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Kampf den Schwarzhändlern

Immer weniger Eintrittskarten für Fußballspiele kommen in den freien Verkauf. Dem Europäischen Fußball-Verband und den Bundesligaklubs ist die Abzocke der Fans durch private Schwarzhändler und gewerbliche Ticketagenturen ein Dorn im Auge. Doch auf dem Rechtswege ist den Händlern nur schwer beizukommen.

Von Heinz Peter Kreuzer | 09.04.2012
    Dem Europäischen Fußball-Verband und den Bundesligaklubs ist die Abzocke der Fans ein Dorn im Auge. Aber juristisch befinden sich Vereine und Verbände auf unsicherem Boden. Der Münchner Jurist Felix Holzhäuser erläutert:

    "In Deutschland wird das ganz normal mit den zivilrechtlichen Grundsätzen und den Lauterkeitsrechtlichen Grundsätzen beantwortet. Also auf der einen Seite das AGB-Recht, auf der anderen Seite das UWG, das Lauterkeitsrecht."

    Aber das lässt den Tickethändlern auch Schlupflöcher. Denn bei der Weitergabe an Dritte werden oft die Allgemeinen Geschäftsbedingungen ausgehebelt. Auf die AGB’s verweisen auch der FC Schalke 04 und Borussia Dortmund vor dem 140. Revierderby. Beide Klubs warnen vor überteuerten Tickets im Online-Auktionshaus ebay sowie den einschlägigen Internetbörsen. Mit Hinweis auf ihre AGB’s wollen sie diese Eintrittskarten sperren. Ähnlich hält es auch der Hamburger SV, der als Vorreiter in der Bundesliga gilt. Die Hanseaten haben schon vor dem Bundesgerichtshof einen Teilerfolg erstritten. HSV-Ticketingchef Kai Voerste.

    "Bei diesem Verfahren waren wir allerdings nicht vollumfänglich erfolgreich. Weshalb wir als Konsequenz unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen dahin gehend geändert haben, dass wir nur Zutrittsberechtigungen verkaufen. Und sie jetzt als Ticketkäufer mit dem Eintrag ihres Namens auf dem Ticket noch einmal unterschreiben müssen, das sie halt unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen akzeptieren."

    Damit fällt die Möglichkeit weg, dass ein Ticket über drei verschiedene Personen gehandelt werden kann, um Gewinne zu erzielen. Das verbieten die AGB’s des Hamburger SV. Eine weitere Folge ist. Tickets, die zu überhöhnten Preisen auf der Straße oder im Internet verkauft werden, werden in der Regel gesperrt, der Zutritt zum Stadion wird verwehrt. Die Vereine unterscheiden zwar zwischen dem Fan, der aus privaten Gründen seine Eintrittskarte veräußert, oder den gewerblichen Tickethändlern. Kai Voerste:

    "Darüber hinaus stellen wir schon fest, das es auch organisierte Gruppen gibt, die explizit für Top-Spiele viele Karten zu erwerben versuchen, das passiert in der Regel als Mitglied um halt mögliche Mitgliedervorkaufsrechte wahrzunehmen. Dann kommt halt eine Familie aus Stuttgart, Krefeld oder Dortmund, meldet sich mit sechs Personen an, und erwirbt dann halt die maximalen zwei Karten für das Heimspiel gegen Bayern München zum Beispiel."

    Diese Firmen sitzen dann in den Niederlanden und England. Bei dem Organisierungsgrad und den extremen Gewinnspannen der Internetbörsen liegt es nahe, dass es sich um einen Millionenmarkt handelt. HSV-Ticketingchef Voerste hält es für juristisch ausreichend, die AGB’s auszuweiten.

    "Uns würde es eigentlich schon helfen, wenn wir jetzt mit unserer laufenden Klage gegen seatwave vor dem OLG im April erfolgreich wären. Welches dann anerkennt, das unsere AGB’s rechtsgültig sind, wie es das Landgericht Hamburg schon bestätigt hat, Also dann müsste man keine Gesetze erlassen, sondern es würde halt reichen, wenn der Veranstalter seine AGB’s entsprechend auslegen kann, dann wäre uns sicherlich geholfen."

    Der Nachteil. dieses Vorgehen ist sehr aufwendig. Aus diesem Grund würde Felix Holzhäuser eine Gesetzesinitiative begrüßen.

    "In anderen Ländern ist es durchaus so, dass der Gesetzgeber hier die anderen Zwecke oder die besonderen Ziele der Verbände erkannt hat und deshalb auch Schutzgesetze geschaffen hat. Vor allem England ist hier zu nennen, die im Zusammenhang mit London 2012 aber auch im Zusammenhang mit entsprechenden Fußballveranstaltungen, Fußball-Events, Schutzgesetze geschaffen haben, das geht hin bis zu einer Strafbarkeit bei einem nicht autorisierten Weiterverkauf von Tickets."

    Der Kampf gegen den Schwarzmarkthandel hat aber nicht nur einen wirtschaftlichen Hintergrund. Es gibt auch einen Sicherheitsaspekt. Denn Vereine und Verbände sind verpflichtet. für die Sicherheit im Stadion zu sorgen. Felix Holzhäuser:

    "Ein ganz wichtiger Aspekt ist dabei die Trennung von unterschiedlichen Fangruppierungen. Das ist letztlich nur durchzusetzen, wenn ich weiß, wer welche Tickets bei mir erwirbt. Und ein völlig unkontrollierter Schwarzmarkt hat eben zur Folge, dass genau diese Kontrolle nicht mehr gewährleistet wird."

    Ein Beispiel ist der letzte Spieltag der vergangenen Saison, die Partie Borussia Dortmund gegen Eintracht Frankfurt. Dortmund rüstet zur Meisterfeier, die Eintracht ist schon abgestiegen. Viele Frankfurter Fans verkaufen aus Frust ihre Tickets, unter anderem auch an Dortmunder Anhänger. In dem gemischten Block kam es dann zu Handgreiflichkeiten.