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Kaiser Bokassas Regierungsende

13 Jahre regierte Kaiser Bokassa Zentralafrika. Am 21. September 1979 endete seine brutale Herrschaft über das Land. Nach einem Putsch wurde die Zentralafrikanische Republik ausgerufen.

Von Frank Räther | 21.09.2009
    "Im Namen der Regierung und des zentralafrikanischen Volkes erkläre ich hiermit feierlich Bokassa I. für abgesetzt."

    David Dacko verkündet am 21. September 1979 das Ende der Herrschaft von Kaiser Bokassa und die Wiedererrichtung der Zentralafrikanischen Republik. Er selbst wird - wie schon nach der Unabhängigkeit von Frankreich 1960 bis zum Sturz durch Bokassa Ende 1965 - Präsident des Landes.

    Die Tyrannei Jean Bedel Bokassas während der 13 Jahre seiner Macht war beispiellos. Er hatte die Hälfte seiner Minister ins Gefängnis werfen, dem Polizeichef in Gegenwart von dessen Kindern die Augen ausstechen und Dieben generell die Ohren abschneiden lassen. Nicht nur seine Brutalität, auch sein Größenwahn war unermesslich. 1972 erklärte er sich zum Präsidenten auf Lebenszeit und fünf Jahre später krönte er sich selbst zum Kaiser.

    "Wir, Bokassa I., Kaiser von Zentralafrika, durch den Willen des zentralafrikanischen Volkes, versprechen feierlich vor unserem Volk und der gesamten Menschheit, aufmerksam über die weise Anwendung der Verfassung des zentralafrikanischen Kaiserreichs zu wachen."

    Wie einst Napoleon setzte sich Bokassa selbst die Krone auf. Er liebte es, sich im hermelinbesetzten Purpurmantel zu zeigen. Und die einstige Kolonialmacht Frankreich sah nicht nur zu: Präsident Valéry Giscard d'Estaing ging auch mit seinem afrikanischen Kollegen auf die Jagd und nannte ihn "den besten Freund Frankreichs". Schließlich wollte Paris weiter von den reichen Uran- und Diamantenvorkommen profitieren. Doch die grausamen Verbrechen Bokassas wurden im französischen Wahlkampf 1979 für Giscard zum Problem, so der afrikanische Politologe Paul-Simon Handy:

    "Die Art und Weise, wie darüber berichtet wurde in der französischen Presse, hatte direkte Auswirkungen auf die Beliebtheitsskala von Giscard. Deswegen hatte er mehr oder weniger diesen Sturz organisiert."

    Während Bokassa zum Staatsbesuch in Libyen weilte, schickte Paris Fallschirmjäger in die Hauptstadt Bangui und brachte David Dacko, übrigens ein Cousin Bokassas, wieder an die Macht. Doch für das Volk änderte sich nichts. Es blieb bei Armut und Hunger, Korruption und Misswirtschaft. Und so putschte zwei Jahre später das Militär gegen Dacko. Auch der neue Staatschef, General André Kolingba, brachte nicht den erhoffte Fortschritt, er ließ jedoch schließlich, nach Demonstrationen und Unruhen, 1993 Mehrparteien-Wahlen zu, bei denen er unterlag.

    Ange-Félix Patassé, der mit knapper Mehrheit zum neuen Präsidenten gewählt wurde, ließ - wie seine Vorgänger - ihm unbequeme Oppositionspolitiker verhaften. 2003 schließlich wurde Patassé von Armeechef Francois Bozizé gestürzt. Teile von Patassés Präsidentengarde verbündeten sich mit Rebellengruppen im Norden und begannen dort einen Bürgerkrieg. Erst kürzlich kam es zu einem Friedensschluss. Eine Verbesserung des Lebensstandards und Demokratie gibt es für das Volk der Zentralafrikanischen Republik bis heute nicht. Paul-Simon Handy:

    "Nach Bokassa war wie vor oder während Bokassa. Weder pluralistische Wahlen noch die Ankettung von Staatsstreichen haben es geschafft, eine politische Klasse herauszubilden, die nicht nur Konsens schafft innerhalb der Bevölkerung, aber auch die Wirtschaft so ankurbelt."

    In all den Wirren machte auch Bokassa immer wieder Schlagzeilen. 1986 kehrte er unerwartet aus dem Exil zurück - in dem Glauben, das Volk würde ihn wieder zum Kaiser machen. Doch stattdessen verurteilte ihn ein Gericht zum Tode, reduzierte das Strafmaß aber später auf zehn Jahre Haft, bevor Bokassa 1993 durch eine Generalamnestie freikam. 1996 starb er 75-Jährig an Herzversagen - und erhielt ein Staatsbegräbnis.

    "Fast 80 Prozent der Straßen, der administrativen Gebäude wurden eigentlich errichtet unter Bokassa. Weder Dacko, Kolingba, Patassé haben es geschafft, so ein Infrastrukturprogramm in Gang zu setzen. Das ist einer der Gründe, weshalb man heute noch unter Referenz auf Bokassa Wähler mobilisieren kann."