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Karrierebewusstsein und Jobgarantie

Früher waren sie Exoten, mittlerweile machen sie den öffentlichen Hochschulen Konkurrenz. Insgesamt 100 private Hochschulen gibt es. Jede Fünfte befindet sich in Berlin - deshalb tagt der Verband der privaten Hochschulen auch heute in der Hauptstadt.

Von Claudia van Laak |
    "Herzlich willkommen zu unserer Präsentation...... "

    Der Studiengang "Master in Management" an der privaten Hochschule ESCP Europe in Berlin. Zwei Jahre lang studieren die Teilnehmer in drei Ländern, absolvieren zwei Praktika und können im Idealfall mit drei Abschlüssen ihre Karriere starten. Die Studiengebühren: 11.500 Euro pro Jahr.

    "Das wird von meinen Eltern finanziert. Meine Eltern haben immer gefunden, wir sind ihre beste Altersversorgung, eine Investition in die Zukunft ihrer Kinder ist die beste Investition in die Zukunft, und deshalb wird mir das von zuhause aus ermöglicht"

    erzählt Wenzel Lobkowicz, er belegt den Studiengang "Master in European Business". Seine Eltern zahlen 19.000 Euro für drei Semester plus Wohnung und Lebenshaltungskosten. Die meisten, aber nicht alle Studierenden kommen aus wohlhabenden Elternhäusern. Yuliana Lyuleevas Mutter ist Krankenschwester. Sie verzichtet auf vieles, um mir dieses Studium zu ermöglichen, erzählt die gebürtige Russin. Eine staatliche Hochschule kommt für die 24-Jährige nicht infrage - sie schätzt an der privaten Business-School:

    "So ein richtig hochkonzentriertes Umfeld karrierebewusster Menschen, die auch den Kontakt zu den Unternehmen selber suchen, die schon zwei drei Praktika bei renommierten Unternehmen gemacht haben, die sich wirklich sehr hohe Ziele setzen und die sehr international sind."

    Acht von zehn Studierenden der ESCP Europe in Berlin haben keinen deutschen Pass - auf den Gängen des früheren Krankenhauses ist französisch genauso zu hören wie englisch oder spanisch. Ein wichtiger Grund für viele, zu uns zu kommen, weiß Rektor Ayad Al-Ani:

    "Ich glaube, dass es den privaten Hochschulen gelungen ist, hier Bereiche zu identifizieren, die von den staatlichen Hochschulen nicht abgedeckt werden können. Bei uns ist wichtig das Thema Internationalisierung. Wir sind die einzige Hochschule, die an fünf Standorten in Europa vertreten ist und deshalb ein internationales Umfeld bietet, das an staatlichen Hochschulen nicht gegeben ist."

    Außerdem: Wer an einer privaten Business-School studiert, der weiß - eine Management-Karriere direkt nach dem Studium ist so gut wie garantiert. Wenzel Lobkowicz:

    "Das ist schon auch wichtig, das kann man sich nicht wegdenken. Das ist ja etwas, wo wir hinwollen, und dass man hinterher eben die Wahl hat."

    Die Karrierechancen danach und ein zügiges Studium mit guter Betreuung - das sind die Hauptgründe für den Erfolg der Privaten, sagt Klaus Hekking, Vize-Vorsitzender des Verbandes privater Hochschulen:

    "Die Studienorganisation an privaten Hochschulen ist sehr straff, führt den Studierenden relativ kurz durch das Studium, führt dazu, dass er relativ schnell in den Arbeitsmarkt geht und sein eigenes Geld verdient, es vermeidet Langzeitstudien. Viele Eltern sagen, das ist sogar billiger, als wenn er keine Studiengebühren zahlt, weil sie sonst lange den Unterhalt bezahlen müssen."

    Der Verband privater Hochschulen setzt weiter auf Wachstum - in fünf Jahren soll jeder 10. Student in Deutschland an einer privaten Hochschule eingeschrieben sein. Neugründungen sind allerdings nur möglich nach einer erfolgreichen institutionellen Akkreditierung – dieses Verfahren stößt auf massive Kritik der privaten Hochschulen.

    "Hier hat sich im Gefolge des Bolognaprozesses eine beachtliche Akkreditierungsindustrie gebildet, die im Grundsatz keine rechtliche Basis hat, sie beruht auf informellen Beschlüssen der Kultusministerkonferenz, die sicherlich bindend sind für die staatlichen Hochschulen, aber die sicher nicht bindend sind für die privaten Hochschulen. Wir gehen sehr stark davon aus, dass das verfassungswidrig ist."

    Wann das Bundesverfassungsgericht allerdings diese für das Hochschulsystem bedeutsame Frage entscheidet, ist ungewiss.