"Als Landwirt sage ich einfach, der Kunde ist König und die Linda-Kartoffel ist die Königin, das passt zusammen und wir müssen weiter kämpfen, das hört jetzt doch noch nicht auf. Linda ist eine klasse Sorte und der Markt soll entscheiden."
Kämpferisch gab sich heute morgen in Hannover der niedersächsische Bauer und Kartoffelzüchter Karsten Ellenberg. Der erste Sprecher des Linda-Freundeskreises will nicht hinnehmen, dass eine beim Verbraucher so beliebte Sorte nun vom Verschwinden bedroht ist. Der Hintergrund: Die Kartoffelzuchtfirma Europlant hat Linda 1974 auf den Markt gebracht. Mit dem Eintrag in die Bundessortenliste war die Kartoffel 30 Jahre lang geschützt - ähnlich wie bei einem Patent. Anfang 2005 wäre der Schutz für Linda abgelaufen – Bauern hätten für ihren Anbau keine Lizenzgebühren mehr zahlen müssen. Doch kurz vor dem Ablauf der Frist hat Europlant die Zulassung für Linda beim Bundessortenamt zurückgezogen. Die Folge: der Kartoffelklassiker dürfte schon bald nur noch für den eigenen Bedarf angebaut werden. Sein Ende wäre abzusehen. Für Georg Janssen von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft ein Unding:
"Es kann doch nicht sein, dass über Nacht praktisch die Bauern informiert werden, ihr könnt jetzt nicht mehr Linda anbauen, ihr müsst jetzt unsere neuen Sorten anbauen, damit wir auch weiterhin Lizenzgebühren kassieren können und weiterhin Profit machen."
Die Firma Europlant erklärt ihren Schachzug so: wenn jeder Linda anbauen könne, würde die Qualität der Sorte leiden, die Preise sinken, der Markt ginge kaputt. Außerdem hätte sich in den vergangenen 30 Jahren vieles in der Kartoffelzucht geändert. Neue Sorten seien besser. Z.B. Belana, die Europlant jetzt auf den Markt bringt. Widersacher Georg Janssen:
"Das ist unsinnig. Die Qualität von Linda ist nach wie vor gut. Linda ist empfindlich als Sorte, aber wir haben gute Bauern, die Linda seit Jahrzehnten vermehren, gute Qualität abliefern. Von daher ist das ein Ausweichmanöver von Europlant. Zumal Europlant – und das wissen wir aus gesicherten Quellen – selber jetzt Linda weiter vermehren will. Sie wollen sich also die Tür offen halten."
Um Linda zu retten ist ein Freundeskreis entstanden aus der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der Interessengemeinschaft gegen Nachbaugebühren, dem Biolandverband und einigen anderen. Der Freundeskreis hat die Neuzulassung beim Bundessortenamt beantragt. Doch bis Linda wieder auf der Bundessortenliste steht, vergehen mindestens zwei Jahre. Damit die Kartoffel in der Zwischenzeit nicht vom Markt verschwindet, hat der Freundeskreis den Anwalt Matthias Miersch eingeschaltet. Erster Erfolg: die Anbaufrist, die Ende diesen Monats ausgelaufen wäre, ist vom Bundessortenamt bis Ende Juni 2007 verlängert worden.
"Wir haben darauf hingewiesen, dass wenn ein Sortenschutz ausgelaufen ist, die Möglichkeit besteht, die Allgemeinheit drei Jahre lang davon profitieren zu lassen. Nämlich eine Auslauffrist festzusetzen, in der es dann möglich ist, gegebenenfalls eine Wiederzulassung dieser Sorte zu erreichen. Diese drei Jahre waren zunächst auf sechs Monate vom Bundessortenamt beschränkt. Aufgrund der überragenden Bedeutung für die Allgemeinheit dieser Sorte, hat dann aber das Bundessortenamt diese Frist maximal jetzt ausgeschöpft. "
Die Verlängerung der Frist macht Europlant einen Strich durch die Rechnung. Deswegen hat die Firma sofort dagegen Berufung eingelegt. Der Sortenrechtsexperte Matthias Miersch hält das für unbegründet:
"Ich halte diesen Wiederspruch für unzulässig, weil Europlant überhaupt nicht beschwert ist. Die Entscheidung des Bundessortenamtes begünstigt jeden, weil jeder jetzt mit dieser Sorte Handel treiben kann, so dass es eine Widerspruchsbefugnis überhaupt nicht gibt. Darüber hinaus ist der Widerspruch unbegründet aus meiner Sicht, weil es überhaupt kein Interesse geben kann, dass eine Sorte, die so eine Bedeutung hat, vom Markt verschwindet."
Rechtlich bleibt jetzt erst einmal nichts mehr zu tun für den Freundeskreis Rettet Die Linda. Die Landwirte kämpfen dort weiter, wo sie sich am besten auskennen, auf dem Acker. Und hoffen, dass das Vorgehen von Europlant nicht Schule macht. Noch einmal Georg Janssen von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft:
"Wenn Europlant das durchkriegen, was sie mit Linda vorhaben, sie nämlich einfach vom Markt verschwinden zu lassen, dann hat das natürlich große Bedeutung für die Zukunft. Entweder bestimmen Bauern, was sie anbauen und anpflanzen und Verbraucher bestimmen, was sie auf dem Teller haben wollen. Oder Züchtungskonzerne können durch Zurücknahme ihrer Sortenzulassung knallhart das bestimmen, was auf dem Acker zu passieren hat und was auf den Teller kommt und dagegen sind wir natürlich."
Kämpferisch gab sich heute morgen in Hannover der niedersächsische Bauer und Kartoffelzüchter Karsten Ellenberg. Der erste Sprecher des Linda-Freundeskreises will nicht hinnehmen, dass eine beim Verbraucher so beliebte Sorte nun vom Verschwinden bedroht ist. Der Hintergrund: Die Kartoffelzuchtfirma Europlant hat Linda 1974 auf den Markt gebracht. Mit dem Eintrag in die Bundessortenliste war die Kartoffel 30 Jahre lang geschützt - ähnlich wie bei einem Patent. Anfang 2005 wäre der Schutz für Linda abgelaufen – Bauern hätten für ihren Anbau keine Lizenzgebühren mehr zahlen müssen. Doch kurz vor dem Ablauf der Frist hat Europlant die Zulassung für Linda beim Bundessortenamt zurückgezogen. Die Folge: der Kartoffelklassiker dürfte schon bald nur noch für den eigenen Bedarf angebaut werden. Sein Ende wäre abzusehen. Für Georg Janssen von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft ein Unding:
"Es kann doch nicht sein, dass über Nacht praktisch die Bauern informiert werden, ihr könnt jetzt nicht mehr Linda anbauen, ihr müsst jetzt unsere neuen Sorten anbauen, damit wir auch weiterhin Lizenzgebühren kassieren können und weiterhin Profit machen."
Die Firma Europlant erklärt ihren Schachzug so: wenn jeder Linda anbauen könne, würde die Qualität der Sorte leiden, die Preise sinken, der Markt ginge kaputt. Außerdem hätte sich in den vergangenen 30 Jahren vieles in der Kartoffelzucht geändert. Neue Sorten seien besser. Z.B. Belana, die Europlant jetzt auf den Markt bringt. Widersacher Georg Janssen:
"Das ist unsinnig. Die Qualität von Linda ist nach wie vor gut. Linda ist empfindlich als Sorte, aber wir haben gute Bauern, die Linda seit Jahrzehnten vermehren, gute Qualität abliefern. Von daher ist das ein Ausweichmanöver von Europlant. Zumal Europlant – und das wissen wir aus gesicherten Quellen – selber jetzt Linda weiter vermehren will. Sie wollen sich also die Tür offen halten."
Um Linda zu retten ist ein Freundeskreis entstanden aus der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der Interessengemeinschaft gegen Nachbaugebühren, dem Biolandverband und einigen anderen. Der Freundeskreis hat die Neuzulassung beim Bundessortenamt beantragt. Doch bis Linda wieder auf der Bundessortenliste steht, vergehen mindestens zwei Jahre. Damit die Kartoffel in der Zwischenzeit nicht vom Markt verschwindet, hat der Freundeskreis den Anwalt Matthias Miersch eingeschaltet. Erster Erfolg: die Anbaufrist, die Ende diesen Monats ausgelaufen wäre, ist vom Bundessortenamt bis Ende Juni 2007 verlängert worden.
"Wir haben darauf hingewiesen, dass wenn ein Sortenschutz ausgelaufen ist, die Möglichkeit besteht, die Allgemeinheit drei Jahre lang davon profitieren zu lassen. Nämlich eine Auslauffrist festzusetzen, in der es dann möglich ist, gegebenenfalls eine Wiederzulassung dieser Sorte zu erreichen. Diese drei Jahre waren zunächst auf sechs Monate vom Bundessortenamt beschränkt. Aufgrund der überragenden Bedeutung für die Allgemeinheit dieser Sorte, hat dann aber das Bundessortenamt diese Frist maximal jetzt ausgeschöpft. "
Die Verlängerung der Frist macht Europlant einen Strich durch die Rechnung. Deswegen hat die Firma sofort dagegen Berufung eingelegt. Der Sortenrechtsexperte Matthias Miersch hält das für unbegründet:
"Ich halte diesen Wiederspruch für unzulässig, weil Europlant überhaupt nicht beschwert ist. Die Entscheidung des Bundessortenamtes begünstigt jeden, weil jeder jetzt mit dieser Sorte Handel treiben kann, so dass es eine Widerspruchsbefugnis überhaupt nicht gibt. Darüber hinaus ist der Widerspruch unbegründet aus meiner Sicht, weil es überhaupt kein Interesse geben kann, dass eine Sorte, die so eine Bedeutung hat, vom Markt verschwindet."
Rechtlich bleibt jetzt erst einmal nichts mehr zu tun für den Freundeskreis Rettet Die Linda. Die Landwirte kämpfen dort weiter, wo sie sich am besten auskennen, auf dem Acker. Und hoffen, dass das Vorgehen von Europlant nicht Schule macht. Noch einmal Georg Janssen von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft:
"Wenn Europlant das durchkriegen, was sie mit Linda vorhaben, sie nämlich einfach vom Markt verschwinden zu lassen, dann hat das natürlich große Bedeutung für die Zukunft. Entweder bestimmen Bauern, was sie anbauen und anpflanzen und Verbraucher bestimmen, was sie auf dem Teller haben wollen. Oder Züchtungskonzerne können durch Zurücknahme ihrer Sortenzulassung knallhart das bestimmen, was auf dem Acker zu passieren hat und was auf den Teller kommt und dagegen sind wir natürlich."