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Vereinte Nationen
Kanada trennt weiterhin viele indigene Kinder von Eltern

In Kanada werden indigene Kinder laut UNO-Angaben auch Jahrzehnte nach dem Ende des berüchtigten Internats-Systems immer noch von ihren Eltern getrennt.

11.03.2023
    Der Junge in gelb-orangener indigener Tracht und Federn am Kopf tanzt auf einer Wiese. Dahinter unscharf zwei ebenfalls tandeznede indigene Mädchen.
    Ein kanadisches indigenes Kind beim Pow Pow der Squamish Nation. (dpa / AP / DARRYL DYCK)
    Der UNO-Menschenrechtsbeobachter für Indigene Völker, Calí Tzay, schrieb nach einem Kanada-Besuch in einem Bericht, mehr als die Hälfte der Kinder in Pflege seien Ureinwohner, obwohl diese insgesamt nur etwa 7 Prozent aller kanadischen Kinder ausmachten. Calí Tzay kritisierte, die Minderjährigen kämen meist zu nicht-indigenen Pflegefamilien und verlören so ihre Sprache und Kultur sowie den Kontakt zu Verwandten. Das Kinderwohlfahrtsystem schreibe damit die negativen Folgen des früheren Internat-Systems fort.
    In Kanada wurden von den 1880er Jahren bis in die 1990er geschätzt rund 150.000 indigene Kinder ihren Familien entrissen und in kirchlichen Internaten untergebracht. Dort waren sie häufig Gewalt, sexuellem Missbrauch, Hunger und Krankheiten ausgesetzt. Funde von indigenen Kindergräbern auf Internatsgeländen hatten in den vergangenen Jahren international Entsetzen ausgelöst.
    Diese Nachricht wurde am 11.03.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.