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Kairo
Autor Abdel Samad verschwunden

Der deutsch-ägyptische Autor Hamad Abdel Samad ist in Kairo verschwunden. Ein Sicherheitsbeamter sagte, es sei nicht auszuschließen, dass radikale Extremisten für das Verschwinden des Publizisten verantwortlich seien.

    Seine islamkritischen Bücher haben den Politologen und Publizisten Hamad Abdel Samad bekannt gemacht. In seiner alten Heimat ist er umstritten. Nach einem Vortrag in Kairo im vergangenen Juni hatten zwei bekannte ägyptische Salafisten-Prediger Abdel Samad für "vogelfrei" erklärt. Anschließend erhielt er Morddrohungen. Sein Bruder befürchtet deshalb jetzt, er könne von extremistischen Islamisten entführt worden sein. Auch die ägyptische Polizei geht inzwischen von einer Entführung aus.
    Der Schriftsteller sei in der Nähe des Al-Azhar-Parks in Kairo verschwunden; der einzige Eingang wird videoüberwacht, der Park ist umzäunt. Vorher soll Hamed Abdel Samad am Telefon berichtet haben, er fühle sich verfolgt und sei in Ägypten in letzter Zeit von einem Leibwächter begleitet worden. Diese hatte ihm die Deutsche Botschaft zugewiesen. Er habe in dem Park jedoch eine Verabredung gehabt, zu der er den Leibwächter nicht habe mitnehmen wollen, sagte Mahmud Abdel Samad.
    Der Autor hatte in seinen Veröffentlichungen die Ideologie des politischen Islams kritisiert und für eine moderne Interpretation der Religion geworben. Eines seiner Bücher trägt den Titel "Der Untergang der islamischen Welt". Der 41-Jährige lebt seit 18 Jahren in Deutschland und besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft. Während der Arabischen Revolution trat Samad als Fernsehkommentator und Ägyptenexperte in der Öffentlichkeit auf.
    Berlin fordert Aufklärung
    Die Bundesregierung hat von Ägypten "schnellstmöglich" Aufklärung über das Schicksal des wahrscheinlich entführten deutschen Publizisten Hamad Abdel Samad verlangt. Der deutsche Botschafter in Kairo, Michael Bock, nahm dazu nach Angaben des Auswärtigen Amts Kontakt mit der ägyptischen Regierung auf. In den Fall schaltete sich auch der Krisenstab des Auswärtigen Amts ein.
    Nach Angaben von Ministeriumssprecher Martin Schäfer hatte die Botschaft zunächst keine Bestätigung dafür, dass der Publizist tatsächlich entführt wurde. Offen ließ das Auswärtige Amt, ob die Botschaft Abdel Samad einen Leibwächter besorgt hatte. Schäfer sagte lediglich, es habe zwischen ihm und der Botschaft "Kontakte gegeben, bei der auch Fragen seiner persönlichen Sicherheit eine Rolle gespielt" hätten.