Wer Kant begreifen will, der kommt an diesem Werk nicht vorbei - und der tut gut daran, den Kant-Interpreten Otfried Höffe zu konsultieren. Höffe, Professor für Philosophie an der Universität Tübingen, hat einen Weg-Weiser zu Kant geschrieben, der herausragt aus der Flut der Literatur zum 200. Todestag Immanuel Kants: Kants Kritik der reinen Vernunft. Die Grundlegung der modernen Philosophie, Verlag C.H. Beck, München 2003.
Immanuel Kant ist ein Weltphilosoph. Und so ehrt ihn denn nahezu die gesamte Welt anlässlich seines 200. Todestages. In Universitäten rund um den Globus finden Kant-Konferenzen und Kant-Symposien statt. Der deutsche Außenminister wird am 12. Februar einen Kranz am Kant-Grabmal in Königsberg niederlegen. Und im Museum Stadt Königsberg in Duisburg wird die Ausstellung eröffnet Erkenntnis - Freiheit - Frieden - Immanuel Kant. Das Buch zur Ausstellung hat Lorenz Grimoni verfasst. Es ist im Husum Verlag in Husum erschienen. Ansichten und Einsichten vom bekannten und vom unbekannten Kant.
Immanuel Kant:
Februar
Ein jeder Tag hat seine Plage:
Hat nun der Monat dreißig Tage,
So ist die Rechnung klar.
Von dir kann man dann sicher sagen,
Daß man die kleinste Last getragen
In dir, du schöner Februar.
Es ist ein ausgesprochen kalter Februar in Königsberg - der Februar anno 1804, als die Nachricht publik gemacht wird, als die Königlich Preußische Staats-, Kriegs- und Friedenszeitung vermeldet:
Heute Mittags um 11 Uhr starb an völliger Entkräftung im 80sten Jahr seines Alters Immanuel Kant. Seine Verdienste um die Revision der speculativen Philosophie kennt und ehrt die Welt. Was ihn sonst auszeichnete, Treue, Wohlwollen, Rechtschaffenheit, Umgänglichkeit - dieser Verlust kann nur an unserm Ort empfunden werden, wo also auch das Andenken des Verstorbenen am ehrenvollsten und dauerhaftesten sich erhalten wird.
Königsberg, 28. Februar 1804. Alle Glocken der Stadt vereinigen sich zu einem Geläut. Zwischen Schloss und Dom: ein Meer von Menschen. Schier endlos scheint der Trauerzug. Tausende sind auf den Beinen, säumen die Straßen, geben Immanuel Kant auf seinem letzten Weg das Geleit. Es ist, als würde ein Monarch zu Grabe getragen - der König von Königsberg.
Und der gestirnte Himmel über Königsberg, er soll an diesem Wintertag besonders hell gestrahlt haben.
Das Weltgebäude setzt durch seine unermeßliche Größe und durch die unendliche Mannigfaltigkeit und Schönheit, welche aus ihm von allen Seiten hervorleuchtet, in ein stilles
Erstaunen: Soviel Pracht, soviel Größe entwickelt sich aus einem einzigen, dem Stoffe eingepflanzten allgemeinen Gesetze mit einer ewigen und richtigen Ordnung. Der planetische Weltbau, in dem die Sonne mit ihrer mächtigen Anziehung die Kugeln ihres Systems in ewigen Kreisen umlaufen macht, ist aus dem Grundstoff aller Weltmaterie gebildet worden. Alle Fixsterne, die das Auge an der Tiefe des Himmels entdeckt, sind Sonnen und Mittelpunkte von ähnlichen Systemen und werden nicht noch mehr Sonnensysteme, ja noch mehr Milchstraßen entstanden sein, die in dem grenzenlosen Felde des Weltraums erzeugt worden?
Wenn man mit solchen Betrachtungen sein Gemüt erfüllt hat, so gibt der Anblick des bestirnten Himmels bei einer heitern Nacht eine Art des Vergnügens, welche nur edle Seelen empfinden. Ich rufe allem Geschöpfe zu, welches sich nicht selbst unwürdig gemacht hat, so zu heißen: Heil uns, wir sind! und der Schöpfer hat an uns Wohlgefallen. Unermeßliche Räume
und Ewigkeiten werden wohl nur vor dem Auge des Allwissenden die Reichtümer der Schöpfung in ihrem ganzen Umfange eröffnen; ich aber aus dem Gesichtspunkte, worin ich mich befinde, bewaffnet durch die Einsicht, die meinem schwachen Verstande verliehen ist, werde um mich schauen, so weit ich kann, und immer mehr einsehen lernen: daß das Ganze das Beste sei und alles um des Ganzen willen gut sei.
Otfried Höffe
Kants Kritik der reinen Vernunft. Die Grundlegung der modernen Philosophie
C.H. Beck, 378 S., EUR 24.90
Lorenz Grimoni
Immanuel Kant. Erkenntnis - Freiheit - Frieden
Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, 240 S., EUR 19.95
Henning Sietz
Königsberg / Kaliningrad und das nördliche Ostpreußen
Edition Temmen, 344 S., EUR 15.90
Immanuel Kant ist ein Weltphilosoph. Und so ehrt ihn denn nahezu die gesamte Welt anlässlich seines 200. Todestages. In Universitäten rund um den Globus finden Kant-Konferenzen und Kant-Symposien statt. Der deutsche Außenminister wird am 12. Februar einen Kranz am Kant-Grabmal in Königsberg niederlegen. Und im Museum Stadt Königsberg in Duisburg wird die Ausstellung eröffnet Erkenntnis - Freiheit - Frieden - Immanuel Kant. Das Buch zur Ausstellung hat Lorenz Grimoni verfasst. Es ist im Husum Verlag in Husum erschienen. Ansichten und Einsichten vom bekannten und vom unbekannten Kant.
Immanuel Kant:
Februar
Ein jeder Tag hat seine Plage:
Hat nun der Monat dreißig Tage,
So ist die Rechnung klar.
Von dir kann man dann sicher sagen,
Daß man die kleinste Last getragen
In dir, du schöner Februar.
Es ist ein ausgesprochen kalter Februar in Königsberg - der Februar anno 1804, als die Nachricht publik gemacht wird, als die Königlich Preußische Staats-, Kriegs- und Friedenszeitung vermeldet:
Heute Mittags um 11 Uhr starb an völliger Entkräftung im 80sten Jahr seines Alters Immanuel Kant. Seine Verdienste um die Revision der speculativen Philosophie kennt und ehrt die Welt. Was ihn sonst auszeichnete, Treue, Wohlwollen, Rechtschaffenheit, Umgänglichkeit - dieser Verlust kann nur an unserm Ort empfunden werden, wo also auch das Andenken des Verstorbenen am ehrenvollsten und dauerhaftesten sich erhalten wird.
Königsberg, 28. Februar 1804. Alle Glocken der Stadt vereinigen sich zu einem Geläut. Zwischen Schloss und Dom: ein Meer von Menschen. Schier endlos scheint der Trauerzug. Tausende sind auf den Beinen, säumen die Straßen, geben Immanuel Kant auf seinem letzten Weg das Geleit. Es ist, als würde ein Monarch zu Grabe getragen - der König von Königsberg.
Und der gestirnte Himmel über Königsberg, er soll an diesem Wintertag besonders hell gestrahlt haben.
Das Weltgebäude setzt durch seine unermeßliche Größe und durch die unendliche Mannigfaltigkeit und Schönheit, welche aus ihm von allen Seiten hervorleuchtet, in ein stilles
Erstaunen: Soviel Pracht, soviel Größe entwickelt sich aus einem einzigen, dem Stoffe eingepflanzten allgemeinen Gesetze mit einer ewigen und richtigen Ordnung. Der planetische Weltbau, in dem die Sonne mit ihrer mächtigen Anziehung die Kugeln ihres Systems in ewigen Kreisen umlaufen macht, ist aus dem Grundstoff aller Weltmaterie gebildet worden. Alle Fixsterne, die das Auge an der Tiefe des Himmels entdeckt, sind Sonnen und Mittelpunkte von ähnlichen Systemen und werden nicht noch mehr Sonnensysteme, ja noch mehr Milchstraßen entstanden sein, die in dem grenzenlosen Felde des Weltraums erzeugt worden?
Wenn man mit solchen Betrachtungen sein Gemüt erfüllt hat, so gibt der Anblick des bestirnten Himmels bei einer heitern Nacht eine Art des Vergnügens, welche nur edle Seelen empfinden. Ich rufe allem Geschöpfe zu, welches sich nicht selbst unwürdig gemacht hat, so zu heißen: Heil uns, wir sind! und der Schöpfer hat an uns Wohlgefallen. Unermeßliche Räume
und Ewigkeiten werden wohl nur vor dem Auge des Allwissenden die Reichtümer der Schöpfung in ihrem ganzen Umfange eröffnen; ich aber aus dem Gesichtspunkte, worin ich mich befinde, bewaffnet durch die Einsicht, die meinem schwachen Verstande verliehen ist, werde um mich schauen, so weit ich kann, und immer mehr einsehen lernen: daß das Ganze das Beste sei und alles um des Ganzen willen gut sei.
Otfried Höffe
Kants Kritik der reinen Vernunft. Die Grundlegung der modernen Philosophie
C.H. Beck, 378 S., EUR 24.90
Lorenz Grimoni
Immanuel Kant. Erkenntnis - Freiheit - Frieden
Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, 240 S., EUR 19.95
Henning Sietz
Königsberg / Kaliningrad und das nördliche Ostpreußen
Edition Temmen, 344 S., EUR 15.90