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Kapitalanlage
Umstrittene Investments in Wasserfonds

Wasser ist in manchen Regionen der Welt ein kostbares Gut. Fonds, die in den Wassersektor investieren, bringen deshalb zum Teil erstaunlich hohe Renditen.

Von Michael Braun | 23.02.2016
    Ein Tropfen Wasser kommt am 21.03.2013 aus einem Wasserhahn in Frankfurt (Oder)
    Die Zahl der mit Frischwasser unterversorgten Menschen hat sich seit 2005 halbiert. (dpa / picture alliance / Patrick Pleul)
    Im Hai-District in Tansanias Norden am Kilimandjaro gibt es sauberes Wasser genug. Die Frage war bloß, wie kommt es in dieser Qualität zu den Verbrauchern. Eine Genossenschaft baute mit ausländischer Hilfe ein Wasserversorgungssystem auf. Wasser wird nun an öffentlichen Zapfstellen verkauft.
    Hier stehen Männer wie Riada Hamizi Mouro. Ein Gemüsehändler mit Stoppelbart und großen, groben Händen. Im Nebenjob verteilt er neuerdings Trinkwasser. Er verkaufe hier Wasser von sieben bis acht Uhr am Morgen und von vier bis sechs Uhr am Nachmittag.
    Tansania hat die Politik aufgegeben, Wasser, weil es ein Grundrecht ist, jedem kostenlos zu versprechen. Das war gut gemeint, hatte aber nicht funktioniert. Solche Erfahrungen bestärken Hans-Peter Portner, Manager des vier Milliarden Euro schweren weltgrößten Wasserfonds, in seiner Analyse:
    "Momentan sind es etwa 15 Prozent der Weltbevölkerung, die durch private Anbieter mit Wasser versorgt werden. Als wir den Fonds lanciert haben, waren das noch acht Prozent. Im Jahr 2030 werden wir bei knapp 30 Prozent sein."
    Portner arbeitet für die Schweizer Privatbank Pictet. Zu seinem Bereich gehören auch Themenfonds, die sich mit neuen Energien, Landwirtschaft oder Gesundheit beschäftigen. Den Wasserfonds gibt es seit dem Jahr 2000. Er hat seitdem, berichtete Portner heute, mehr als 130 Prozent Wertzuwachs gebracht, mehr als der führende Index der Weltaktienmärkte, und das bei geringeren Kursschwankungen.
    Trotz des ausgemachten Megatrends: Die Zahl der mit Frischwasser unterversorgten Menschen hat sich seit 2005 zwar halbiert. Aber Stefan Liehr, Wasserwirtschaftler am Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main, weiß gleichwohl von noch starken regionalen Unterschieden:
    "Wenn man allerdings in einzelne Länder schaut, ist das Bild sehr unterschiedlich. Beispielsweise zeigt sich, dass 45 Länder in Afrika, in Asien das Ziel nicht erreicht haben. 20 Länder davon sind in Afrika südlich der Sahara."
    Bürgerprotest gegen Wasserwirtschaft
    Geld mit privatisierter Wasserwirtschaft zu verdienen, geht manchem gegen den Strich. Sebastian Schönauer, Wasserexperte des BUND, hält nichts davon, hat vor drei Jahren den Bürgerprotest right2water unterstützt, der Wasser als ein Menschenrecht postulierte. Selbst als Betreiber von Wasserversorgungsnetzen oder bei der privatisierten Wasseraufbereitung hätten Privatunternehmen versagt:
    "Wir können nachweisen auf der ganzen Welt, dass die Anlagen, also die Rohrleitungen, das Netz, heruntergefahren wurden, als Fachbegriff, weil also nicht im notwendigen Umfang saniert wurde. Und damit lassen sich Gewinne erzielen. Und wenn das Ganze dann nicht mehr geht, wie in England zum Beispiel nachweisbar, dann sagen die Leute: Ja, der Staat muss hier eingreifen."
    Für den BUND-Experten war es deshalb nur folgerichtig, dass die Wasserversorgung zum Beispiel in Berlin wieder entprivatisiert, in kommunale Hand zurückgeholt wurde. Der Fondsmanager Portner nimmt das als politische Entscheidung hin, zieht daraus aber Schlüsse für sein Investitionsverhalten:
    "Wir würden jetzt nicht in eine Wasserinfrastruktur investieren, wo kein gesellschaftlicher Konsens da ist, dass das privatisiert werden soll. Das Risiko-Rendite-Profil einer solchen Anlage ist ungünstig."
    Ihn bremst das Risiko, nicht die Auffassung, mit Wasserwirtschaft dürfe kein Geld verdient werden.