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Kakerlaken und rote Stempel

98 Prozent der Bewerbungen für ein Studium in China laufen über den DAAD. Der DAAD kann jährlich ein Kontingent von rund 200 Studienplatzen vergeben, die von Studiengebühren befreit sind oder zusätzlich Stipendien ausschütten.

    Von Jens Rosbach

    Arnd Minne will Sinologe werden und als Sinologe muss man gut chinesisch sprechen. Der 29jahrige hat sich deshalb beim Deutschen Akademischen Austauschdienst fur ein Studium im "Reich der Mitte" beworben. Mit viel Papierkram - wie Lebenslauf, Gutachten von Professoren und einem umfangreichen Gesundheitszeugnis. Minne:

    Ganz wichtig ist in dem Fall immer: Dass die Dokumente aus Deutschland immer rote runde Stempel tragen. Denn nur rote runde Stempel werden in China als echt anerkannt. Das heißt, es lohnt sich für jeden, sich selber ein rotes Stempelkissen zu besorgen und den Arzt zu bitten, rot zu stempeln.

    Minne bekam eine Zulassung fur die Fudan-Universität in Shanghai. Eine Uni mit einem Extra-Campus nur fur Ausländer, einem eingezäunten Hochschulbezirk.

    Da ist vorne ein Tor, an dem die ganze Zeit jemand sitzt, der sich die Gesichter anguckt und genau unterscheiden kann, wer ist Japaner, Koreaner und wer ist Chinese. Chinesen durften nur zu bestimmten Zeiten und nur unter Vorlage ihres Personalausweises hereinkommen, um sich mit Ausländern zu treffen.

    Die Folge: Kaum Kontakte mit chinesischen Kommilitonen. Ernüchternd auch das Studentenwohnheim.

    Die Zimmer sind im Schnitt sehr klein und bestehen eigentlich nur aus zwei Betten, man teilt sich das Zimmer jeweils mit einem Mitstudenten, das Klo, die Dusche, die Kochstelle ist alles auf dem Flur und abhängig vom Alter des Wohnheimes ist das dann auch mitunter von Insekten, sprich: von Kakerlaken bewohnt.

    Es gibt aber auch Universitäten mit Nobel-Zimmern. Oder - vereinzelt - Gemeinschaftswohnheime fur Chinesen und Ausländer. Alles ist möglich. Und wie sieht der Uni-Alltag aus?

    Der Uni-Alltag ist sehr verschult. Das heißt, man hat einen festen Stundenplan und das Ganze mit einem strengen Anwesenheits-System, Kreuzchen an einer Liste, die an der Wand hängt, es wird gezählt und wenn man mehr als ein Drittel Fehlzeiten hat, kann einem das Stipendium durch die Lappen gehen oder man kann von der Universität fliegen.

    Nach dem Unterricht musste sich Arnd Minne mächtig auf den Hosenboden setzen, um die vielen Hausaufgaben zu schaffen. Motivation ist gefragt, denn - bis auf Ausnahmen gilt folgende Regel:

    Dadurch, dass es zwischen den deutschen Unis oder dem deutschen Bildungssystem und dem chinesischen keine Abkommen oder Absprachen gibt, sind alle Leistungen, die man in China erbringt, also Sprachprüfungen oder Tests über Literatur oder Geschichte hier vollkommen wertlos. Man kann nichts von dem hier anrechnen lassen.

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