Ein neues Ministerium für die Kultur wird es in Berlin nicht geben. Die schlechte Nachricht von Angela Merkel ist eine gute Nachricht. Denn das Kulturstaatsministerium unter dem Dach des Kanzleramtes mit einem Chef im Range eines Staatsministers bleibt erhalten. Nachdem die Kultur im Wahlprogramm der Union so gut wie gar nicht vorkam, kann man froh sein, dass die von Kanzler Schröder erfundene Behörde nicht ins Innen- oder Forschungsministerium abwandern muss. Angela Merkel wird als zukünftige Kanzlerin bestimmen können, wer Tür an Tür mit ihr gegenüber dem Reichstag residiert und für die Bundeskulturpolitik zuständig ist. In ihrem Kompetenzteam hatte Norbert Lammert den Bereich der Künste abgedeckt. Doch Lammert soll Bundestagspräsident werden. Das ist gut für ihn, aber schade für die Bundeskulturpolitik; weil er der einzige aktive Kulturpolitiker von Rang in der Union ist. In Berlin ist er oft in Theatern und Ausstellungen zu sehen, in Potsdam pflegt er einen kulturpolitischen Gesprächskreis, er war kulturpolitischer Sprecher der Union im Bundestag und dessen Vizepräsident und verfügt als Chef der einflußreichen NRW-Landesgruppe über eine ordentliche Hausmacht. Doch die reine Politik hat ihn wieder.
Wer nun statt Norbert Lammert in den vierten Stock des Kanzleramtes einziehen wird, ist offen. Im Gespräch ist der ostdeutsche Günter Nooke, der sich allerdings als Kulturpolitiker nicht sonderlich hervorgetan hat und außerdem dem neuen Bundestag gar nicht mehr angehört. Letzteres muss kein Hinderungsgrund sein, waren doch auch die bisherigen Amtsinhaber Michael Naumann, Julian Nida-Rümelin und Christina Weiss keine Abgeordneten.
Im Gespräch ist auch die 41-jährige Gitta Connemann aus Ostfriesland. Gitta Connemann war die Vorsitzende der Enquete-Kommission des Bundestages "Kultur in Deutschland". Die Tochter eines Landwirtes hat einen robust-zupackenden Griff auf die Kultur. Sie will den Blick auf deren "ökonomisches Potential" lenken, sagt sie. Kultur schaffe Arbeitsplätze. In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der Erwerbstätigen in den Kulturberufen um über 30 Prozent gestiegen. Nur mit solchen Argumenten könne man Haushaltspolitiker für Kulturinvestitionen gewinnen. Außerdem mache es keinen Sinn, wenn eine Kulturstaatsministerin Schillerlesungen veranstalte, Vernissagen besuche oder theoretisch den Kulturbegriff diskutiere. Entscheidend seien, so die Juristin, bessere rechtliche Rahmenbedingen. Mit der schöngeistigen Aura eines Michael Naumann hat das nur noch wenig zu tun. Könnte aber mehr bringen.
Zur Debatte steht auch Christoph Stölzl, ehemals Direktor des Deutschen Historischen Museums, kurze Zeit Berliner Kultursenator und der Inbegriff eines gebildeten, eloquenten und gut gekleideten konservativen Intellektuellen. Für Christoph Stölzl ist Bundeskulturpolitik vor allem die Betreuung des großen preußischen Kulturerbes, also solcher Kühnheiten wie Berliner Museumsinsel, Stadtschloss und Lindenoper. Der verwaisten Kultur des untergegangenen Preußen müsse heute der Bund unter die Arme greifen, so eine seiner Kernthesen. "Jede Kultur ist unmittelbar zu Gott", predigt Stölzl frei nach Leopold von Ranke und meint damit die blühenden Kulturlandschaften in den Ländern, die auf die Hilfe des Bundes deswegen kaum angewiesen seien.
Doch Christoph Stölzl sieht sich nicht einmal selbst als möglichen Wunsch-Kandidaten von Angela Merkel. Angela Merkel hat nämlich ein Lieblingskind. Und das heißt Monika Grütters. Monika Grütters ist Anfang 40, kulturpolitische Sprecherin der Berliner CDU, Teilnehmerin an Norbert Lammerts Potsdamer Kulturkreis, frisch gewählte Bundestagsabgeordnete, von Angela Merkel persönlich protegiert.
Vor Monaten hat sie schon von einem richtigen Kultusministerium geträumt einschließlich Zuständigkeit für das Goethe-Institut, das derzeit dem Auswärtigen Amt untersteht.
Monika Grütters’ kulturpolitische Vorstellungen haben etwas von dem Elan, mit dem Paul Kirchhof in seinen besseren Tagen dem deutschen Steuerbürger das Tor zu Sonne und Freiheit aufstoßen wollte. Die rot-grüne Kulturpolitik mit ihrem "Hauch von Willkürlichkeiten" müsse kräftig "durchforstet" werden, sagt die Professorin für Kulturmanagement, und meint unter anderem die Bundeskulturstiftung. Die "in der Summe gefährdeten deutschen Theater und Orchester" müssten von ihren "starren Tarifregelungen" befreit werden, Kultursponsoren mit "steuerlichen Begünstigungen" gelockt und mit der "staatlichen Gängelung" der Kultur Schluss gemacht werden.
Doch mit Elan kann man scheitern, bevor man überhaupt angefangen hat, wie Paul Kirchhoff schmerzlich erfahren musste. Auch in der Kulturpolitik ist nichts mehr berechenbar.
Wer nun statt Norbert Lammert in den vierten Stock des Kanzleramtes einziehen wird, ist offen. Im Gespräch ist der ostdeutsche Günter Nooke, der sich allerdings als Kulturpolitiker nicht sonderlich hervorgetan hat und außerdem dem neuen Bundestag gar nicht mehr angehört. Letzteres muss kein Hinderungsgrund sein, waren doch auch die bisherigen Amtsinhaber Michael Naumann, Julian Nida-Rümelin und Christina Weiss keine Abgeordneten.
Im Gespräch ist auch die 41-jährige Gitta Connemann aus Ostfriesland. Gitta Connemann war die Vorsitzende der Enquete-Kommission des Bundestages "Kultur in Deutschland". Die Tochter eines Landwirtes hat einen robust-zupackenden Griff auf die Kultur. Sie will den Blick auf deren "ökonomisches Potential" lenken, sagt sie. Kultur schaffe Arbeitsplätze. In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der Erwerbstätigen in den Kulturberufen um über 30 Prozent gestiegen. Nur mit solchen Argumenten könne man Haushaltspolitiker für Kulturinvestitionen gewinnen. Außerdem mache es keinen Sinn, wenn eine Kulturstaatsministerin Schillerlesungen veranstalte, Vernissagen besuche oder theoretisch den Kulturbegriff diskutiere. Entscheidend seien, so die Juristin, bessere rechtliche Rahmenbedingen. Mit der schöngeistigen Aura eines Michael Naumann hat das nur noch wenig zu tun. Könnte aber mehr bringen.
Zur Debatte steht auch Christoph Stölzl, ehemals Direktor des Deutschen Historischen Museums, kurze Zeit Berliner Kultursenator und der Inbegriff eines gebildeten, eloquenten und gut gekleideten konservativen Intellektuellen. Für Christoph Stölzl ist Bundeskulturpolitik vor allem die Betreuung des großen preußischen Kulturerbes, also solcher Kühnheiten wie Berliner Museumsinsel, Stadtschloss und Lindenoper. Der verwaisten Kultur des untergegangenen Preußen müsse heute der Bund unter die Arme greifen, so eine seiner Kernthesen. "Jede Kultur ist unmittelbar zu Gott", predigt Stölzl frei nach Leopold von Ranke und meint damit die blühenden Kulturlandschaften in den Ländern, die auf die Hilfe des Bundes deswegen kaum angewiesen seien.
Doch Christoph Stölzl sieht sich nicht einmal selbst als möglichen Wunsch-Kandidaten von Angela Merkel. Angela Merkel hat nämlich ein Lieblingskind. Und das heißt Monika Grütters. Monika Grütters ist Anfang 40, kulturpolitische Sprecherin der Berliner CDU, Teilnehmerin an Norbert Lammerts Potsdamer Kulturkreis, frisch gewählte Bundestagsabgeordnete, von Angela Merkel persönlich protegiert.
Vor Monaten hat sie schon von einem richtigen Kultusministerium geträumt einschließlich Zuständigkeit für das Goethe-Institut, das derzeit dem Auswärtigen Amt untersteht.
Monika Grütters’ kulturpolitische Vorstellungen haben etwas von dem Elan, mit dem Paul Kirchhof in seinen besseren Tagen dem deutschen Steuerbürger das Tor zu Sonne und Freiheit aufstoßen wollte. Die rot-grüne Kulturpolitik mit ihrem "Hauch von Willkürlichkeiten" müsse kräftig "durchforstet" werden, sagt die Professorin für Kulturmanagement, und meint unter anderem die Bundeskulturstiftung. Die "in der Summe gefährdeten deutschen Theater und Orchester" müssten von ihren "starren Tarifregelungen" befreit werden, Kultursponsoren mit "steuerlichen Begünstigungen" gelockt und mit der "staatlichen Gängelung" der Kultur Schluss gemacht werden.
Doch mit Elan kann man scheitern, bevor man überhaupt angefangen hat, wie Paul Kirchhoff schmerzlich erfahren musste. Auch in der Kulturpolitik ist nichts mehr berechenbar.