Der kleine Modeladen liegt versteckt in einem Hinterhof im Zentrum Warschaus. Ein graues Mietshaus, zweite Treppe links. Ein schmaler Flur führt in den hellen Verkaufsraum. An den Wänden sprießen Topfpflanzen; Couch, Tisch und Stehlampe kleben an der Zimmerdecke. Hier ist die Zentrale des Modelabels "Risk - made in Warsaw" – entworfen von Antonina Samecka und Klara Kowtun. Auf schlichten weißen Kleiderständern hängen Trenchcoats, Fräcke, Cocktailkleider, Sakkos und Pullis – alle mit Kapuzen.
"Die Idee ist aus unserer Liebe zum grauen Sweatshirt mit Kapuze entstanden. Ich bin 30 – und wir sind die Generation des Kapuzenpullis! Alle haben ihn im Schrank. Für uns gehört er heute zur klassischen Ausstattung. Wir wollen aber keinen Schlabberlook, der ist nicht sexy. Deshalb haben wir den grauen Stoff mit einem guten Schnitt kombiniert. Das wirkt sich positiv auf die Figur aus, sowohl beim Mann als auch bei der Frau."
Das Besondere ist jedoch die jüdische Linie, die Antonina Samecka entworfen hat. Denn die große, schlanke Frau mit den langen dunklen Haaren ist nicht nur Journalistin, Designerin, gebürtige und überzeugte Warschauerin.
"Ich bin Polin jüdischer Abstammung – das heißt meine Mutter ist Jüdin, alles ist so wie es sein soll, meine Oma und Ur-Oma auch."
Auch hier steht die Kapuze im Zentrum, aber sie ist – im Gegensatz zum übrigen Angebot – bedruckt oder bestickt: Mit dem Davidstern, dem siebenarmigen Leuchter Menora oder mit hebräischen Schriftzügen.
"Igor, du hast doch ein jüdisches T-Shirt an, oder? Zeigst du es mal? Das ist das mit dem Davidstern, der wie die Uhr bei Dalí ausläuft. Und hier sehen Sie ein Shirt mit 'Thanks to my mum'. Dazu der Davidstern und die Menora."
Leger und witzig – das macht den Look aus. Dahinter verbirgt sich mehr: Symbole, die mit einem Stigma behaftet sind und hier zum Mode-Accessoire werden.
"Ich wollte unbedingt, dass man Symbole wie den Davidstern mit Stolz trägt, nach dem Motto: Ich will das tragen, es ist cool und sexy! Hier in Polen denkt man bei Juden immer, dass sie ermordet wurden. Ich will daran erinnern, was sie vorher alles geschaffen haben! Es gab auch eine Zeit, wo es toll war, Teil dieser Gemeinschaft zu sein!"
Ihre Freunde waren die ersten Kunden. Alle polnische Juden – wie die 18-jährige Daria.
"Ich beobachte, dass man sich auch außerhalb der jüdischen Gemeinde in Polen dafür interessiert. Und sie ist die einzige, die das anbietet. Was ich toll finde, ist, dass das Judentum hier nicht volkstümlich wirkt – so wie: Mann mit Bart und Schläfenlocken. Das Design ist unaufdringlich und gleichzeitig attraktiv und modern."
Antonina Samecka kennt den Krieg und die Judenverfolgung aus Erzählungen. Aber sie will weg vom Opfermythos und wagt damit den Tabubruch. Mit 13 Jahren war sie zum ersten Mal in Israel – ein Erlebnis, das sie nachhaltig beeindruckte.
"Ich kam zurück mit einem Davidstern an der Halskette und war ganz stolz. Meine Großmutter war entsetzt, sagte, ich soll das sofort abnehmen, sonst passiert etwas. Sie hat eben den Krieg miterlebt und hat verinnerlicht, was es heißt, Jude zu sein. Die Frage: 'Was passiert, wenn es zurückkommt?" gibt es heute noch bei vielen Juden'."
Das jüdische Museum in Warschau. Antoninas Mutter Maryla engagiert sich sehr für das Museum, das im Mai 2014 eröffnet werden soll. Die 51-Jährige trägt ein Kapuzen-Shirt aus der jüdischen Kollektion – und ist der größte Fan der Arbeit ihrer Tochter.
"Es gefällt mir sehr! Wissen Sie, wenn man zur jüdischen Gemeinschaft gehört, die in Europa fast vernichtet wurde, dann muss man zeigen, dass dieser Plan nicht aufgegangen ist – schon allein aus Anstand gegenüber den Ermordeten. Ich finde es schön, dass man das Leben zeigt und eben nicht den Tod! Ich war glücklich, als sie sich dazu entschloss."
Die Halskette mit dem Davidstern trägt Antonina übrigens heute noch. Die jüdische Linie hat ihr Modelabel international bekannt gemacht. Und sie selbst freut sich, dass sie ihre beiden Lieben – den Kapuzenpulli und das Judentum – kombinieren und erfolgreich promoten kann.
"Die Idee ist aus unserer Liebe zum grauen Sweatshirt mit Kapuze entstanden. Ich bin 30 – und wir sind die Generation des Kapuzenpullis! Alle haben ihn im Schrank. Für uns gehört er heute zur klassischen Ausstattung. Wir wollen aber keinen Schlabberlook, der ist nicht sexy. Deshalb haben wir den grauen Stoff mit einem guten Schnitt kombiniert. Das wirkt sich positiv auf die Figur aus, sowohl beim Mann als auch bei der Frau."
Das Besondere ist jedoch die jüdische Linie, die Antonina Samecka entworfen hat. Denn die große, schlanke Frau mit den langen dunklen Haaren ist nicht nur Journalistin, Designerin, gebürtige und überzeugte Warschauerin.
"Ich bin Polin jüdischer Abstammung – das heißt meine Mutter ist Jüdin, alles ist so wie es sein soll, meine Oma und Ur-Oma auch."
Auch hier steht die Kapuze im Zentrum, aber sie ist – im Gegensatz zum übrigen Angebot – bedruckt oder bestickt: Mit dem Davidstern, dem siebenarmigen Leuchter Menora oder mit hebräischen Schriftzügen.
"Igor, du hast doch ein jüdisches T-Shirt an, oder? Zeigst du es mal? Das ist das mit dem Davidstern, der wie die Uhr bei Dalí ausläuft. Und hier sehen Sie ein Shirt mit 'Thanks to my mum'. Dazu der Davidstern und die Menora."
Leger und witzig – das macht den Look aus. Dahinter verbirgt sich mehr: Symbole, die mit einem Stigma behaftet sind und hier zum Mode-Accessoire werden.
"Ich wollte unbedingt, dass man Symbole wie den Davidstern mit Stolz trägt, nach dem Motto: Ich will das tragen, es ist cool und sexy! Hier in Polen denkt man bei Juden immer, dass sie ermordet wurden. Ich will daran erinnern, was sie vorher alles geschaffen haben! Es gab auch eine Zeit, wo es toll war, Teil dieser Gemeinschaft zu sein!"
Ihre Freunde waren die ersten Kunden. Alle polnische Juden – wie die 18-jährige Daria.
"Ich beobachte, dass man sich auch außerhalb der jüdischen Gemeinde in Polen dafür interessiert. Und sie ist die einzige, die das anbietet. Was ich toll finde, ist, dass das Judentum hier nicht volkstümlich wirkt – so wie: Mann mit Bart und Schläfenlocken. Das Design ist unaufdringlich und gleichzeitig attraktiv und modern."
Antonina Samecka kennt den Krieg und die Judenverfolgung aus Erzählungen. Aber sie will weg vom Opfermythos und wagt damit den Tabubruch. Mit 13 Jahren war sie zum ersten Mal in Israel – ein Erlebnis, das sie nachhaltig beeindruckte.
"Ich kam zurück mit einem Davidstern an der Halskette und war ganz stolz. Meine Großmutter war entsetzt, sagte, ich soll das sofort abnehmen, sonst passiert etwas. Sie hat eben den Krieg miterlebt und hat verinnerlicht, was es heißt, Jude zu sein. Die Frage: 'Was passiert, wenn es zurückkommt?" gibt es heute noch bei vielen Juden'."
Das jüdische Museum in Warschau. Antoninas Mutter Maryla engagiert sich sehr für das Museum, das im Mai 2014 eröffnet werden soll. Die 51-Jährige trägt ein Kapuzen-Shirt aus der jüdischen Kollektion – und ist der größte Fan der Arbeit ihrer Tochter.
"Es gefällt mir sehr! Wissen Sie, wenn man zur jüdischen Gemeinschaft gehört, die in Europa fast vernichtet wurde, dann muss man zeigen, dass dieser Plan nicht aufgegangen ist – schon allein aus Anstand gegenüber den Ermordeten. Ich finde es schön, dass man das Leben zeigt und eben nicht den Tod! Ich war glücklich, als sie sich dazu entschloss."
Die Halskette mit dem Davidstern trägt Antonina übrigens heute noch. Die jüdische Linie hat ihr Modelabel international bekannt gemacht. Und sie selbst freut sich, dass sie ihre beiden Lieben – den Kapuzenpulli und das Judentum – kombinieren und erfolgreich promoten kann.