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Kampf gegen den Feinstaub durch Kaminöfen

Das Heizen mit Holz ist wieder modern geworden, denn durch das Verbrennen wird nur der Kohlendioxid-Anteil freigesetzt, den das Holz beim Wachsen gebunden hat. Und das würde auch entweichen, wenn das Holz vermodert. Doch durch das Verbrennen von Holz wird die Luft mit Feinstaub belastet, vor allem bei der Nutzung von Kaminöfen ohne Filter. Nun soll die Kleinfeuerungsanlagen-Verordnung geändert werden.

Von Anne Raith | 20.05.2009
    97 Prozent des Staubs, der ungefiltert durch Kamin- und Ofenrohre in die Luft gepustet wird, ist gesundheitsschädlicher Feinstaub. Inzwischen wird auf diese Weise mindestens ebensoviel Feinstaub freigesetzt wie durch den Straßenverkehr. Mit einem Unterschied, sagt Gerd Rosenkranz von der Deutschen Umwelthilfe:

    "Man meint, in der Wissenschaft herausgefunden zu haben, dass die Verbrennungsprodukte aus Dieselabgasen gefährlicher sind, aber trotzdem darf man dieses Problem nicht verharmlosen."

    Diesem Problem aber wird die erste "Bundesimmissionsschutzverordnung" nicht mehr gerecht. Denn die Grenzwerte stammen aus dem Jahr 1988 und sind mittlerweile völlig veraltet. Außerdem gelten sie nicht für die heute weit verbreiteten kleineren Kaminöfen.

    Das soll sich jetzt ändern: In Zukunft - so der Entwurf des Bundesumweltministeriums - sollen die insgesamt strengeren Grenzwerte auch bei diesen kleinen Öfen gelten.

    Wer sich in Zukunft einen neuen Kaminofen kauft, muss dann darauf achten, dass er vom Verkäufer eine sogenannte Typenbescheinigung erhält. In der wird dokumentiert, dass die Anlage die neuen Grenzwerte - der Gesamtstaubgehalt darf 75 Milligramm pro Kubikmeter nicht überschreiten - eingehalten werden können. Dieses Papier muss bei Bedarf dem Schornsteinfeger vorgelegt werden können.

    Wer schon einen Kaminofen hat, muss nachweisen können, dass dieser die Grenzwerte einhält. Entweder durch eine Bescheinigung vom Hersteller oder durch eine Messung vor Ort. Übersteigen die Emissionen die Grenzwerte, muss ein Filter eingebaut werden, sonst darf der Ofen nicht mehr genutzt werden. Doch die Umrüstung ist nicht so einfach, sagt Reiner Raeder von der Schornsteinfegerinnung Berlin:

    "Diese Filter arbeiten nach einem Elektroprinzip. Der Staub wird statisch aufgeladen und wird dann sozusagen an Metalloberflächen abgelagert. Und diese Metalloberflächen sind zurzeit noch ungefähr zwei Meter lang und so ein langes Metallverbindungsstück habe ich ja im Wohnzimmer nicht. Also für eine Einzelfeuerstätte wird das nicht tragfähig sein. Das ist mehr für größere Heizungsanlagen, die im Keller stehen, wo ich so eine Anlage dann einbauen kann."

    Noch sind diese Filter auch relativ teuer. Aber damit sich das ändert, bedürfe es eines klaren Signals - einer baldigen Novellierung des alten Gesetzes:

    "Solange der Gesetzgeber nicht feste Werte vorschreibt, wird die Industrie sich nicht darum kümmern, irgendwelche Produkte zu entwickeln, die dann eventuell später nicht mehr tauglich sind, denn diese Entwicklungskosten sind ja immer recht groß. Wir werden wahrscheinlich in den nächsten ein oder zwei Jahren kleinere Teile bekommen, die dann wahrscheinlich auch im Wohnbereich nachgerüstet werden können."

    Allerdings haben Holzheizer, je nachdem, wie alt der Kaminofen ist, fünf bis fünfundzwanzig Jahre Zeit, ab- beziehungsweise umzurüsten. Insgesamt rechnet das Bundesumweltministerium damit, dass etwa die Hälfte der bundesweit rund 14 Millionen Kaminöfen ganz ausgetauscht oder mit einem Filter versehen werden müssen. Ausgenommen von der Regelung sind alle Anlagen, die nicht als Ganzes gekauft, sondern vor Ort gebaut werden: fest eingemauerte Öfen, Kachelöfen, offene Kamine und historische Öfen.

    Auch für große Heizungsanlagen sollen mit der Novelle neue Grenzwerte gelten. Ab 2015 soll ein genereller Wert von 20 Milligramm pro Kubikmeter nicht mehr überschritten werden dürfen. Moderne Anlagen, wie Pelletheizungen mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel", erfüllen diese Auflagen bereits jetzt.

    Mit der geänderten Verordnung könnte die Staubbelastung bis zum Jahr 2025 von 24 auf rund 10 Kilotonnen pro Jahr sinken, hofft das Bundesumweltministerium, und die Luftqualität in Wohngebieten erheblich verbessert werden.

    Profitieren würden davon vor allem die Städte, deren Feinstaubbelastung zu hoch ist - das waren Ende 2006 noch 75 Gebiete und Ballungsräume. Aber nicht nur die, sagt Gerd Rosenkranz von der Deutschen Umwelthilfe:

    "Profitieren tun natürlich auch diejenigen, die die Öfen bauen. Und die jetzt ein schnelles Austauschprogramm haben. Das ist ja sozusagen eine Abwrackprämie für Öfen. Hier ist sie aber sinnvoller als bei den Autos."