Agrippina, die Kaiserinmutter, streift sich die roten ellbogenlangen Handschuhe über. Sie will kämpfen für ihren Sohn aus erster Ehe, Nero. Von ihrem Gatten, Kaiser Claudius, heißt es, er sei im Meer ertrunken bei der Rückkehr von seinem Britannien-Feldzug. Jetzt gilt es, die Intrigen zu spinnen für ihren Sohn.
Händel schrieb die Oper "Agrippina" 1708 während seiner Italienreise in Rom. Uraufgeführt wurde "Agrippina" wegen des Opernverbots in der Papststadt 1709 in Venedig. In einem Programmheftaufsatz erläutert der Dirigent René Jacobs, wie Händel zum Teil durch Parodien für Rom komponierter geistlicher Kantaten seine neue Oper erarbeitete; und wie aus den Texten der überarbeiteten originalen Arien Rückschlüsse zu ziehen sein könnten auf den Subtext der Opernarien.
Zudem beschreibt er, wie Händel für die szenische Uraufführung in Venedig Änderungen vornahm, die der Opernkonvention Genüge tun sollten, aber dem ursprünglichen dramaturgischen Konzept wohl zuwider liefen. Für seine Produktion an der Berliner Staatsoper mit der Akademie für Alte Musik hat Jacobs die ursprüngliche Fassung rekonstruiert.
Leider bleibt das für die szenische Einrichtung des Abends ohne erhellende Folgen. Zu sehen bekommt man von dem Regieteam um Vincent Boussard sehr preziöses aber weitgehend konventionelles Stehtheater. Diffizil ausgeleuchtet ist die Bühne mit mehreren Zügen von Vorhängen aus silbrigen Fäden, die dem weitgehend leeren Raum etwas Irisierendes geben. Die Figuren bewegen sich leicht gespreizt vor allem entlang der Wände.
Vor dem hochgefahrenen Orchestergraben ist ein gläserner Steg aufgebaut, auf den einige Szenen verlegt sind. Nach welchem Prinzip bleibt unklar. Großer Wert gelegt wird auf die Kostüme, entworfen von einem erfahrenen Couturier, Christian Lacroix. Den dann doch nicht ertrunkenen Kaiser etwa kleidet er in pompöse Bundhosen. Zum Zeichen, dass die Oper wohl auch als Satire auf die Zustände am Vatikan gemeint war, bekommt er auch schon mal eine goldene Tiara als Mütze und einen roten Papstmantel. Den schnappt sich am Ende, wenn Agrippina dann doch all ihre Ränke erfolgreich durchgespielt hat, der künftige Kaiser Nerone und balanciert damit auf der breiten Lehne des sofa-ähnlichen Kaiserthrons.
Fein austariert, bis auf den etwas poltrigen Kaiser von Marcos Fink, ist das Sängerensemble. Alexandrina Pendatchanska ist eine Agrippina mit sehr präziser Stimmführung, wenn auch zu leichtem Vibrato neigend. Anna Prohaska gibt die Rivalin Poppea mit lichtem Sopran. Ihren Geliebten, den Feldherren Ottone, singt der Counter Bejun Mehta mit sehr ausgeglichenen Registern, Jennifer Rivera in meist gebückter Haltung die Hosenrolle des Nerone. Etwas clownesk angelegt ist das schwarz-gesichtige Dienerpaar mit Neil Davies als Pallante und Dominique Visse als quäksigem Narciso.
Mit vier Stunden Spieldauer gerät der Abend gefühlt allzu lang. Und die Szene trägt wenig bei, ihn zu verkürzen. Zudem wirkt die Partitur des jungen Händel eher redundant. Die Figuren breiten ihr Seelenleben in immer neuen Arien aus. Aber für ein heutiges Theaterverständnis nötige Eingriffe verhindert wohl Jacobs. Eine kraftvolle eigenständige Theaterszene hat er für seine Produktionen nie ermöglicht.
Das duldsame Berliner Publikum spendete allen Beteiligten am Ende gleichwohl reichlich Beifall für ein eigentlich halbszenisches Konzert in sehr preziös-historisierenden und modernen Kostümen.
Händel schrieb die Oper "Agrippina" 1708 während seiner Italienreise in Rom. Uraufgeführt wurde "Agrippina" wegen des Opernverbots in der Papststadt 1709 in Venedig. In einem Programmheftaufsatz erläutert der Dirigent René Jacobs, wie Händel zum Teil durch Parodien für Rom komponierter geistlicher Kantaten seine neue Oper erarbeitete; und wie aus den Texten der überarbeiteten originalen Arien Rückschlüsse zu ziehen sein könnten auf den Subtext der Opernarien.
Zudem beschreibt er, wie Händel für die szenische Uraufführung in Venedig Änderungen vornahm, die der Opernkonvention Genüge tun sollten, aber dem ursprünglichen dramaturgischen Konzept wohl zuwider liefen. Für seine Produktion an der Berliner Staatsoper mit der Akademie für Alte Musik hat Jacobs die ursprüngliche Fassung rekonstruiert.
Leider bleibt das für die szenische Einrichtung des Abends ohne erhellende Folgen. Zu sehen bekommt man von dem Regieteam um Vincent Boussard sehr preziöses aber weitgehend konventionelles Stehtheater. Diffizil ausgeleuchtet ist die Bühne mit mehreren Zügen von Vorhängen aus silbrigen Fäden, die dem weitgehend leeren Raum etwas Irisierendes geben. Die Figuren bewegen sich leicht gespreizt vor allem entlang der Wände.
Vor dem hochgefahrenen Orchestergraben ist ein gläserner Steg aufgebaut, auf den einige Szenen verlegt sind. Nach welchem Prinzip bleibt unklar. Großer Wert gelegt wird auf die Kostüme, entworfen von einem erfahrenen Couturier, Christian Lacroix. Den dann doch nicht ertrunkenen Kaiser etwa kleidet er in pompöse Bundhosen. Zum Zeichen, dass die Oper wohl auch als Satire auf die Zustände am Vatikan gemeint war, bekommt er auch schon mal eine goldene Tiara als Mütze und einen roten Papstmantel. Den schnappt sich am Ende, wenn Agrippina dann doch all ihre Ränke erfolgreich durchgespielt hat, der künftige Kaiser Nerone und balanciert damit auf der breiten Lehne des sofa-ähnlichen Kaiserthrons.
Fein austariert, bis auf den etwas poltrigen Kaiser von Marcos Fink, ist das Sängerensemble. Alexandrina Pendatchanska ist eine Agrippina mit sehr präziser Stimmführung, wenn auch zu leichtem Vibrato neigend. Anna Prohaska gibt die Rivalin Poppea mit lichtem Sopran. Ihren Geliebten, den Feldherren Ottone, singt der Counter Bejun Mehta mit sehr ausgeglichenen Registern, Jennifer Rivera in meist gebückter Haltung die Hosenrolle des Nerone. Etwas clownesk angelegt ist das schwarz-gesichtige Dienerpaar mit Neil Davies als Pallante und Dominique Visse als quäksigem Narciso.
Mit vier Stunden Spieldauer gerät der Abend gefühlt allzu lang. Und die Szene trägt wenig bei, ihn zu verkürzen. Zudem wirkt die Partitur des jungen Händel eher redundant. Die Figuren breiten ihr Seelenleben in immer neuen Arien aus. Aber für ein heutiges Theaterverständnis nötige Eingriffe verhindert wohl Jacobs. Eine kraftvolle eigenständige Theaterszene hat er für seine Produktionen nie ermöglicht.
Das duldsame Berliner Publikum spendete allen Beteiligten am Ende gleichwohl reichlich Beifall für ein eigentlich halbszenisches Konzert in sehr preziös-historisierenden und modernen Kostümen.