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Karneval im Hörsaal

Schon zu Zeiten der DDR feierten die Studenten an der Leipziger Hochschule für Körperkultur kurz vor den Semesterferien zwei Tage lang Fasching. Noch heute ist der Karneval im Hörsaal ein Höhepunkt in der studentischen Partyszene der Stadt.

Von Christian Werner |
    "Einen wunderschönen guten Abend! Ich begrüße euch hier zum diesjährigen DHfK-Fasching mit dem Motto 'The History of Music'. Der Elferrat der DHfK möchte euch begrüßen mit einem DHfK, DHfK ..."

    Der Hörsaal in der DHfK, der Leipziger Hochschule für Körperkultur ist brechend voll. Dort wo sonst Studenten den Vorlesungen folgen, jubeln rund 800 Faschingsfans ausgelassen dem Elferrat zu, der das traditionelle Abendprogramm eröffnet. Wie in jedem Jahr gibt es auch diesmal ein Motto, erklärt Studentin Claudia kurz vor ihrem eigenen Auftritt:

    "Dieses Jahr ist es 'History of Music'. Das heißt, wir befassen uns mit verschiedenen Genre der Musik. Wir haben einen Sketch, wo Elvis und Michael Jackson sich battlen, um herauszufinden, wer der wahre King ist."

    Elvis und Michael Jackson duellieren sich zum Gaudi des Publikums. Doch absoluter Höhepunkt sind die Turner. Dort wo sonst der Pult steht und Professoren ihre Folien an die Wand projizieren, fliegen sie in Zweier- oder Dreier-Formation durch die Luft, schlagen Saltos, bauen lebende Pyramiden. Jörg ist einer von ihnen:

    "Also es ist hier nicht so traditionell mit Büttenreden und so, oder dass es da einen großen Vorstand gibt, also der Elferrat, der einfach nur da sitzt und sich dann im Prinzip Bands und Comedians dann reinholt, die dann im Prinzip was vorlesen. Sondern die Studenten gestalten den Fasching selber, die denken sich selber Tänze aus oder Sketche, gehen vorher raus, drehen Filme im Sommer schon am Cospudener See, was weiß ich, irgendeine Verarsche von Baywatch. Und das ist halt anders hier."

    Der DHFK Fasching besitzt eine lange Tradition. Schon zu DDR-Zeiten feierten die Studenten kurz vor den Semesterferien zwei Tage lang Karneval. Legendär sind auch der Medi-, der Medizinerfasching, der Biologen- oder der TV-Fasching. Der hat nichts mit Fernsehen gemein, sondern mit Tierproduktion und Veterinärmedizin. Doch die Party an der DHfK übertrifft sie alle. Das war schon immer so. Für Sportstudent Thomas liegt das an der besonderen Feierkultur der Sportler. Sie hätten einen größeren Zusammenhalt, da sie oft den ganzen Tag gemeinsam trainieren.

    "Die Wurzeln kommen ganz klar aus der ehemaligen Elite des Sportes aus dem Osten in Leipzig, Deutsche Hochschule für Körperkultur. Und dort ist er vor exakt, also ungefähr, exakt kann man das gar nicht sagen genau, da forschen wir momentan gerade nach, vor 49 Jahren schon entstanden und die Party selber war auch nicht immer in der Fakultät selber, sondern früher in der Mensa oder im Haupthaus."

    Und so ganz frei gestalten konnten die Studenten ihre Programme damals auch nicht immer.

    "Ich kenne natürlich auch Geschichten von älteren Elferratsmitgliedern, dass Faschingsprogramme durchaus immer vorgelegt werden mussten beim Kultusministerium und die dann durchaus auch zensiert wurden. Man hat zwar auch zur DDR-Zeit da die Augen etwas zugedrückt und es war nicht alles ganz so ernst, und trotzdem wurde es zumindest kontrolliert."

    Während drinnen im Hörsaal das Programm die ohnehin schon aufgekratzten Besucher immer mehr in Stimmung bringt, strömen immer mehr Leipziger Narren in die Sporthochschule. Es sind nicht nur Studierende, die in den Gängen und in der Turnhalle Karneval feiern. Es kann kommen wer will - oder besser, wer noch eine Karte ergattern konnte. Denn der legendärste Leipziger Fasching ist sehr schnell ausverkauft. Die meisten der Besucher haben sich mit ihren Kostümen richtig Mühe gegeben. Überall sind Marsmenschen, Zwerge oder Ritter zu sehen.

    Je später der Abend, desto ausgelassener die Stimmung. Die Bedienungen an den Zapfhähnen kommen kaum noch hinterher. Immer mehr Paare lassen sich im Hochzeitzimmer trauen und verschwinden gelegentlich in dunklen Ecken. Fast alle kommen aus den gleichen Gründen hierher.

    "Weil der Tradition hat über viele Jahre hinweg und viele Sportler da sind, hübsche Körper, viele Fantasien von Kostümen her."

    "Es ist absolut lustig, wie die Leute verkleidet sind und das ist wirklich Spaß."

    "Coole Leute, tolle Stimmung, gutes Programm, immer eine gute Veranstaltung, super. Also es wurde gesagt, die Menschen, die alleine hierher gehen, gehen am Abend zu zweit nach Haus."