Der Weg durch kniehohes Gras und vertrocknete Farne führt Kerstin Jung in eine verkehrte Welt im Darmstädter Stadtwald. Der Frühling hat gerade erst so richtig begonnen, da kommt bereits Herbststimmung auf. Dort, wo die jungen Ahornbäume vor wenigen Tagen noch das erste frische Grün sprießen ließen, hocken nun dunkelbraune Käfer in dicken Trauben im Geäst. Statt saftiger Ahornblätter sind im Gegenlicht der Mai-Sonne nur noch die Schattenrisse kahler Stengel zu erkennen:
Die Blätter werden von den Rändern her angefressen. Die Käfer machen eigentlich keinen Lochfraß, sie fangen nicht irgendwo in der Mitte des Blattes an, sondern eben vom Rand aus. Und dann futtern sie das ratzeputze weg, bis auf die Stengel, die hier zum Teil nur noch übrig sind - es bleibt dann einfach nichts mehr vom Blatt übrig. Und sie fangen von oben an und fressen sich von oben so langsam nach unten durch; also hier unten ist dieser Ahorn noch beblättert und oben scheint einem die Sonne ins Gesicht, weil kein Blattdach mehr da ist.
Für die Biologin Dr. Kerstin Jung von der Biologischen Bundesanstalt in Darmstadt kommt dieser Kahlfraß durch die Maikäfer nicht überraschend. Bei Grabungen in den Vormonaten hat sie eine ungewöhnlich hohe Dichte der Engerlinge im Boden registriert. Die Larven der Maikäfer fressen die Wurzeln von vielen Laubbäumen und selbst von Kiefern an. Zwei Versuche der Förster, junge Kiefern im Darmstädter Stadtwald anzupflanzen, haben die Engerlinge bereits vereitelt.
Neben Hessen sind auch Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg von der Maikäferplage betroffen. Typischerweise folgen die Käfer einem vierjährigen Entwicklungszyklus, nur dürfte der Kahlfraß in diesem Jahr der stärkste seit etwa 30 Jahren werden.
Da eine chemische Bekämpfung verboten ist, bleibt den Förstern nur die Hoffnung, dass in vier, spätestens in acht Jahren die gefräßige Schar nicht mehr so zahlreich auftritt. Erste Anzeichen dafür hat Kerstin Jung bereits gesammelt:
Wir haben hier schon bei Grabungen immer wieder auch verpilzte Engerlinge gefunden, mit dem Pilz Beauveria brongniartii. Dieser Pilz ist im Boden und in dem Maße, wie die Wirte zunehmen, nimmt dann auch mit zeitlicher Verzögerung die Anzahl der verpilzten Wirte zu. Dieser Pilz vermehrt sich, aber auch andere Krankheitserreger, Rickettsien, oder Bakterienkrankheiten kommen vor bei den Engerlingen. Und die werden dafür sorgen, dass so nach und nach die Population wieder abnimmt.
Außerdem nutzen die Biologen der BBA diesen Pilz versuchsweise zur biologischen Bekämpfung der Maikäfer-Engerlinge. Sie haben sterile Getreidekörner mit dem Pilz geimpft und dann in den Boden eingebracht. Dr. Gisbert Zimmermann steht jetzt vor einer recht kahlen Versuchsfläche und schildert die Vorgehensweise:
Der Boden wurde mit einer forstlichen Fräse aufgewühlt. Dann wurden die Pilzkörner gleichmäßig verteilt und dann anschließend wieder in die Erde eingefräßt, so dass sich der Pilz in dem Boden jetzt weiter entwickeln kann; und so wartet er jetzt auf die Engerlinge. Diesen Pilz finden wir natürlicherweise in nahezu jeder Engerlingspopulation und wir haben diesen Pilz bei uns isoliert, wir haben ihn im Labor getestet, und dann den aggressivsten Stamm heraus gesucht. Und dann hier eingebracht.
Außerdem haben die Biologen diese Pilzkörner in die Pflanzlöcher einer Neuanpflanzung hinein gegeben, damit der Wurzelbereich der Jungpflanzen im nächsten Jahr möglichst verschont bleibt vom Engerlingsfraß. Ob es hilft, bleibt abzuwarten. Wenn nicht, müssen Kerstin Jung und Gisbert Zimmermann tolerieren, dass Ahornbäume und junge Kiefern in den nächsten Jahren Probleme haben werden und vor allem die Amerikanische Traubenkirsche - aus welchen Gründen auch immer - den Maikäfern trotzen wird:
Im Wald kann man da schon einige Jahre oder einige Generationen warten, aber man muss natürlich in Kauf nehmen, dass junge Bäume nicht mehr gepflanzt werden können für einige Zeit, dass auch Jungpflanzen kaputt gehen und dass auch so ein Unterstand oder Unterbau mit Laubhölzern unter hohen Kiefern unter Umständen kaputt geht; und dass wir zu einer Monokultur zurück kehren, die wir eigentlich unterbrechen wollten. Wir hätten hier im Augenblick eine Monokultur aus Kiefern mit der Amerikanischen Traubenkirsche und der Ahorn hat hier kaum Chancen, im Augenblick hochzukommen.
Die Blätter werden von den Rändern her angefressen. Die Käfer machen eigentlich keinen Lochfraß, sie fangen nicht irgendwo in der Mitte des Blattes an, sondern eben vom Rand aus. Und dann futtern sie das ratzeputze weg, bis auf die Stengel, die hier zum Teil nur noch übrig sind - es bleibt dann einfach nichts mehr vom Blatt übrig. Und sie fangen von oben an und fressen sich von oben so langsam nach unten durch; also hier unten ist dieser Ahorn noch beblättert und oben scheint einem die Sonne ins Gesicht, weil kein Blattdach mehr da ist.
Für die Biologin Dr. Kerstin Jung von der Biologischen Bundesanstalt in Darmstadt kommt dieser Kahlfraß durch die Maikäfer nicht überraschend. Bei Grabungen in den Vormonaten hat sie eine ungewöhnlich hohe Dichte der Engerlinge im Boden registriert. Die Larven der Maikäfer fressen die Wurzeln von vielen Laubbäumen und selbst von Kiefern an. Zwei Versuche der Förster, junge Kiefern im Darmstädter Stadtwald anzupflanzen, haben die Engerlinge bereits vereitelt.
Neben Hessen sind auch Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg von der Maikäferplage betroffen. Typischerweise folgen die Käfer einem vierjährigen Entwicklungszyklus, nur dürfte der Kahlfraß in diesem Jahr der stärkste seit etwa 30 Jahren werden.
Da eine chemische Bekämpfung verboten ist, bleibt den Förstern nur die Hoffnung, dass in vier, spätestens in acht Jahren die gefräßige Schar nicht mehr so zahlreich auftritt. Erste Anzeichen dafür hat Kerstin Jung bereits gesammelt:
Wir haben hier schon bei Grabungen immer wieder auch verpilzte Engerlinge gefunden, mit dem Pilz Beauveria brongniartii. Dieser Pilz ist im Boden und in dem Maße, wie die Wirte zunehmen, nimmt dann auch mit zeitlicher Verzögerung die Anzahl der verpilzten Wirte zu. Dieser Pilz vermehrt sich, aber auch andere Krankheitserreger, Rickettsien, oder Bakterienkrankheiten kommen vor bei den Engerlingen. Und die werden dafür sorgen, dass so nach und nach die Population wieder abnimmt.
Außerdem nutzen die Biologen der BBA diesen Pilz versuchsweise zur biologischen Bekämpfung der Maikäfer-Engerlinge. Sie haben sterile Getreidekörner mit dem Pilz geimpft und dann in den Boden eingebracht. Dr. Gisbert Zimmermann steht jetzt vor einer recht kahlen Versuchsfläche und schildert die Vorgehensweise:
Der Boden wurde mit einer forstlichen Fräse aufgewühlt. Dann wurden die Pilzkörner gleichmäßig verteilt und dann anschließend wieder in die Erde eingefräßt, so dass sich der Pilz in dem Boden jetzt weiter entwickeln kann; und so wartet er jetzt auf die Engerlinge. Diesen Pilz finden wir natürlicherweise in nahezu jeder Engerlingspopulation und wir haben diesen Pilz bei uns isoliert, wir haben ihn im Labor getestet, und dann den aggressivsten Stamm heraus gesucht. Und dann hier eingebracht.
Außerdem haben die Biologen diese Pilzkörner in die Pflanzlöcher einer Neuanpflanzung hinein gegeben, damit der Wurzelbereich der Jungpflanzen im nächsten Jahr möglichst verschont bleibt vom Engerlingsfraß. Ob es hilft, bleibt abzuwarten. Wenn nicht, müssen Kerstin Jung und Gisbert Zimmermann tolerieren, dass Ahornbäume und junge Kiefern in den nächsten Jahren Probleme haben werden und vor allem die Amerikanische Traubenkirsche - aus welchen Gründen auch immer - den Maikäfern trotzen wird:
Im Wald kann man da schon einige Jahre oder einige Generationen warten, aber man muss natürlich in Kauf nehmen, dass junge Bäume nicht mehr gepflanzt werden können für einige Zeit, dass auch Jungpflanzen kaputt gehen und dass auch so ein Unterstand oder Unterbau mit Laubhölzern unter hohen Kiefern unter Umständen kaputt geht; und dass wir zu einer Monokultur zurück kehren, die wir eigentlich unterbrechen wollten. Wir hätten hier im Augenblick eine Monokultur aus Kiefern mit der Amerikanischen Traubenkirsche und der Ahorn hat hier kaum Chancen, im Augenblick hochzukommen.