre Jugendzeit, als man noch als Mädchen allein auf Bälle gehen konnte.
"Sobald ich auf 'nen Ball gekommen bin, war es kein Problem: sofort waren zwei, drei Burschen da, und man konnte die ganze Nacht tanzen. Ich bin kein einziges Mal ohne Tanzpartner geblieben. Was sich leider in der Zwischenzeit sehr geändert hat: weil wenn man heute auf nen Ball geht, muss man in Begleitung gehen, ansonsten hat man ja keine Chance."
Das habe ich letztes Jahr auf dem Ball der Wiener Philharmoniker erlebt: Im goldenen Saal des Musikvereins, der stilvollen Kulisse für Konzerte, spazierte ich verloren herum und beneidete die Tanzpaare auf dem Parkett. Das sollte diesmal anders werden. Für den Ball in der Hofburg ließ ich mir daher einen Tanzpartner vermitteln. Clemens Huber heißt er, und mit ihm betrete ich die prachtvollen ehemaligen kaiserlichen Säle, Hallen und Redouten.
Insgesamt 26 Räume der Hofburg nutzen Wirtschafts-Bosse und Zuckerbäcker, Apotheker und Kaffeehausbesitzer für ihre Bälle, von der Raucherecke im Wintergarten bis hoch hinauf ins Dachfoyer, wo man Austern schlürfen und zu fetzigen Rhythmen den Körper schütteln kann.
"Die Hofburg ist eine wunderschöne Kulisse für einen Ball. Weil der Wiener Ball sich dadurch auszeichnet, dass er in mehreren Etagen und in mehreren Räumen stattfinden muss, und dass es mehrere Kapellen auch geben muss. Dass für jeden Musikgeschmack etwas findet. Der Wiener Ball zeichnet sich dadurch aus, dass die Leute flanieren. Nicht dadurch dass sie irgendwo sitzen und essen - das ist sowieso zu teuer - aber muss ja vor dem Wiener Ball essen gehen, weil dort kriegt man nur sein Paar Würstel, wenn man nicht mehr kann."
Eduard Strauß, Ururenkel des Walzer-Titanen Johann Strauß Vater, kennt sich aus im Wiener Ballwesen. Er empfiehlt mir vor dem Ball anständig zu Abend zu essen und auf jeden Fall Ersatzschuhe mitzunehmen. Ein kluger Rat!
"Es geht nicht darum, dass man einen Sitzplatz hat. Das hat man, damit man sich die Beine ausschütteln kann. Aber an sich geht's darum zu promenieren, von einem Saal zum anderen."
Vor dem Ball lasse ich mir noch eine sturmfeste Frisur bauen, dann werfe ich mich in Schale und gehe mit meinem Tanzpartner, dem Studenten Clemens, zur festlich erleuchteten Hofburg. Wir kaufen uns am Eingang Tombolalose und bewundern die Hauptpreise: gigantische Kunstwerke der Konditorengilde, gestiftet von den Besitzern der Wiener Kaffeehäuser. Mir fällt sofort eine Riesentorte des Café Falk ins Auge, garniert mit Marzipangeige und Schokoladennotenblatt. Und auf ausgerechnet auf diese Torte fällt mein Los!
Nach den Hymnen Österreichs und Europas ziehen die Debütanten ein - die Mädchen in Weiß, die Burschen im Frack - und wirbeln dann zu den Klängen von Lehárs Walzer Gold und Silber durch den großen Festsaal, zusammen mit der Walzerformation der Tanzschule Elmayer, geleitet von Thomas Schäfer-Elmayer.
"Wir erwarten von den Debütanten, dass sie Linkswalzer beherrschen. Und diese Fähigkeit müssen sie beim Vortanzen unter Beweis stellen. Das war beim Kaffeesiederball bei der ersten Probe. Und dann kamen noch dazu die beiden Polonaisen zum Einzug und der Walzer, der nicht ganz einfach war, weil wir den mit den 18 Paaren der Walzerformation koordinieren mussten."
Die Studenten Victoria Matzka und Martin Palkovits sind noch ganz erhitzt von ihrem Eröffnungstanz:
"Der Kaffeesiederball ist schon etwas Besonderes, weil er einer der größeren ist und eine schöne Dekoration hat. Man kann sich die ganzen Kuchen anschauen, die Torten, die kunstvoll verziert sind, also für uns ist es ein besonderer Ball."
"Welcher Tanz geht uns am meisten in die Beine? Dadurch dass wir auch früher sehr aktiv getanzt haben - der Chachacha, würde ich sagen, geht uns am besten hinein. Beim Eröffnen braucht man natürlich den Linkswalzer. Aber der ist dann auch kein Problem mehr, wenn man das einmal vernünftig begriffen hat."
Auch mein Tanzpartner Clemens Huber ist Mitglied dieser Walzerformation. Einmal pro Woche ist Probe, und während der Ballsaison wird er auf etwa zehn Bällen eingesetzt. Heute hat er die Aufgabe, mich durch den Ball zu begleiten. Er hält tatsächlich bis zum Morgen aus, führt mich durch alle Säle und nimmt keinen Anstoß an meinen fehlerhaften Linksdrehungen!
"Was typisch hier für Wiener Bälle ist: egal, wie elegant es wirkt, ... alle Hofburgbälle, die ich kenne, die ich auch regelmäßig besuche, wirken alle bodenständiger und gemütlicher, aber trotzdem elegant. Einer der angenehmsten und gemütlichsten Bälle ist der Pharmacieball, aber der schönste Ball von der Atmosphäre ist und bleibt der Kaffeesiederball. Den besuche ich, solange es mir möglich ist, auch herzlich gern immer wieder."
Am Anfang die Drohung: wer nicht die Kleiderordnung befolgt - Frack, Smoking oder Galauniform für die Herren, lange Ballrobe für die Damen - wird nicht eingelassen. Doch im Laufe der Nacht bröckelt manche Fassade. In der Schlange vorm Damenklo tauscht man frivole Witze, im Treppenhaus räkeln sich fußmüde Tänzer und dann, nach Mitternacht fallen die Fesseln: Tanzmeister Elmayer ruft zur Quadrille.
"Da sind auch die Männer voll dabei lustigerweise, weil die Quadrille ein Tanz ist, wo man nicht die normale Tanzhaltung hat, sondern diese Art ähnlich wie bei den Volks- und Countrytänzen. Und anscheinend kommt das sehr gut an, denn beim Kaffeesiederball haben wir schon drei Quadrillen, die wir in der Nacht durchziehen."
Die Ballnacht schreitet weiter fort, unglaublich wie die Stunden verfliegen! Eduard Strauß erklärt, warum:
"Ein Wiener Ball kann nicht vor 21 Uhr beginnen oder 22 Uhr sogar. Saaleröffnung 21 Uhr, Balleröffnung 22 Uhr. Und die Mitternachtseinlage ist noch relativ früh. Und dann geht's los. Und dann kriegt man irgendwann die Gulaschsuppe."
Um 4 Uhr morgens besteigen wir samt Torte einen Fiaker und zockeln zum Café Landtmann. Denn dort warten Bier und Gulaschsuppe zum Frühstück. Als Nachtisch schneiden wir die Torte an, die ich mit Losnummer 74 gewonnen habe.
Als ich am Morgen um halb sechs ins Hotel zurückkehre, duftet es schon nach Frühstückskaffee, und es ist höchste Zeit für mich, den Koffer zu packen. Denn in einer Stunde werde ich zum Flughafen abgeholt. Die Betonfrisur hat übrigens noch weitere drei Nächte gehalten, länger als die Schokoladentorte, die ich in Wien zurücklassen musste.
Anschließend findet eine Schülertanzstunde statt. 55 Paare promenieren zum Aufwärmen durch den Saal: die Burschen, wie man in Wien sagt, in Schlips und Kragen mit den obligatorischen weißen Handschuhen, die Mädchen tragen Röcke und Schuhe mit Ledersohle.
Seit fast 100 Jahren besteht die Tanzschule, einen Steinwurf weit von der Wiener Hofburg. "Ohne Anstand bist Du nur ein Bettler, auch wenn Du gehst in goldglänzender Seide". Diese Weisheit des chinesischen Philosophen Konfuzius steht als Motto über dem Saaleingang. Gloria Tegrovsky erinnert sich an ihre Tanzstunden Ende der 50er Jahre bei Rittmeister Willy Elmayer:
"Der Edle von Elmayer Rittmeister hat sehr viel auf Benehmen Wert gelegt und hat verlangt, wenn die jungen Burschen die Mädchen zuhause abholen, dass der Bursch mit einer Visitkarte kommt und dem Diener gibt. Das war natürlich helles Gelächter im Raum, weil in unseren Kreisen hat niemand einen Diener zu Hause, und die jungen Burschen schon gar nicht eine Visitkarte. Wenn wir Pause gehabt haben, hat der Herr Rittmeister gesagt: 'Unterhaltung, Unterhaltung! Konversation, meine Herren!' Die mussten uns unterhalten. Und was haben diese jungen Burschen erzählt? Welche Mathe-Schularbeit sie gehabt haben und welche Englischprüfung sie gehabt haben."
"Ich darf Sie bitten, alle Herren fordern eine Dame auf und stellen sich auf im Saal verteilt zu einem Wiener Walzer. Tanzhaltung. Blick in Tanzrichtung. Vier, fünf und!"
Für das bevorstehende Tanzkränzchen muss die Generation 2011 noch einmal kräftig den Linkswalzer üben. Zuerst trocken ohne Musik. Noch ist das Tempo gemächlich, Feinschliff an Kopfhaltung, Schrittlänge, Fußstellung, dann nochmal etwas schneller.
"Wenn man tanzt, merkt man erst, wie schön das ist und wie sehr der Körper das braucht: diese Bewegung im Rhythmus zur Musik ist etwas, was in allen Naturvölkern drinnen steckt. Das ist etwas, was wir künstlich unterdrücken, indem wir uns das vorenthalten, weil wir Männer glauben, das ist nicht so richtig männlich."
Die Wienerin Elfie Krystinus erinnert sich an ihre Jugendzeit, als man noch als Mädchen allein auf Bälle gehen konnte.
"Sobald ich auf 'nen Ball gekommen bin, war es kein Problem: sofort waren zwei, drei Burschen da, und man konnte die ganze Nacht tanzen. Ich bin kein einziges Mal ohne Tanzpartner geblieben. Was sich leider in der Zwischenzeit sehr geändert hat: weil wenn man heute auf nen Ball geht, muss man in Begleitung gehen, ansonsten hat man ja keine Chance."
Das habe ich letztes Jahr auf dem Ball der Wiener Philharmoniker erlebt: Im goldenen Saal des Musikvereins, der stilvollen Kulisse für Konzerte, spazierte ich verloren herum und beneidete die Tanzpaare auf dem Parkett. Das sollte diesmal anders werden. Für den Ball in der Hofburg ließ ich mir daher einen Tanzpartner vermitteln. Clemens Huber heißt er, und mit ihm betrete ich die prachtvollen ehemaligen kaiserlichen Säle, Hallen und Redouten.
Insgesamt 26 Räume der Hofburg nutzen Wirtschafts-Bosse und Zuckerbäcker, Apotheker und Kaffeehausbesitzer für ihre Bälle, von der Raucherecke im Wintergarten bis hoch hinauf ins Dachfoyer, wo man Austern schlürfen und zu fetzigen Rhythmen den Körper schütteln kann.
"Die Hofburg ist eine wunderschöne Kulisse für einen Ball. Weil der Wiener Ball sich dadurch auszeichnet, dass er in mehreren Etagen und in mehreren Räumen stattfinden muss, und dass es mehrere Kapellen auch geben muss. Dass für jeden Musikgeschmack etwas findet. Der Wiener Ball zeichnet sich dadurch aus, dass die Leute flanieren. Nicht dadurch dass sie irgendwo sitzen und essen - das ist sowieso zu teuer - aber muss ja vor dem Wiener Ball essen gehen, weil dort kriegt man nur sein Paar Würstel, wenn man nicht mehr kann."
Eduard Strauß, Ururenkel des Walzer-Titanen Johann Strauß Vater, kennt sich aus im Wiener Ballwesen. Er empfiehlt mir vor dem Ball anständig zu Abend zu essen und auf jeden Fall Ersatzschuhe mitzunehmen. Ein kluger Rat!
"Es geht nicht darum, dass man einen Sitzplatz hat. Das hat man, damit man sich die Beine ausschütteln kann. Aber an sich geht's darum zu promenieren, von einem Saal zum anderen."
Vor dem Ball lasse ich mir noch eine sturmfeste Frisur bauen, dann werfe ich mich in Schale und gehe mit meinem Tanzpartner, dem Studenten Clemens, zur festlich erleuchteten Hofburg. Wir kaufen uns am Eingang Tombolalose und bewundern die Hauptpreise: gigantische Kunstwerke der Konditorengilde, gestiftet von den Besitzern der Wiener Kaffeehäuser. Mir fällt sofort eine Riesentorte des Café Falk ins Auge, garniert mit Marzipangeige und Schokoladennotenblatt. Und auf ausgerechnet auf diese Torte fällt mein Los!
Nach den Hymnen Österreichs und Europas ziehen die Debütanten ein - die Mädchen in Weiß, die Burschen im Frack - und wirbeln dann zu den Klängen von Lehárs Walzer Gold und Silber durch den großen Festsaal, zusammen mit der Walzerformation der Tanzschule Elmayer, geleitet von Thomas Schäfer-Elmayer.
"Wir erwarten von den Debütanten, dass sie Linkswalzer beherrschen. Und diese Fähigkeit müssen sie beim Vortanzen unter Beweis stellen. Das war beim Kaffeesiederball bei der ersten Probe. Und dann kamen noch dazu die beiden Polonaisen zum Einzug und der Walzer, der nicht ganz einfach war, weil wir den mit den 18 Paaren der Walzerformation koordinieren mussten."
Die Studenten Victoria Matzka und Martin Palkovits sind noch ganz erhitzt von ihrem Eröffnungstanz:
"Der Kaffeesiederball ist schon etwas Besonderes, weil er einer der größeren ist und eine schöne Dekoration hat. Man kann sich die ganzen Kuchen anschauen, die Torten, die kunstvoll verziert sind, also für uns ist es ein besonderer Ball."
"Welcher Tanz geht uns am meisten in die Beine? Dadurch dass wir auch früher sehr aktiv getanzt haben - der Chachacha, würde ich sagen, geht uns am besten hinein. Beim Eröffnen braucht man natürlich den Linkswalzer. Aber der ist dann auch kein Problem mehr, wenn man das einmal vernünftig begriffen hat."
Auch mein Tanzpartner Clemens Huber ist Mitglied dieser Walzerformation. Einmal pro Woche ist Probe, und während der Ballsaison wird er auf etwa zehn Bällen eingesetzt. Heute hat er die Aufgabe, mich durch den Ball zu begleiten. Er hält tatsächlich bis zum Morgen aus, führt mich durch alle Säle und nimmt keinen Anstoß an meinen fehlerhaften Linksdrehungen!
"Was typisch hier für Wiener Bälle ist: egal, wie elegant es wirkt, ... alle Hofburgbälle, die ich kenne, die ich auch regelmäßig besuche, wirken alle bodenständiger und gemütlicher, aber trotzdem elegant. Einer der angenehmsten und gemütlichsten Bälle ist der Pharmacieball, aber der schönste Ball von der Atmosphäre ist und bleibt der Kaffeesiederball. Den besuche ich, solange es mir möglich ist, auch herzlich gern immer wieder."
Am Anfang die Drohung: wer nicht die Kleiderordnung befolgt - Frack, Smoking oder Galauniform für die Herren, lange Ballrobe für die Damen - wird nicht eingelassen. Doch im Laufe der Nacht bröckelt manche Fassade. In der Schlange vorm Damenklo tauscht man frivole Witze, im Treppenhaus räkeln sich fußmüde Tänzer und dann, nach Mitternacht fallen die Fesseln: Tanzmeister Elmayer ruft zur Quadrille.
"Da sind auch die Männer voll dabei lustigerweise, weil die Quadrille ein Tanz ist, wo man nicht die normale Tanzhaltung hat, sondern diese Art ähnlich wie bei den Volks- und Countrytänzen. Und anscheinend kommt das sehr gut an, denn beim Kaffeesiederball haben wir schon drei Quadrillen, die wir in der Nacht durchziehen."
Die Ballnacht schreitet weiter fort, unglaublich wie die Stunden verfliegen! Eduard Strauß erklärt, warum:
"Ein Wiener Ball kann nicht vor 21 Uhr beginnen oder 22 Uhr sogar. Saaleröffnung 21 Uhr, Balleröffnung 22 Uhr. Und die Mitternachtseinlage ist noch relativ früh. Und dann geht's los. Und dann kriegt man irgendwann die Gulaschsuppe."
Um 4 Uhr morgens besteigen wir samt Torte einen Fiaker und zockeln zum Café Landtmann. Denn dort warten Bier und Gulaschsuppe zum Frühstück. Als Nachtisch schneiden wir die Torte an, die ich mit Losnummer 74 gewonnen habe.
Als ich am Morgen um halb sechs ins Hotel zurückkehre, duftet es schon nach Frühstückskaffee, und es ist höchste Zeit für mich, den Koffer zu packen. Denn in einer Stunde werde ich zum Flughafen abgeholt. Die Betonfrisur hat übrigens noch weitere drei Nächte gehalten, länger als die Schokoladentorte, die ich in Wien zurücklassen musste.