Anthony Holborne, "Mr. D. Bond’s Galliard", Lee Santana (Carpediem)
Mr. D. Bond’s Galliard, Musik aus dem elisabethanischen England, also der Epoche von Elisabeth I. im 16. und frühen 17. Jahrhundert. Anthony Holborne heißt der Komponist dieser Musik, geschrieben für die Renaissancelaute, der Lautenist Lee Santana spielt sie auf seinem Album "Cradle of Conceits".
Viel weiß man nicht, über diesen Anthony Holborne, von 1545 bis 1602 hat er gelebt, und auf die Drucke seiner Werke hat er gern "Diener Ihrer Majestät der Königin" schreiben lassen. Worin genau aber diese Dienerschaft nun bestanden haben soll, das bleibt im Dunkel. Sicher ist, Anthony Holborn komponierte für Edle und Adlige rund um den Hof der Königin. Und, er hatte einen Bewunderer mit klangvollem Namen: John Dowland. Ein jüngerer Komponist als Holborn, sein Name steht heute für die Musik jener Zeit, für eines der großen und wichtigen Kapitel in der englischen Musik. Und John Dowland widmete eines seiner frühen Lieder dem etablierten Vorbild Anthony Holborn. Was Gestus und Affekt angeht war Holborn nur bedingt ein "Vorbild" für Dowland. Der Jüngere schwelgt eher auf der dunklen Seite der Fantasie in seiner Musik, Holborn komponiert mit heiterem Gemüt, dabei weniger kunstvoll, nicht so komplex durchkomponiert, wie man es bei Dowland sieht.
Viele der Consort-Musiken von Holborne, also Kompositionen für kleinere Ensembles, sind eher Spielanweisungen für improvisierende Tanzkapellen. Und auch manche Lautenstücke seien auf dem Papier "roh" und "ungeschliffen" sagt der Interpret Lee Santana, Anthony Holborne böte jede Menge Raum für Improvisation, für eigene Gedanken, um die Musik fortzuspinnen.
Anthony Holborne, "The New Years Gift", Lee Santana (Carpediem)
"The New Years Gift" Musik von Anthony Holborne – am Neujahrstag im Deutschlandfunk, eine neue CD von dem Lautenisten Lee Santana. Der kommt aus den USA, aus Florida, und hat sich in seiner persönlichen Musikentwicklung rückwärts durch die Zeit bewegt. Jazzrock interessierte ihn als jugendlichen E-Gitarristen, studiert hat er schließlich klassische Gitarre, bis er schließlich begeistert war, von der Musik, die gespielt wurde, lange bevor Bach und Händel gelebt haben. Also hat Lee Santana Laute und Historische Aufführungspraxis studiert, in Boston bei Par O Brien und Steven Stubbs.
In den 80er Jahren hat er sich dann in die lebendige Alte Musik Szene in Europa gestürzt, seitdem spielt er mit Ensembles wie dem Freiburger Barockorchester, Hesperion 20, Les Art Florissent, The Harp Consort und er gehört zur festen Besetzung von Los Otros, dem Ensemble der Gambistin Hille Perl. Mit manchen dieser Besetzungen gehört er zu einer Szene von Musikern, die die "Alte Musik" schwungvoll sehen, rhythmusbetont, perkussiv, schnell und tanzbar. Auch diese Seite zeigt Lee Santana, auf seiner CD Cradle of Conceits.
Anthony Holborne, "Muy Linda", Lee Santana (Carpediem)
Muy Linda von Anthony Holborne, gespielt auf der Renaissancelaute – äußerlich erinnert sie an ihre Vorfahren, die arabischen Lauten, die Oud. Der runde Körper ist mit sieben Chören, also jeweils zwei-drei Darmsaiten in einer Gruppe bespannt, die Bünde sind aus Faser oder Darm um den Hals gebunden, so dass sie sich verschieben lassen. Eine urtümliche Konstruktion, die direkt zurückführt, in die Frühzeiten der Musik. So knarzt und klappert dieses Instrument. Die Akkorde klingen, nach unseren heutigen Maßstäben, manchmal unrein, Saiten, Hals, Bünde, Holz produzieren nicht nur Schönklang, sondern auch genug Geräusch. Das macht den Zauber, die Anmut einer Laute aus.
Allerdings... Lee Santana gelingt es nicht die Musik leicht und selbstverständlich erscheinen zu lassen, bei ihm klingen Holbornes Stücke so wie sie sind: Schwer zu spielen. Ein Legato lässt sich ohnehin nur vorgaukeln auf Lauteninstrumenten, auf dieser CD hört man es höchst selten. Mehrstimmige Akkorde ausgewogen und balanciert zu gestalten ist eine große Aufgabe, Santana meistert sie meist nicht. Allzu oft bestimmt die Spieltechnik Tempo und Bögen der Musik, nicht der Interpret. So werden die Anthony Holborne Einspielungen eine anderen Lautenisten unserer Zeit, Paul O’Dette, wohl unangefochten Referenzaufnahmen bleiben. Hier noch einmal Muy Linda, in den 90er Jahren eingespielt von Paul O’Dette.
Anthony Holborne, "Muy Linda", Paul O’Dette (Nonesuch)
Der Lautenist Paul O’Dette und seine Version einer Lautenode an eine Frau – Linda – Musik von Anthony Holborne. Noch ein knappes Jahrzehnt früher geboren als Paul O’Dette ist Hopkinson Smith, Jahrgang 1946. Als er begonnen hat sich für die Laute zu Interessieren, da war die Geschichte dieses Instrumentes gerade im Ansatz rekonstruiert. Hopkinson Smith gehört zu den ersten Musikern, die sich ganz auf die Laute und ihre Schwesterinstrumente konzentriert haben. Auch er ist Amerikaner, auch er ist nach Europa gezogen, bereits in den 70er Jahren, hier gründete er mit Jordi Saval das Ensemble Hesperion 20.
Seit Mitte der 80er Jahre konzentriert sich Hopkinson Smith ausschließlich auf Sololiteratur für die Laute und andere Lauteninstrumente. Gerade hat er eine CD mit Werken des italienischen Lautenmeisters Francesco da Milano veröffentlicht. Il Divino - Music from the World of Franceso da Milano
Francesco da Milano, "Recercar Dal Quarto Tono”, Hopkinson Smith (Naive)
Ein Recercar von Francesco da Milano, so zu hören auf der neuen CD von Hopkinson Smith. Franesco da Milanos Musik ist noch ein halbes Jahrhundert älter als die englischen Lautenwerke von Anthony Holborne. Noch im 15. Jahrhundert ist er als Francesco Canova geboren, gelebt hat er bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts.
Stilistisch steht Francesco da Milano schon Scheitelpunkt einer Entwicklung – der Komplexitätsbogen ist in seiner Musik schon nahezu überspannt. Milano spielte seltener an weltlichen Höfen, er hat im Dienst dreier Päpste in Rom gestanden, zuletzt in dem von Clemens dem VII.. Seine Kompositionen suchen nach Perfektion, er ist ein Magier des Kontrapunkts, der Mehrstimmikeit, Milano schreibt Werke von mathematischer Präsizion. Mehr geht nicht, auf einem Instrument wie der Laute. Eine Herausforderung für Spieler und Zuhörer. Hopkinson Smith meistert sie, lässt seine Renaissancelaute entrückt, überirdisch, unnahbar klingen, er spielt ihre Stärken aus, er versucht die komplizierten Stimm-Gefüge in dieser Musik plastisch zu machen.
Das gelingt mal hervorragend, manchmal merkt man, dass auch er nicht ganz über den Dingen steht, da schleicht sich ein leises Gefühl ein, dass auch er manchmal den Faden verliert.
Francesco da Milano, "Fantasia 30 dal Primo Tonno”, Hopkinson Smith (Naive)
Francesco da Milano gespielt von Hopkinson Smith auf seiner CD "Il Divino" Musik aus der Welt des Francesco da Milano. Sie ist bei dem französischen Label Naive erschienen, war heute eine von zwei neuen Platten. Die andere: Lee Santanas Craddle of Conceits veröffentlicht von Carpediem Records – Aufnahmen der Musik von Anthony Holborne.
Am Gipfel- und Endpunkt einer Entwicklung sei sie, die Musik von Francesco da Milano, das hatte ich vorhin erwähnt, Hopkinson Smith selbst beschreibt das so, und deswegen spickt er seine CD mit leichteren, einfacheren Tänzen aus der Zeit Milanos. Tänze wie der Komponist und Virtuose sie improvisiert haben soll, zwischen seinen Fantasien, und Recercar. Mit einem solchen Tanz, einer Galliard, verabschiede ich mich von Ihnen, im Studio war Mischa Kreiskott, Ihnen alles Gute, für das neue Jahr.°
Alberto da Mantova, "Gagliard", Hopkinsn Smith (Naive)
Mr. D. Bond’s Galliard, Musik aus dem elisabethanischen England, also der Epoche von Elisabeth I. im 16. und frühen 17. Jahrhundert. Anthony Holborne heißt der Komponist dieser Musik, geschrieben für die Renaissancelaute, der Lautenist Lee Santana spielt sie auf seinem Album "Cradle of Conceits".
Viel weiß man nicht, über diesen Anthony Holborne, von 1545 bis 1602 hat er gelebt, und auf die Drucke seiner Werke hat er gern "Diener Ihrer Majestät der Königin" schreiben lassen. Worin genau aber diese Dienerschaft nun bestanden haben soll, das bleibt im Dunkel. Sicher ist, Anthony Holborn komponierte für Edle und Adlige rund um den Hof der Königin. Und, er hatte einen Bewunderer mit klangvollem Namen: John Dowland. Ein jüngerer Komponist als Holborn, sein Name steht heute für die Musik jener Zeit, für eines der großen und wichtigen Kapitel in der englischen Musik. Und John Dowland widmete eines seiner frühen Lieder dem etablierten Vorbild Anthony Holborn. Was Gestus und Affekt angeht war Holborn nur bedingt ein "Vorbild" für Dowland. Der Jüngere schwelgt eher auf der dunklen Seite der Fantasie in seiner Musik, Holborn komponiert mit heiterem Gemüt, dabei weniger kunstvoll, nicht so komplex durchkomponiert, wie man es bei Dowland sieht.
Viele der Consort-Musiken von Holborne, also Kompositionen für kleinere Ensembles, sind eher Spielanweisungen für improvisierende Tanzkapellen. Und auch manche Lautenstücke seien auf dem Papier "roh" und "ungeschliffen" sagt der Interpret Lee Santana, Anthony Holborne böte jede Menge Raum für Improvisation, für eigene Gedanken, um die Musik fortzuspinnen.
Anthony Holborne, "The New Years Gift", Lee Santana (Carpediem)
"The New Years Gift" Musik von Anthony Holborne – am Neujahrstag im Deutschlandfunk, eine neue CD von dem Lautenisten Lee Santana. Der kommt aus den USA, aus Florida, und hat sich in seiner persönlichen Musikentwicklung rückwärts durch die Zeit bewegt. Jazzrock interessierte ihn als jugendlichen E-Gitarristen, studiert hat er schließlich klassische Gitarre, bis er schließlich begeistert war, von der Musik, die gespielt wurde, lange bevor Bach und Händel gelebt haben. Also hat Lee Santana Laute und Historische Aufführungspraxis studiert, in Boston bei Par O Brien und Steven Stubbs.
In den 80er Jahren hat er sich dann in die lebendige Alte Musik Szene in Europa gestürzt, seitdem spielt er mit Ensembles wie dem Freiburger Barockorchester, Hesperion 20, Les Art Florissent, The Harp Consort und er gehört zur festen Besetzung von Los Otros, dem Ensemble der Gambistin Hille Perl. Mit manchen dieser Besetzungen gehört er zu einer Szene von Musikern, die die "Alte Musik" schwungvoll sehen, rhythmusbetont, perkussiv, schnell und tanzbar. Auch diese Seite zeigt Lee Santana, auf seiner CD Cradle of Conceits.
Anthony Holborne, "Muy Linda", Lee Santana (Carpediem)
Muy Linda von Anthony Holborne, gespielt auf der Renaissancelaute – äußerlich erinnert sie an ihre Vorfahren, die arabischen Lauten, die Oud. Der runde Körper ist mit sieben Chören, also jeweils zwei-drei Darmsaiten in einer Gruppe bespannt, die Bünde sind aus Faser oder Darm um den Hals gebunden, so dass sie sich verschieben lassen. Eine urtümliche Konstruktion, die direkt zurückführt, in die Frühzeiten der Musik. So knarzt und klappert dieses Instrument. Die Akkorde klingen, nach unseren heutigen Maßstäben, manchmal unrein, Saiten, Hals, Bünde, Holz produzieren nicht nur Schönklang, sondern auch genug Geräusch. Das macht den Zauber, die Anmut einer Laute aus.
Allerdings... Lee Santana gelingt es nicht die Musik leicht und selbstverständlich erscheinen zu lassen, bei ihm klingen Holbornes Stücke so wie sie sind: Schwer zu spielen. Ein Legato lässt sich ohnehin nur vorgaukeln auf Lauteninstrumenten, auf dieser CD hört man es höchst selten. Mehrstimmige Akkorde ausgewogen und balanciert zu gestalten ist eine große Aufgabe, Santana meistert sie meist nicht. Allzu oft bestimmt die Spieltechnik Tempo und Bögen der Musik, nicht der Interpret. So werden die Anthony Holborne Einspielungen eine anderen Lautenisten unserer Zeit, Paul O’Dette, wohl unangefochten Referenzaufnahmen bleiben. Hier noch einmal Muy Linda, in den 90er Jahren eingespielt von Paul O’Dette.
Anthony Holborne, "Muy Linda", Paul O’Dette (Nonesuch)
Der Lautenist Paul O’Dette und seine Version einer Lautenode an eine Frau – Linda – Musik von Anthony Holborne. Noch ein knappes Jahrzehnt früher geboren als Paul O’Dette ist Hopkinson Smith, Jahrgang 1946. Als er begonnen hat sich für die Laute zu Interessieren, da war die Geschichte dieses Instrumentes gerade im Ansatz rekonstruiert. Hopkinson Smith gehört zu den ersten Musikern, die sich ganz auf die Laute und ihre Schwesterinstrumente konzentriert haben. Auch er ist Amerikaner, auch er ist nach Europa gezogen, bereits in den 70er Jahren, hier gründete er mit Jordi Saval das Ensemble Hesperion 20.
Seit Mitte der 80er Jahre konzentriert sich Hopkinson Smith ausschließlich auf Sololiteratur für die Laute und andere Lauteninstrumente. Gerade hat er eine CD mit Werken des italienischen Lautenmeisters Francesco da Milano veröffentlicht. Il Divino - Music from the World of Franceso da Milano
Francesco da Milano, "Recercar Dal Quarto Tono”, Hopkinson Smith (Naive)
Ein Recercar von Francesco da Milano, so zu hören auf der neuen CD von Hopkinson Smith. Franesco da Milanos Musik ist noch ein halbes Jahrhundert älter als die englischen Lautenwerke von Anthony Holborne. Noch im 15. Jahrhundert ist er als Francesco Canova geboren, gelebt hat er bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts.
Stilistisch steht Francesco da Milano schon Scheitelpunkt einer Entwicklung – der Komplexitätsbogen ist in seiner Musik schon nahezu überspannt. Milano spielte seltener an weltlichen Höfen, er hat im Dienst dreier Päpste in Rom gestanden, zuletzt in dem von Clemens dem VII.. Seine Kompositionen suchen nach Perfektion, er ist ein Magier des Kontrapunkts, der Mehrstimmikeit, Milano schreibt Werke von mathematischer Präsizion. Mehr geht nicht, auf einem Instrument wie der Laute. Eine Herausforderung für Spieler und Zuhörer. Hopkinson Smith meistert sie, lässt seine Renaissancelaute entrückt, überirdisch, unnahbar klingen, er spielt ihre Stärken aus, er versucht die komplizierten Stimm-Gefüge in dieser Musik plastisch zu machen.
Das gelingt mal hervorragend, manchmal merkt man, dass auch er nicht ganz über den Dingen steht, da schleicht sich ein leises Gefühl ein, dass auch er manchmal den Faden verliert.
Francesco da Milano, "Fantasia 30 dal Primo Tonno”, Hopkinson Smith (Naive)
Francesco da Milano gespielt von Hopkinson Smith auf seiner CD "Il Divino" Musik aus der Welt des Francesco da Milano. Sie ist bei dem französischen Label Naive erschienen, war heute eine von zwei neuen Platten. Die andere: Lee Santanas Craddle of Conceits veröffentlicht von Carpediem Records – Aufnahmen der Musik von Anthony Holborne.
Am Gipfel- und Endpunkt einer Entwicklung sei sie, die Musik von Francesco da Milano, das hatte ich vorhin erwähnt, Hopkinson Smith selbst beschreibt das so, und deswegen spickt er seine CD mit leichteren, einfacheren Tänzen aus der Zeit Milanos. Tänze wie der Komponist und Virtuose sie improvisiert haben soll, zwischen seinen Fantasien, und Recercar. Mit einem solchen Tanz, einer Galliard, verabschiede ich mich von Ihnen, im Studio war Mischa Kreiskott, Ihnen alles Gute, für das neue Jahr.°
Alberto da Mantova, "Gagliard", Hopkinsn Smith (Naive)