Zu den angedachten Gegenmaßnahmen zählen regelrechte Tabu-Brüche. Bisher durfte man von einem deutschen Ingenieur annehmen, dass er eher Weib und Kind verlässt als die von der Deutschen Industrienorm, DIN, gezogenen Grenzen. Der gegenwärtige Ansturm von Produktpiraten auch auf den Maschinenbau aber legt jetzt nahe, zumindest die Herzstücke von Maschinen hintersinnig hier und da mit Teilen zu bestücken, die kaum merkbar - aber wirkungsvoll - von der Norm abweichen. Der Prozess wird "De-Standardisierung" genannt. Günther Schuh, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie, nennt ein Beispiel:
"Um sich das vorstellen zu können, wenn ich ein Normlager nehme und das dann genau nicht mit den Normabmaßen sondern im Hundertstel-Millimeter-Bereich variiere, so dass dann zum Beispiel der Fälscher nicht erkennen kann, wenn er dieses Lager vorfindet, dass das kein Normlager ist. Wenn er dann stattdessen, das sozusagen nächstliegende Normlager nimmt, dann stimmt die Passung nicht, dann bekommt er eine andere Funktionalität, die Funktionalität ist nicht gesichert, die Maschine funktioniert nicht."
Es gibt zahlreiche andere Möglichkeiten, Produktpiraten das Leben schwer zu machen; eine davon, sagt Christoph Neemann, in der Abteilung Technologiemanagement am IPT verantwortlich für Technologie-Knowhow-Schutz, besteht in der Verwendung augenfälliger Gags, deren Nachahmung Fälscher zu unliebsamen Investitionen zwingen würde:
"Da nehmen wir mal einen Kugelschreiber, an dem ein Clip dran ist, aus einem bestimmten Metall, der gesintert ist, das eine bestimmte Optik erzeugt, der sich nicht mit anderen Verfahren reproduzieren lässt, ohne direkt offensichtlich werden zu lassen, dass es eine Fälschung ist. Da muss er in das Verfahren investieren, er muss sich die Anlagen dazu kaufen, das Know how aufbauen, das heißt ich schicke ihn absichtlich in einen verknappten Markt. Dieses Verfahren ist nicht weltgängig, das können nur wenige Hersteller, und er muss sich entweder an diese Hersteller richten, das heißt er fällt einmal auf, weil dieser Hersteller ja auch den anderen beliefert, und er muss eben dieses Geld in die Hand nehmen."
Ein für die Industrie besonders missliches Problem ist die Fälschung von Ersatzteilen. Fehlerhafte Ersatzteile können - etwa im Automobil - schwere Schäden zur Folge haben, und gut gemachte schädigen den ursprünglichen Hersteller. Heiner Kudrus, Leiter der Maschinenfabrik Schumag AG in Aachen, nennt ein Beispiel aus der Textilindustrie:
"Also zur Herstellung von Chemiefasern müssen diese Chemiefasern angetrieben werden, abgezogen werden, verstreckt werden, dafür werden schnell drehende beheizte Walzen eingesetzt, und in solchen Walzen sind beispielsweise Lagerpatronen enthalten, die in einem Intervall von mehreren Jahren ausfallen und dann über Jahrzehnte auch ein sehr, sehr gutes prosperierendes Geschäft mit sich bringen. Man muss dazu sagen, nicht wenige Maschinenbauunternehmen leben nicht vom Neumaschinengeschäft sondern von den Ersatzteilen, die dann über zehn, 20, 30 und 40 Jahre geordert werden. Also insofern ist gerade dieser Kopieraspekt von Ersatzteilen häufig schmerzlicher als das Kopieren von einzelnen Neuprodukten."
Mögliche Abhilfe: Der Lagerhersteller legt sein Produkt so aus, dass es nur noch mit einem sehr speziellen Zusatz funktioniert, etwa einem ganz besonderen Fett. Heiner Kudrus:
"Die Lager, die mit diesem Fett ausgestattet sind, laufen, sie laufen nur mit diesem Fett, und die Kopierer schaffen es nicht, dieses Fett zu beschaffen. Sie verstehen auch gar nicht den Zusammenhang, dieses Fett sieht aus wie ein anderes Fett, es kann nur viel mehr."
Natürlich - das räumen alle Beteiligten ein - wird keine Lösung von ewiger Dauer sein, irgendwann ist auch das speziellste Fett verstanden und kopiert. Bis dahin muss den Ingenieuren etwas Neues eingefallen sein.
"Um sich das vorstellen zu können, wenn ich ein Normlager nehme und das dann genau nicht mit den Normabmaßen sondern im Hundertstel-Millimeter-Bereich variiere, so dass dann zum Beispiel der Fälscher nicht erkennen kann, wenn er dieses Lager vorfindet, dass das kein Normlager ist. Wenn er dann stattdessen, das sozusagen nächstliegende Normlager nimmt, dann stimmt die Passung nicht, dann bekommt er eine andere Funktionalität, die Funktionalität ist nicht gesichert, die Maschine funktioniert nicht."
Es gibt zahlreiche andere Möglichkeiten, Produktpiraten das Leben schwer zu machen; eine davon, sagt Christoph Neemann, in der Abteilung Technologiemanagement am IPT verantwortlich für Technologie-Knowhow-Schutz, besteht in der Verwendung augenfälliger Gags, deren Nachahmung Fälscher zu unliebsamen Investitionen zwingen würde:
"Da nehmen wir mal einen Kugelschreiber, an dem ein Clip dran ist, aus einem bestimmten Metall, der gesintert ist, das eine bestimmte Optik erzeugt, der sich nicht mit anderen Verfahren reproduzieren lässt, ohne direkt offensichtlich werden zu lassen, dass es eine Fälschung ist. Da muss er in das Verfahren investieren, er muss sich die Anlagen dazu kaufen, das Know how aufbauen, das heißt ich schicke ihn absichtlich in einen verknappten Markt. Dieses Verfahren ist nicht weltgängig, das können nur wenige Hersteller, und er muss sich entweder an diese Hersteller richten, das heißt er fällt einmal auf, weil dieser Hersteller ja auch den anderen beliefert, und er muss eben dieses Geld in die Hand nehmen."
Ein für die Industrie besonders missliches Problem ist die Fälschung von Ersatzteilen. Fehlerhafte Ersatzteile können - etwa im Automobil - schwere Schäden zur Folge haben, und gut gemachte schädigen den ursprünglichen Hersteller. Heiner Kudrus, Leiter der Maschinenfabrik Schumag AG in Aachen, nennt ein Beispiel aus der Textilindustrie:
"Also zur Herstellung von Chemiefasern müssen diese Chemiefasern angetrieben werden, abgezogen werden, verstreckt werden, dafür werden schnell drehende beheizte Walzen eingesetzt, und in solchen Walzen sind beispielsweise Lagerpatronen enthalten, die in einem Intervall von mehreren Jahren ausfallen und dann über Jahrzehnte auch ein sehr, sehr gutes prosperierendes Geschäft mit sich bringen. Man muss dazu sagen, nicht wenige Maschinenbauunternehmen leben nicht vom Neumaschinengeschäft sondern von den Ersatzteilen, die dann über zehn, 20, 30 und 40 Jahre geordert werden. Also insofern ist gerade dieser Kopieraspekt von Ersatzteilen häufig schmerzlicher als das Kopieren von einzelnen Neuprodukten."
Mögliche Abhilfe: Der Lagerhersteller legt sein Produkt so aus, dass es nur noch mit einem sehr speziellen Zusatz funktioniert, etwa einem ganz besonderen Fett. Heiner Kudrus:
"Die Lager, die mit diesem Fett ausgestattet sind, laufen, sie laufen nur mit diesem Fett, und die Kopierer schaffen es nicht, dieses Fett zu beschaffen. Sie verstehen auch gar nicht den Zusammenhang, dieses Fett sieht aus wie ein anderes Fett, es kann nur viel mehr."
Natürlich - das räumen alle Beteiligten ein - wird keine Lösung von ewiger Dauer sein, irgendwann ist auch das speziellste Fett verstanden und kopiert. Bis dahin muss den Ingenieuren etwas Neues eingefallen sein.