Zwischen heruntergekommenen Wohnblöcken in Studentski Grad, einem Viertel in Sofia, in dem über 30.000 Studenten wohnen: Der Putz fällt von der Fassade, die Straßen sind löchrig. Doch auf den freien, mit Müll übersäten Grünflächen stolzieren modisch gekleidete Menschen mit großen Sonnenbrillen. Vessela und Ivo sitzen in einem kleinen Straßencafé und nippen an ihrem Neskaffee. Die beiden Studenten der Technischen Universität sind fest davon überzeugt, dass die Zeit vorbei ist, wo die meisten jungen Bulgaren ihre Zukunft nur im Ausland sehen:
"Ich glaube, dass die meisten, wenn überhaupt, nur noch ins Ausland wollen, um sich zusätzlich zu qualifizieren. Sie wollen sich weiterbilden und danach wieder zurückkommen. Aber sie wollen nicht emigrieren."
Ivo nickt. Auch er hat keine Auslandspläne. Angst vor Arbeitslosigkeit braucht er mit seiner Ausbildung in Bulgarien nicht zu haben, meint er.
"Immer mehr internationale Firmen investieren hier, das schafft neue Arbeitsmöglichkeiten. Das Gehalt ist zwar niedrig, aber die Lebenshaltungskosten sind es auch, das ist ein großer Vorteil, und deshalb entscheiden sich immer mehr Leute hier zu bleiben."
"Ja, ich glaube, dass der EU-Beitritt vielen die Hoffnung gegeben hat, dass es jetzt aufwärts geht","
fügt Vessela hinzu,
""und dass es bald vielleicht keinen Unterschied mehr machen wird, ob man in Spanien lebt oder hier.2"
Ein solcher Optimismus unter jungen Leuten ist neu. In den letzen Jahren war der sogenannte brain drain, die Abwanderung gut ausgebildeter Arbeitskräfte, eines der vorherrschenden Themen in Bulgarien. Über 700.000 junger Menschen haben das Land in den letzten zehn Jahren verlassen. Doch dieser Trend scheint nun gestoppt. Koljo Kolev, Leiter des Meinungsforschungsinstituts Mediana, zeigt auf die Ergebnisse der letzten Umfragen.
""Sie können hier anhand der Zahlen sehen, was sich geändert hat in den letzten sieben Jahren. Wir haben gefragt: Denken Sie ernsthaft darüber nach zu emigrieren? Und schauen Sie: Allein im Vergleich zum letzten Jahr ist der Anteil dieser Menschen von 30 Prozent auf 12 Prozent gefallen. Das heißt, die allermeisten jungen Leute sehen nun ihre Zukunft in Bulgarien. Das sind absolut neuartige Zahlen."
Als Grund nennt Koljo Kolev vor allem die positive wirtschaftliche Entwicklung des Landes.
"Die Arbeitslosigkeit geht immer weiter zurück, besonders in Sofia. Dort beträgt sie nur noch etwa viereinhalb Prozent. Das heißt, die jungen Menschen haben eine sehr gute Perspektive, in Bulgarien eine Arbeit zu finden, die auch gut bezahlt ist. Wir haben jetzt in manchen Bereichen schon einen Mangel an Arbeitskräften, besonders in den Bereichen, die eine gute Ausbildung erfordern, weshalb dort die Gehälter auch von Jahr zu Jahr steigen."
Krassimir Todorov ist Student für Europäische Studien. Er wohnt zusammen mit zwei Mitstudenten im 5. Stock, Block 54. Ein Relikt des Sozialismus: Am Eingang zu jedem Block wacht eine Pförtnerin hinter einem Fensterchen, Einlass nur mit Chipkarte, Besuch über Nacht ist verboten.
Auf zwölf Quadratmetern sind drei Betten und Schreibtische, ein Regal und ein Schrank zusammengepfercht. Mit seinem Studienfach wird er sich vielleicht einmal einen Job in Brüssel suchen müssen, meint Krassimir. Doch wirklich wohl ist ihm bei dem Gedanken nicht.
"Ich ziehe es eigentlich vor, in Bulgarien zu bleiben. Der einzige Grund wegzugehen ist das Geld, aber hier hat sich die Situation in den letzten Jahren entscheidend verbessert. Es gibt natürlich sehr große Unterschiede. Auf dem Land hat sich zum Beispiel nur sehr wenig geändert, es gibt dort eine hohe Arbeitslosigkeit. Aber Bulgarien entwickelt sich, und es entwickelt sich in größeren Schritten als die Länder in Westeuropa."
Von draußen dringt Lärm ins Zimmer, es ist Abend geworden - Partyzeit in Studentski Grad. Unten packen Ivo und Vessela ihre Sachen zusammen. Sie haben eine Verabredung. Ein Freund ist gerade in Sofia, der nach mehreren Jahren in den USA entschieden hat, wieder nach Bulgarien zurückzukehren.
"Viele Leute, die in der Vergangenheit ins Ausland gegangen sind, kommen wieder zurück. Leute, die dort Karriere gemacht haben und viel Geld verdienen. Sie kommen auch deshalb zurück, weil sie Bulgarien einfach vermissen."
"Ich glaube, dass die meisten, wenn überhaupt, nur noch ins Ausland wollen, um sich zusätzlich zu qualifizieren. Sie wollen sich weiterbilden und danach wieder zurückkommen. Aber sie wollen nicht emigrieren."
Ivo nickt. Auch er hat keine Auslandspläne. Angst vor Arbeitslosigkeit braucht er mit seiner Ausbildung in Bulgarien nicht zu haben, meint er.
"Immer mehr internationale Firmen investieren hier, das schafft neue Arbeitsmöglichkeiten. Das Gehalt ist zwar niedrig, aber die Lebenshaltungskosten sind es auch, das ist ein großer Vorteil, und deshalb entscheiden sich immer mehr Leute hier zu bleiben."
"Ja, ich glaube, dass der EU-Beitritt vielen die Hoffnung gegeben hat, dass es jetzt aufwärts geht","
fügt Vessela hinzu,
""und dass es bald vielleicht keinen Unterschied mehr machen wird, ob man in Spanien lebt oder hier.2"
Ein solcher Optimismus unter jungen Leuten ist neu. In den letzen Jahren war der sogenannte brain drain, die Abwanderung gut ausgebildeter Arbeitskräfte, eines der vorherrschenden Themen in Bulgarien. Über 700.000 junger Menschen haben das Land in den letzten zehn Jahren verlassen. Doch dieser Trend scheint nun gestoppt. Koljo Kolev, Leiter des Meinungsforschungsinstituts Mediana, zeigt auf die Ergebnisse der letzten Umfragen.
""Sie können hier anhand der Zahlen sehen, was sich geändert hat in den letzten sieben Jahren. Wir haben gefragt: Denken Sie ernsthaft darüber nach zu emigrieren? Und schauen Sie: Allein im Vergleich zum letzten Jahr ist der Anteil dieser Menschen von 30 Prozent auf 12 Prozent gefallen. Das heißt, die allermeisten jungen Leute sehen nun ihre Zukunft in Bulgarien. Das sind absolut neuartige Zahlen."
Als Grund nennt Koljo Kolev vor allem die positive wirtschaftliche Entwicklung des Landes.
"Die Arbeitslosigkeit geht immer weiter zurück, besonders in Sofia. Dort beträgt sie nur noch etwa viereinhalb Prozent. Das heißt, die jungen Menschen haben eine sehr gute Perspektive, in Bulgarien eine Arbeit zu finden, die auch gut bezahlt ist. Wir haben jetzt in manchen Bereichen schon einen Mangel an Arbeitskräften, besonders in den Bereichen, die eine gute Ausbildung erfordern, weshalb dort die Gehälter auch von Jahr zu Jahr steigen."
Krassimir Todorov ist Student für Europäische Studien. Er wohnt zusammen mit zwei Mitstudenten im 5. Stock, Block 54. Ein Relikt des Sozialismus: Am Eingang zu jedem Block wacht eine Pförtnerin hinter einem Fensterchen, Einlass nur mit Chipkarte, Besuch über Nacht ist verboten.
Auf zwölf Quadratmetern sind drei Betten und Schreibtische, ein Regal und ein Schrank zusammengepfercht. Mit seinem Studienfach wird er sich vielleicht einmal einen Job in Brüssel suchen müssen, meint Krassimir. Doch wirklich wohl ist ihm bei dem Gedanken nicht.
"Ich ziehe es eigentlich vor, in Bulgarien zu bleiben. Der einzige Grund wegzugehen ist das Geld, aber hier hat sich die Situation in den letzten Jahren entscheidend verbessert. Es gibt natürlich sehr große Unterschiede. Auf dem Land hat sich zum Beispiel nur sehr wenig geändert, es gibt dort eine hohe Arbeitslosigkeit. Aber Bulgarien entwickelt sich, und es entwickelt sich in größeren Schritten als die Länder in Westeuropa."
Von draußen dringt Lärm ins Zimmer, es ist Abend geworden - Partyzeit in Studentski Grad. Unten packen Ivo und Vessela ihre Sachen zusammen. Sie haben eine Verabredung. Ein Freund ist gerade in Sofia, der nach mehreren Jahren in den USA entschieden hat, wieder nach Bulgarien zurückzukehren.
"Viele Leute, die in der Vergangenheit ins Ausland gegangen sind, kommen wieder zurück. Leute, die dort Karriere gemacht haben und viel Geld verdienen. Sie kommen auch deshalb zurück, weil sie Bulgarien einfach vermissen."