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Kampfkino

Fürs Kino produzierte Filme werden gleich nach der Produktion umgearbeitet und laufen dann noch einmal im Fernsehen. Doppelte Vermarktung, doppeltes Geld - nur die Ästhetik, so Schlöndorff am 12. Juli in einem Beitrag für die "Süddeutsche Zeitung", bleibe auf der Strecke. Die Quittung für diese Kritik hat Schlöndorff nun bekommen. Die Produktionsfirma "Constantin" von Bernd Eichinger hat Schlöndorff als Regisseur für die Verfilmung des Romans "Die Päpstin" gefeuert.

Von Jörg Taszman |
    Volker Schlöndorff ist Opfer der Pressefreiheit geworden, so scheint es, wenn man sich die dünnhäutige Reaktion der "Constantin Film" anschaut, die ihn für kritische Äußerungen nun als Regisseur von "Die Päpstin" feuerte.

    Volker Schlöndorff der für die Günter Grass Verfilmung "Die Blechtrommel" u.a. einen Oscar gewann, hatte in der "Süddeutschen Zeitung" vom 12. Juli die Praxis kritisiert, dass immer mehr Kinofilme auch als Zweiteiler im Fernsehen ausgewertet würden. Seine Kritik war hart. Schlöndorff behauptete u.a so würden "Fernsehprojekte an die Fördertöpfe von Filmförderungen gelangen". So sei man als Regisseur bei Mischprojekten, die Kinofilm und Mehrteiler sind, zum "Schludern" gezwungen".

    Am 17.Juli bekamen Filmjournalisten eine Mail von der Constantin Film . Der Name des Regisseurs Volker Schlöndorff wurde in der gesamten Presseerklärung nicht einmal erwähnt. Die "Constantin Film" lobte vor allem sich selbst und reagierte nicht unbedingt souverän. Dabei sind einige Argumente nicht von der Hand zu weisen. Zitat Bernd Eichinger: ...es würde den Film 'Der Untergang' ohne die hohe finanzielle Beteiligung der ARD und der Degeto überhaupt nicht geben.

    Zwei Tage nach dieser Presseerklärung, also am Freitag den 19. Juli wurde Volker Schlöndorff dann gekündigt, weil er angeblich, der "Constantin Film" Schaden zugefügt habe, und das Vertrauensverhältnis zerstört sei.

    Letzteres mag ja stimmen, kann aber unmöglich nur an den kritischen Äußerungen von Volker Schlöndorff gelegen haben. Wahrscheinlicher ist es, dass sich die Egos von Bernd Eichinger und Volker Schlöndorff einfach im Wege standen.

    Der Rauswurf von Schlöndorff muss also auch andere Gründe haben und das Interview in der "Süddeutschen Zeitung" wirkt mehr wie ein Vorwand. Die Constantin Film müsste schon sehr schlecht aufgestellt sein, wenn nur auf Grund eines Interviews - wie behauptet- , nun auch die Finanzierung von "Die Päpstin" viel schwieriger geworden wäre.

    Aber auch Volker Schlöndorff hat in seiner Argumentation vieles einfach außer Acht gelassen. Es gibt genügend Beispiele in der Filmgeschichte, dass großes Kino und gleichzeitig gedrehte Fernsehmehrteiler funktionieren. Zu nennen sind da vor allem Ingmar Bergmans Meisterwerk "Fanny und Alexander", der im Kino drei Stunden und im Fernsehen ca. 5 Stunden lang war oder aber Emir Kusturica's "Time of the Gypsies" und "Underground". Gerade in Zeiten, wo das Fernsehen, besonders das Öffentlich-Rechtliche in Deutschland zu Recht dafür kritisiert wird, die Primetime kampflos der seichten Unterhaltung zu opfern, muss man dankbar sein, wenn Koproduktionen wie "Der Untergang" als Zweiteiler dann endlich einmal um 20.15 ausgestrahlt werden.

    Und auch das Argument Fernsehproduktionen gelangten als Mehrteiler im Kinogewand regelwidrig an die Fördertöpfe erscheint ein wenig zu kurz gedacht. Noch sind es Jurys und Gremien die über Fördergelder entscheiden und sie sollten in ihren Entscheidungen eigentlich autonom sein.

    Mit der Kündigung von Schlöndorff hat die "Constantin Film" aber eindeutig überreagiert. Die deutsche Filmbranche steht in diesem Sommer nach dem Hick-Hack um die Stauffenberg Verfilmung "Valkyrie" wieder einmal nicht glücklich da.